1. 33 Jährige Mutter und Hausfrau, wie eine 19-Jährige (15 August 1980)

Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, muss ich mich in erster Linie an die unzähligen, unbeschreiblich schmerzhaften Erlebnisse erinnern. Nichtsdestoweniger wurden mir die Gnade und der Segen Gottes wie eine Flutwelle der Liebe zuteil.

Der Herr, der die Liebe selbst ist, heilte mich mit Seinem Kostbaren Blut am Kreuz an Leib und Seele: Er reinigte und heilte die vielen tiefen, nicht heilen wollenden Verwundungen an meiner Seele sowie alle Krankheiten meines Körpers, die als medizinisch unheilbar galten. Er gab mir das Ewige Wasser aus dem Brunnen der Erlösung, wodurch der Durst meiner Seele restlos gestillt wurde und sie ihre ursprüngliche Schönheit wieder erlangte.

Heute bin ich nun 33 Jahre alt, bin verheiratet, Hausfrau und Mutter von vier Kindern und müsste eigentlich  wegen des langen Leidensweges (Krebsleiden mit verschiedenen Krankheiten bzw. Nebenkomplikationen)  nicht gut aussehen. Aber der Herr Jesus Christus hat mein Aussehen durch diese Heilung in das einer 19-Jährigen verwandelt.

Ein Beispiel: Schon einige Male verlangte man beim Einsteigen in den öffentlichen Bus  keinen Ausweis von mir und forderte wie selbstverständlich den ermäßigten Schülerpreis, worüber meine Bekannten, die mich begleiteten, leicht irritiert waren.

Noch eine andere Episode: Eines Tages unternahm ich mit meinen Kindern einen Ausflug. Ein junger Mann, der wie etwa Mitte zwanzig aussah, versuchte mich anzumachen und sprach: „Fräulein, Fräulein, können wir uns treffen, ich möchte sie gerne kennen lernen“. Ich erwiderte ihm: „Oh, nein, das sind meine Kinder!“ Daraufhin sagte er: „Das nehme ich Ihnen nicht ab! Sagt, Kinder, sie ist doch eure Tante, nicht wahr?“ Die Kinder antworteten: „Sie ist unsere Mama.“ Aber er glaubte den Kindern nicht und sagte: „Du liebe Güte, Sie haben den Kindern recht gut beigebracht, sich zu benehmen.“, und wollte partout nicht glauben, dass ich ihre Mutter bin.

Ein anderes Mal, als ich mit meiner Tante unterwegs war, näherte sich ein Student und sprach mich an: „Könnten wir vielleicht zusammen ausgehen?“ Darauf gab ich ihm zu verstehen: „Ich bin eine verheiratete, gestandene Frau.“ Worauf er mir antwortete: „Sie scherzen aber gut.“, und glaubte es mir nicht.

Solche Missverständnisse häuften sich mit der Zeit. Und als ich den Friseursalon eröffnete, meinten einige Männer, ich sei eine ledige Frau, und machten mir ständig den Hof, worüber ich ziemlich genervt war.

Seit ich  Jesus Christus kennen gelernt habe, bin ich unendlich glücklich und dankbar, wollte meine Kunden wie den Heiland behandeln und begegnete  ihnen daher immer fröhlich und zuvorkommend. Obwohl ich selber die Eigentümerin war, sprachen die Kunden übereinstimmend: „Der Salon hat eine super Friseuse angestellt.“

Des Öfteren duzte man mich und bat mich um Erledigung kleiner Gefälligkeiten, die normalerweise nur für eine Auszubildende in Betracht kamen. An meine Angestellten, die etwa Mitte zwanzig waren, haben sie aber solche Bitten nicht gerichtet.

Eines Tages kam ein Herr herein. „Ist das der Schönheitssalon von Frau Hong-Sun Youn?“ Ich war gerade dabei, einer Kundin die Haare zu fönen. Ich erkannte im Spiegel, dass er ein Verwandter von mir war, und grüßte ihn richtig freudig mit den Worten: „Cousin, ich bin es.“ Aber er schüttelte leicht seinen Kopf und sagte: „Nein, Sie sind es nicht.“ Ich sprach nochmals: „Cousin, Sie sind doch aus Sanpo, nicht wahr?“. „Oh ja, das ist schon richtig, aber warum siehst Du denn auf einmal so jung aus?“ Er hatte mich gar nicht erkannt, obwohl ich gerade erst ein Jahr zuvor bei der Hochzeit seiner jüngeren Schwester den ganzen langen Abend mit ihm verbracht hatte. Ja, der Herr hatte mich fast 15 Jahre jünger gemacht als ich tatsächlich bin.

Ich hörte auch davon, dass viele meiner Nachbarn lästerten, ich sei die Geliebte meines Mannes. Aber für mich war die Welt so schön, alles machte mir Freude und überhaupt das Leben selbst war jeden Tag ein Geschenk des Himmels.

„Oh Herr, Du erwecktest sogar Tote zum Leben, und nun, wie hast Du mich, eine 33-jährige Hausfrau, in ein junges Mädchen verwandelt?“

Da hörte ich die leise, sanfte Stimme Jesu:

„Oh ja, geliebte Tochter!

Du bist neu geboren, seelisch und körperlich. Ich werde dich wie ein kleines Kind in der Krippe aufziehen und als Werkzeug benutzen. Du wirst in Zukunft als mein Kind viele trauernde und leidende Menschen trösten, also folge mir geradlinig nach!“


2. Das lebendige Gebet (27. August 1980)

Eine Stammkundin wollte sich nach einem Ehestreit scheiden lassen. Sie offenbarte mir, dass sie sich dazu entschlossen habe, sich wegen des Seitensprungs ihres Mannes scheiden zu lassen. Ich sagte ihr: „Denken Sie nach, dass Sie aufgrund Ihres Berufs Ihrem Ehemann und den Kindern vielleicht die nötigen Aufmerksamkeiten vorenthalten haben könnten. Des Weiteren versuchen Sie, die Schuld auch bei sich zu finden. Wenn Sie Ihrem Mann verzeihen und ihm in Liebe Ihre Hände reichen, wird er sich sehr schämen und Sie auf Händen tragen.“

Als sie diese Sätze hörte, zog sie ihre Augenbrauen hoch, blickte erstaunt mit riesigen Augen und schrie, „Was, soll ich etwa meinem treulosen Mann vergeben, der fremd gegangen ist? Niemals.“ Ich erwiderte: „Ja, es mag schon sein, dass ein Seitensprung in einer Ehe vorkommt, aber vielleicht denken Sie einmal darüber nach, dass womöglich der Teufel der Spaltung am Werk ist, um Ihr Glück zu zerstören.“ „Nein, ich kann ihm nicht verzeihen. Schauen Sie, Tag für Tag begebe ich mich zur Arbeitsstelle und schufte, um das nötige Geld nach Hause zu bringen. Er aber, statt sich um den Haushalt zu kümmern, vergnügt sich mit anderen Weibern. Wie kann ein gescheiter Mensch, der Frau und Kinder hat, derartiges tun? Ich habe gar kein Verständnis dafür.“ Sie wollte nicht den geringsten Schritt tun, um sich eventuell  mit ihrem Mann zu versöhnen. Ich aber gab nicht auf und versuchte durch  liebevolles Zureden, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, was mir jedoch nicht gelang. Deshalb entschloss ich mich, alles in die Hände des Heilandes zu legen und zu beten. Wie die meisten Frauen, wenn sich sie sich missmutig fühlen, sich eine äußere Veränderung wünschen, so wollte auch sie ihre Haare kurz geschnitten haben. Beim Schnitt fing ich an zu beten:

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Lass Deine Herrlichkeit durch mich, diese Sünderin, sichtbar werden.“ Ich machte das Kreuzeszeichen und jedes Mal, wenn ich ihre Haare schnitt, betete ich: „Bitte entferne in ihr den Hochmut.“ „Befreie sie von ihrem Hass.“ „Befreie sie vom Gram.“ „Erweiche ihr verstocktes Herz, das nicht vergeben kann.“ „Lösche ihren Egoismus.“ „Befreie sie von Neid und Eifersucht und all den bösen Angewohnheiten in ihrer Familie.“

Nach dem Haarschnitt fönte ich ihre Haare und bemühte mich, sie so schön wie möglich zu frisieren und betete: „Herr Jesus Christus, Du hast nun all die schlechten Eigenschaften dieser Frau aus ihrer Seele verbannt. Bringe ihre Seele wieder in Ordnung, erwecke die erlösende Liebe in ihr und schmücke ihre Seele mit vielen Tugenden. Befreie sie von der Attacke des Teufels der Spaltung, der diese Familie zu zerstören versucht. Schenke ihrer Familie Deine Gnade, damit sie eine Gemeinschaft der Liebe werde, um dadurch Dir und Deiner Mutter zur Ehre und zum Trost zu gereichen und ein Leben voller Dankbarkeit zu führen.

In diesem Moment hörte ich die leise, aber freundliche und liebevolle Stimme Jesu:

„Meine kleine Seele, genau das ist es!

Ein solches Gebet ist genau das, was Ich wirklich will, nämlich alle Handlungen im Alltag in Gebete zu verwandeln (Das lebendige Gebet). Dieses Gebet gleicht einer sanften Aufopferung, da sie mit Meiner Liebe sowie mit der Nächstenliebe vereint und aus Meinem liebevollen Herz entsprungen ist. Daher weile Ich in dir und kann mit dir leben. Darum bist du Meine kleine Seele!“


3. Fester Trittstein unserer Liebe (28. August 1980)

Am nächsten Tag betrat die oben erwähnte Frau turtelnd mit einem Herrn meinen Friseursalon. ‚Wer könnte der Herr wohl sein?’ Fragend blickte ich die Frau an. Sie lächelte mich an, zog an der Hand des Mannes und sagte etwas verlegen zu mir: „Tja, dies ist mein Mann.“ Und dann teilte sie mir mit, sie sei auf dem Weg nach Hause zu einer Erleuchtung gekommen. Es sei doch ihr Fehler gewesen, dass es zu den Problemen in ihrer Ehe gekommen war. Genau wie ich ihr geraten hatte, so hatte sie sich ihrem Mann gegenüber sehr nett verhalten und über die Begegnung mit mir berichtet. Er hatte sich sehr darüber gefreut und sie gefragt, wo der Friseursalon sei. Er war zu der Meinung gekommen, dass ich die Retterin seiner Ehe sei. Ich habe den Neuanfang seiner Familie ermöglicht. So hatten sie mich heute Morgen besucht, um ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Dann sagte sie zu mir: „Wir haben uns fest entschlossen, uns zu bemühen, den Anderen besser zu verstehen, einander zu lieben und gemeinsam im Dialog den Alltag zu meistern. Unsere Liebe wäre beinahe zu Bruch gegangen, doch dank Ihrer Hilfe ist sie gerettet worden, vielen herzlichen Dank.“

In diesem Augenblick flossen heiße Tränen der Dankbarkeit aus meinen Augen, da der Herr, der die Liebe selbst ist, mein Gebet erhört hatte. Ununterbrochen musste ich weinen vor Freude und aus Dankbarkeit zum Herrn, da er seiner unwürdigen Sünderin die Bitte nicht abgeschlagen hatte. Umgehend erwiderte ich den beiden: „Nein, es ist nicht mein Verdienst. Der Herr Jesus Christus liebt Sie beide über alles. Darum hat er Ihnen ein neues Familienglück geschenkt. Bedanken Sie sich beim lieben Heiland und vergessen Sie nie, was der Herr für Sie getan hat. Sie sollten auch in Zukunft immer in Dankbarkeit leben.“ Daraufhin antwortete das Ehepaar: „Aber ja, selbstverständlich. Wir wollen nun auch katholisch werden.“

Anschließend bat er mich, ob ich auch ihm die Haare schneiden könne. Ich bejahte freudig, bekreuzigte mich zuerst und genau, wie ich es bei seiner Ehefrau getan hatte, betete ich das lebendige Gebet, so wie der Herr es mich gelehrt hatte. Nachdem ich damit fertig war, seine Haare, dem lebendigen Gebet folgend, zu schneiden, schaute er in den Spiegel und meinte, „So einen schönen Haarschnitt hatte ich noch nie, seit ich auf Erde lebe. Darf ich wiederkommen? Er freute sich riesig über seine Frisur. Das wiederum erstaunte seine Frau nicht schlecht, denn er hielt nicht viel von einer Friseurin, lieber ging er zu einem Friseur.

In diesem Moment hörte ich die leise, liebevolle Stimme des Heilandes:

„Meine geliebte kleine Seele!

Dein liebevolles Herz, das danach brennt, bei den in Not geratenen den Frieden wiederherzustellen, schenkt der Seele Freude und erfüllt Mein verwundetes Herz mit Wonne.“

„Oh, mein Herr, ich tat nur meine Pflicht.“


4. Mit einem Druck an einer bestimmte Stelle machte er mich aufmerksam

Im Jahr 1980 befand ich mich im letzten Stadium einer Krebserkrankung. Die Metastasen hatten meinen ganzen Körper in Besitz genommen, und ich wartete nur noch auf den Tod. Mein Mann wollte, quasi als letzten Strohhalm, einen katholischen Priester zur Notberatung hinzuziehen. Seinem Wunsch folgend, gingen wir zusammen zur Kirche, und ich fand Trost bei den Worten des Pfarrers.

Drei Tage später hörte ich eine Stimme sagen: „Nähere dich der Bibel! Die Bibel ist Mein lebendiges Wort.“ Sofort schlug ich die Bibel auf und fand Lukas 8 Vers 40-56: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!“ „Fürchte dich nicht! Glaube nur, so wird sie gerettet werden!“ Sofort verstand ich, dass der Herr Jesus mir diese Worte eingab, und antwortete laut mit „Amen.“ Zeitgleich fühlte ich, dass der Teil der Metastasen-Geschwülste, der aus dem After herausgetreten war, in den Körper hineingezogen wurde. Ich tastete dort und stellte fest, dass tatsächlich die Geschwulst verschwunden war. Um sicher zu gehen, ob ich wirklich geheilt war, ließ ich mich in einer Klinik in Naju untersuchen. Nach Abschluss der Untersuchungen stellten die Ärzte fest, dass sämtliche Krebszellen aus meinem Leib verschwunden waren. Die Metastasen, die meinen ganzen Körper in Besitz genommen hatten, waren alle spurlos verschwunden. Mein bis dato niedriger Blutdruckwert von 40-50mmHg war auf 80-120mmHg gestiegen, war also wieder völlig normal, und plötzlich war ich kerngesund.

Ab diesem Zeitpunkt nahm der Herr mich an Seine Hand wie ein Kind, räumte mir alle Steine aus dem Weg, so dass ich nicht einmal stolperte, und führte mich auf den Weg der kleinen Seele. Gleichzeitig entdeckte ich etwas Erstaunliches: Jedes Mal, wenn ich Dinge tat, die nicht Seinem Willen entsprachen, oder ich nicht die Richtung einschlug, die er wollte, machte er sich bei mir bemerkbar, indem Er mich ein Stechen spüren ließ wie das Pieksen eine Kanüle. Und wenn ich dann eine andere Richtung einschlug, dann verschwand dieses Stechen wieder.

Eines Tages wollte ich eine meiner Angestellten, die sich häufig an der Kasse vergriff, zur Rede stellen. Doch als ich sie darauf ansprechen wollte, piekste mich der Herr und ich hielt sofort meinen Mund. Bei der nächsten Gelegenheit griff dieselbe Angestellte erneut in die Kasse. Da ich diesmal das ‚Pieksen’ nicht spürte, ermahnte ich sie mit gütigen Worten, und sie nahm es dankbar an. Ich glaube, der Herr wollte mich prüfen, inwieweit ich meinen eigenen Willen dem Seinen unterordne.

Noch ein anderes Erlebnis möchte ich schildern: Ich war als freiwillige Helferin für die ‚Charismatische Bewegung’ tätig. Eines Tages, als ich gerade zum Gebetstreffen aus dem Hause wollte, kam ein junger Mann, um mit mir zu sprechen. Da aber für mich als freiwilligem Helfer wegen diverser Aufgaben Anwesenheitspflicht bestand, wollte ich ihn auf einen späteren Termin vertrösten. In diesen Augenblick piekste mich der Herr, und ich verzichtete auf das Gebetstreffen und nahm mir die Zeit zu einem Beratungsgespräch mit ihm.

Der Herr machte mich immer dann darauf aufmerksam, wenn Ihm mein Vorhaben nicht wohlgefällig war. Auf diese Art und Weise korrigierte Er meine Fehler, ließ mich auf viele Dinge verzichten, die ich gerne getan hätte bzw. die ich für absolut richtig hielt, und führte mich. Da er mich persönlich führte, musste ich mir keinerlei Sorgen machen oder grübeln, wenn ich eine Entscheidung zu treffen hatte.

„Oh, mein guter Herr, mein Geliebter!

Du liebst mich so sehr, diese unwürdige, primitive Sünderin, und führst mich auf den rechten Weg. Was könnte ich, die Sünderin, Dir schenken. Nur Beschämung könnte ich Dir geben. Aber ich wünsche mir nur Dich, Du allein genügst mir. Nur Du allein bist der Herr meines Lebens, meine Freude und meine Hoffnung. Du führtest mich allezeit nur mit Liebe. Darum will ich mich bemühen, ein österliches Leben zu führen mit immerwährendem Dank.

Dir sei Ehre, Lobpreis, Anbetung und Dank durch mich."

„Meine kleine Seele, die du als Apostel meines Heiligsten Herzens berufen bist!

Meine Tochter, die du alle deine Schmerzen hochherzig aufopferst!

Allezeit bekennst du dich als unwürdig und hängst an Mir, du Kristall der Demut und der Liebe. Du wirst Zeugin Meiner Größe und unendlichen Liebe sein.“


5.  Kampf mit den Teufel (13. Oktober 1980)

Mein Kampf mit den Teufeln begann schon während meiner ersten hl. Messe an der ich als Taufkandidatin teilnahm. Die Teufel gaben mir keine Ruhe. Sie  attackierten mich während der ganzen hl. Messe: Sie zogen plötzlich meine Schultern an sich, kniffen erbarmungslos meine beiden Hände und in den Nacken und pressten mich mit gewaltiger Kraft zu Boden. Als ich trotzdem nicht darauf reagierte, packten sie meine Haare und zogen sie mit aller Kraft nach hinten, so dass mein Körper fast nach hinten geschleudert wäre. Zwar hat der Herr Jesus Christus mir über dieses Ereignis nicht Bescheid gegeben, doch wusste ich von einer inneren Eingebung her, dass diese Dinge nur von Teufeln stammen konnten.

Die gezielte Attacken der Teufeln auf mich wurden bei jeder hl. Messe fortgesetzt: Sie störten mich laufend, indem sie mich schlugen, mich an sich zogen - insbesondere packten sie meine Haare und zogen heftig daran. Dagegen wehrte ich mit einem festen Handschlag - obwohl ich die Teufel nicht sehen konnte - und den leisen Worten: „Ich gehöre von nun an nur dem Herrn Jesus Christus. Auch wenn ihr mich drangsaliert und mir mit allen möglichen Methoden Leiden zufügt, werde ich nie mehr Dinge tun die euch gefallen...“

Zeitgleich spürte ich an meiner Seite einen gewaltigen Stoss. Ich schrie vor Schmerzen laut auf, schlug mit aller Kraft meiner beiden Händen gegen die Teufel und betete:

„Herr, was könnte ich Sünderin überhaupt aus eigener Kraft erreichen. Daher bitte ich Dich: Verjage die Teufel, die mich bei jeder hl. Messe drangsalieren, mit Deiner ganzen Macht. Dies erbitte ich nicht, weil ich nicht drangsaliert werden möchte, sondern aus Rücksicht auf die anderen Teilnehmer der hl. Messe, damit sie nicht in ihrer Andacht gestört werden.“

Und sogleich hatte ich meine Ruhe.

Ich war in Sorge, dass viele Leute das ganze Geschehen mitbekommen haben könnten, vor allem, als ich vor Schmerzen laut aufschrie. Jedoch, als ich nach links und rechts schaute, saßen die Menschen seelenruhig, als ob sie von dem Geschehen gar nichts mitbekommen hätten. Auf dem Weg nach Hause berichtete ich meinem Mann, was sich während der hl. Messe zugetragen hatte und fragte ihn, ob er etwas davon gemerkt hätte. Doch er erwiderte mir: „Was, so etwas hat sich ereignet? Selbst ich habe davon nichts mitbekommen, obwohl ich direkt neben dir saß. Über diese Reaktion war ich sehr erstaunt. Das war doch weder Vision noch Traum, es war pure Realität. Aber wie kann es dann sein, dass nicht einmal mein Mann, der direkt neben mir saß, etwas davon mitbekommen hatte? Das kann nur das Werk Gottes gewesen sein. Als ich meine Gedanken wieder geordnet hatte, fing ich an zu beten:

„Oh, mein einziger Herr, mein Leben, mein Alles!

Meine Wenigkeit, diese unwürdige, unbedeutende Person gehört ganz Dir. Aus meinen ganzem Herzen, meiner Seele und meinem Leib will ich nur Dich lieben und Dir folgen. Entferne allen Schmutz aus meiner Seele, die Balken aus meinen Augen und reinige mich mit Deinem Heiligsten Blut.

Wenn ich Dir helfen kann, Deinen Willen zu erfüllen, auch wenn es nur ein Bruchteil wäre, so bin ich bereit, Dir zu folgen. Selbst wenn der Weg mit Leid verbunden und dornenvoll wäre, ginge ich diesen Weg mit großer Freude, denn dies bedeutet für mich ein glückliches Leiden. In großer Hoffnung rufe ich laut bei Tag und Nacht: Lass mich Dein Werkzeug sein, lass durch mich Deine Ehre sichtbar werden.“

„Meine geliebte Tochter!

sorge dich nicht, habe keine Angst und folge Mir nach.“

„Herr, wenn ich Dir folge, habe ich weder Angst noch Sorgen.“

„Oh, ja, Ich weiß das sehr gut. Dein steter glühender Eifer Mir gegenüber macht Mich stets glücklich, darum bist du ja Mein Liebling.“

„Herr, ich bin nur eine unwürdige, unbedeutende Sünderin.“

„Jawohl, gerade weil du dich dazu bekennst, unwürdig und unbedeutend zu sein, wohne Ich in Deinem Herzen.“

„Aber warum können die Teufel mich dann derart quälen, obwohl Du in mir wohnst?“

„Das ist die Attacke der Teufel, die dich vernichten wollen, weil sie genau wissen, dass du für Mich arbeiten wirst. Sie wissen nur zu gut, dass du als Helferin Meines Rettungswerks erwählt bist, dass du sowohl als bedeutender Eckstein ihre Machenschaften, vor allem alle Seelen von Gott zu trennen, verhindern wirst, als auch als Mein Mitstreiter viele Seelen ihren Krallen entreißen wirst. Darum werden sie dich weiterhin ununterbrochen peinigen und mit aller Mühe und Strategie erbitterten Kampf leisten, um schließlich dich von Mir zu trennen. Sie werden sogar versuchen, dich zu töten. Du jedoch brauchst keinerlei Angst zu haben. Meine Macht entfaltet seine volle Stärke in einer schwachen Person. Also bleibe stets wach, bete und vertraue Mir gänzlich.“

„Ja, mein Herr, ich bemühe mich immerwährend wach zu bleiben und will beten. Du aber hilf mir in jeder Sekunde, denn ich vermag überhaupt nichts ohne Deine Hilfe.“

„Aber ja, Ich werde zu jeder Zeit mit dir sein und dich persönlich aufziehen.“

„Oh, Herr! Meine Liebe, mein Alles. Alles lege ich in Deine Hände, mir geschehe nach Deinen Willen, Amen.“


6. Heilung der Klara Kim (Januar 1981)

Ich war in meinem Frisiersalon gerade dabei, einer Kundin die Haare zu frisieren, als eine Bekannte, Klara Kim, sich mit ihrem schwerfälligen Körper in den Frisiersalon schleppte. Sie ließ sich mit ausgebreiteten Beinen einfach auf das Sofa plumpsen. Ich sah, dass sie krank war. Mit Herrn Paulus, Moon-Sik Lee, dem Vorsitzenden der Charismatischen Bewegung, der durch die Vorsehung Gottes anwesend war, entschloss ich mich, Klara nach Hause in Gwangju zu bringen. Wir nahmen ein Taxi.

Bei ihr zu Hause angekommen, ging ich zur Toilette. Dort musste ich vor Schreck den Atem anhalten: Das ganze Bad war überall mit Blut verschmiert, es glich einem einzigen Schlachtfeld. Später erfuhr ich, dass sie bei der Geburt ihres Sohnes eine starke Gebärmuttersenkung sowie Hämorrhoiden bekommen hatte und seitdem unter Blutfluss litt. Sie hatte für einige Zeit in einer Klinik zur stationären Behandlung gelegen. Da aber das Ganze eine langwierige Sache geworden, sie aber nicht krankenversichert war, war sie auf eigene Verantwortung nach Hause gegangen. Trotzdem wurde es für sie eine sehr teure Angelegenheit. Seitdem nahm sie nur noch gelegentlich, wenn es wirklich nötig war, ambulante Behandlungen in Anspruch. Ansonsten erduldete sie alle Schmerzen, wenn es ihr nur irgendwie möglich war. Wegen ihres Zustandes wäre sie am liebsten gestorben, denn so schlimm empfand sie ihre Schmerzen bzw. ihr Leben. Doch aus Liebe zu ihrem Kind wollte sie leben. Sie bemühte sich trotz der starken Schmerzen, das Beste zu geben, und versuchte den Alltag gut zu meistern.

Ich sagte ihr, sie möge sich bitte hinlegen. Dann legte ich meinen Daumen auf ihren After sowie die anderen vier Finger auf die herausgetretene Gebärmutter und betete inbrünstig für ihre Heilung. Nach dem Gebet schaute ich im Hause nach, ob alles in Ordnung sei. Die Zustände im Hause waren katastrophal: Berge von Wäsche entdeckte ich, vor allem Mullbinden, welche mit Stuhlgang sowie mit Blut verschmiert waren. Ich fing an, die Wäsche zu waschen, säuberte das Haus und brachte das Haus in Ordnung. Als ich mit der Arbeit fertig war, war es schon Abend geworden.

Am nächsten Tag kam Klara eilig in meinen Frisiersalon gelaufen. Sie strahlte vor Freude und berichtete mir: „Julia, Julia, ich bin geheilt worden, alles ist verschwunden. Die Gebärmutter ist zurückgegangen, die Hämorrhoiden sind weg und die Blutung hat einfach aufgehört. Mein Mann, der Atheist, sagte, es gebe doch Gott und er lasse sich taufen. Er will mit mir zur Kirche gehen und ein guter Katholik werden.“ Und sie erzählte munter weiter, dass ihr Mann sich sehr gefreut habe, dass es nun doch möglich geworden sei, mit ihr Zärtlichkeiten auszutauschen.

„Herr, Jesus Christus, Dir sei Lob, Preis und Dank in alle Ewigkeit.

Bei Dir gibt es nichts Unmögliches. Du erwecktest sogar Tote zum Leben. Wenn Du nur willst, gibt es nichts, was Du nicht ermöglichen kannst.

Wir sind unfähig, denn allein vermögen wir gar nichts.“

„Oh ja, meine süße Tochter! Ich werde durch dich, die du dich für unwürdig und unbedeutend hältst, das Wunder der Liebe bewirken. Folge Mir nach, wohin Ich dich auch führe, mit deiner ganzer Liebe.“


7. Der Sohn der Klara Kim konnte keinen Stuhlgang verrichten (November 1981)

Klara Kim brachte mir ihren Sohn mit der Bemerkung, dass er schon seit einigen Tagen keinen Stuhlgang mehr verrichten konnte. Zum Glück waren der Vorsitzender, Paulus Lee, und einige Mitglieder der charismatischen Bewegung anwesend. So konnte ich unauffällig gemeinsam mit ihnen für Klara beten (Anmerkung der Übersetzerin: Julia Kim wollte aus gegebenem Anlass nicht alleine für die Heilung beten, weil die Geheilten, statt Gott die Ehre zu erweisen, sie angehimmelt hatten). Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich womöglich nicht für ihn gebetet.

Ich nahm das Kind in meine Arme und betete. Plötzlich bekam ich heftige  Bauchschmerzen, und Blähungen entwichen meinem Gesäß mit einem Geräusch, das jedermann gut hören konnte. Zwar waren die Geräusche niedlich anzuhören, wie von einem Kleinkind, dennoch war mir das sehr peinlich, weil sich auch einige Männer im Kreis befanden. Ich bekam ein knallrotes Gesicht. In diesem Moment bemerkte Paulus Lee: „Aber Julia, was soll dieses Pupen?“ Ich erwiderte: „Ja, da ich gebläht habe, nehme ich an, dass dieses Kind nun den Stuhlgang haben wird.“ „Aber nein, ich glaube eher, dass das nur eine Ausrede ist, weil es Ihnen peinlich ist.“ So neckte mich Paulus Lee.

Daraufhin nahm ich schnell das Kind zu mir, machte die Windel frei und sah, wie das Kind zu meiner Überraschung tatsächlich in diesem Augenblick eine gute Portion Stuhlgang abführte. Als Paulus Lee dies sah, sagte er: „Oh Julia, entschuldige bitte. Obwohl ich schon oft Zeuge geworden bin, wie du stellvertretend für Andere Schmerzen erlitten hast, habe ich dich vor allen Leuten bloß gestellt. Bitte, verzeihe mir. Ich bin hier der Älteste, trotzdem habe ich mich daneben benommen.“ Ich erwiderte prompt: „Keine Ursache, Herr Vorsitzender. Wenn ich beim Wirken für Gott bloß gestellt werde, gereicht das umso mehr zur Ehre Gottes, nicht wahr? Ich muss mich doch bei Ihnen bedanken.“ Im selben Augenblick hörte ich die Stimme des Herrn.

„Oh ja, mein Baby! Wie kann Ich dich nicht lieben. Du bist Mein Liebling, selbst wenn Ich dich in Meinen Augapfel hineinversetzte, würde Ich keine Schmerzen verspüren. Ich werde immer mit dir sein und wünsche, dass du immer als reine Seele wie jetzt an Meiner Seite bleibst.“

„Oh, oh meine Liebe, mein Herr!

Wie könnte ich Dir je für Deine Liebe danken, die Du Deiner unwürdigen Sünderin entgegenbringst.“


8. Die tägliche hl. Kommunion wirkt auf meine Seele wie ein süßer Regen (Ostern, April 1981)

Der tägliche Besuch der hl. Messe ist mein Lebenselixier. Schon als Taufkandidatin fehlte ich kein einziges Mal bei der täglichen hl. Messe. Zwar durfte ich als Taufschülerin noch keine hl. Kommunion empfangen, jedoch mein innigstes Verlangen, Jesus zu begegnen, veranlasste mich täglich, zur hl. Messe zu fahren. Obwohl ich als Taufschülerin noch so sehr begehrte, mich mit dem Heiland zu vereinigen, musste ich mich während meiner ganzen Vorbereitungszeit mit der geistigen Kommunion begnügen. Nach langer, langer Wartezeit war es endlich soweit: Ich wurde getauft und durfte die erste hl. Kommunion empfangen.

Oh, wie sehnsüchtig hatte ich auf diesen Tag gewartet, und wie leidenschaftlich war mein Verlangen nach Gott.

Ich vermag meine überwältigende Freude mit nichts auf der Welt zu vergleichen: Hätte das Glücksgefühl eines Reisenden in der Wüste, der nach drei Tagen und Nächten des Umherirrens endlich eine Oase gefunden hatte, größer sein können als das meine? Oder ein Bauer, der sieben Jahre Dürre auszuhalten hatte, doch nun den ersehnten Regen bekam - wäre seine Freude und Wonne überwältigender als die meine? Ich glaube nicht.

Oh, Herr Jesus Christus, der Du wahrhaftig in der heiligen Eucharistie zugegen bist! Oh, meine ganze Liebe, mein Herr!

Wie glücklich kann ich mich schätzen, wenn ich daran denke, dass Du nun in mir wohnst! Dieses große Glück und die Freude lassen sich mit nichts in der Welt vergleichen. Jetzt kommt täglich mein Geliebter, mein Herr Jesus Christus persönlich zu mir.

Der Herr, der mit dem Empfang der täglichen hl. Kommunion als süßer Regen für meine Seele zu mir kommt, spricht leise und flüstert mit liebevoller Stimme zu mir:

„Mein geliebtes Baby,

zu betrachten, wie du Mich mit brennender Sehnsucht begehrst, macht Mich unendlich glücklich, so dass Ich sogar alle Sünden der Welt vergessen könnte.“

„Oh, mein Herr, ich bin nur eine unwürdige Sünderin, aber auch meine Freude kennt keine Grenzen.“

„Genau das ist es. Weil du dich für gering hältst, wohne Ich in dir.“

„Herr, dass Du mich, diese unendlich Unwürdige, so sehr lieb hast, dafür möchte ich Dir nur danken. Bitte verlass mich nie und bleibe immer bei mir, ja?“

„Aber ja, Ich werde jederzeit in kleinen Seelen wie dir sein, stets durch sie wirken und in ihnen wohnen.“


9. Meine Mutter verletzte sich am Rücken (29. April 1981)

Ich war in meinem Frisiersalon gerade dabei, einer Kundin die Haare zu frisieren, als meine Schwiegermutter den Laden betrat. In einem schäbigen Ton sprach sie mich mit den Worten an: „Du, ich muss mit dir reden.“ So ließ ich alles stehen und kam der Aufforderung meiner Schwiegermutter nach. Sofort fuhr sie mich vorwurfsvoll an: „Wie kannst du nur so etwas tun?“ Da ich keine Ahnung hatte, um was es sich hierbei handelte, fragte ich sie vorsichtig: „Worum geht es denn, Mutter? Habe ich vielleicht irgendwas verbrochen?“ „Ja, warum hast du zu meiner 60. Geburtstagsfeier meine Bekannte xy nicht eingeladen?“ In der Tat hatte ich sie nicht eingeladen, weil sie die Einladung ihrer Bekannten selbst schicken wollte.

„Wieso, du wolltest dich doch selber darum kümmern.“ Sie fuhr fort: „Ja, aber warum hast du dann kein einziges tröstendes Wort für deine Schwägerin übrig gehabt, als du sie in der Klinik aufgesucht hast?“ „Aber Mutter“, erwiderte ich, „warum sollte ich keine tröstenden Worte gesprochen haben? Ich sagte ihr, dass  es zwar nicht einfach sei, alle Leiden zu ertragen, doch sie solle sie still ertragen und Gott als Opfergabe schenken.“ „Aber sie hat mir gesagt, dass du kein einziges Wort für sie übrig gehabt hättest. Mehr noch, du seist einfach weggegangen, ohne ein Wort mit ihr gesprochen zu haben.“ Außerdem warf sie mir noch diverse andere Dinge vor. Ich habe zwar nicht richtig verstanden, warum sie Dinge, die gar nicht stimmten, mir zum Vorwurf machte. Ich dachte aber: .Na ja, vielleicht es ist meine Schuld. Ich habe ihr womöglich einen Anlass gegeben, wenn sie sich derart aufregt.’ Darum sagte ich: „Mutter, ich weiß, dass du wegen der vielen Geschwister (sie hat acht Kinder) viele Sorgen hast“.

Daraufhin wurde sie wütend und sprach laut: „Wie, hast du etwa zu unserem Essen beigetragen, uns Kleidung gegeben oder Schulgeld übernommen, du verlogenes Ding? Denke immer daran, was für eine armselige Person du bist! Überhaupt, merke dir gut, dass du nur wegen deines Ehemannes so gut lebst, du Miststück.“

Sie fuhr mit schrecklichen Beschimpfungen fort, die man eigentlich gar nicht in den Mund nehmen sollte. Da schritt meine Mutter ein, die bis dahin neben ihr gestanden und alles geduldig mit angehört und ertragen hatte, weil sie dieser unflätigen Beschimpfungen überdrüssig war. „Schwägerin, lasst uns ins Zimmer hineingehen und über alles in Ruhe reden. Hier ist doch der Laden und die Gäste müssen nicht alles mit anhören.“ Daraufhin schubste sie meine Mutter unbarmherzig weg mit den Worten: „Wer bist du denn, was willst du?“ Durch die plötzliche Attacke fiel meine Mutter wuchtig gegen eine Ecke des Mobiliars und verletzte sich den Rücken schwer. Von dem lauten Knall überrascht, kamen auch die Gäste aus dem Frisiersalon zu uns herein.

Meine Mutter musste wegen der schweren Rückenverletzung das Bett hüten. Es folgten für mich sehr anstrengende Tage, da ich außer meiner beruflichen Tätigkeit nebenbei auch noch meine Mutter pflegen musste. Aber was mich zornig machte, waren die Worte meiner Schwiegermutter: „Hast du uns je etwas zu essen gegeben, uns Kleidung geschenkt oder Schulgeld übernommen?“ Sie gingen mir nicht aus den Ohren, dröhnten wie Gongschläge und raubten mir gänzlich den inneren Frieden.

In mir kamen alte Erinnerungen wieder hoch: Vom ersten Tag meiner Heirat an musste ich mit meinem Mann im Haus der Schwiegerfamilie schuften. Ohne Rücksicht auf meine Gesundheit arbeitete ich pausenlos, um meine Schwiegerfamilie mit Essen, Kleidung sowie Schulgeld für den Schwager zu versorgen. Ich verkaufte sogar Juwelen, die ich anlässlich meiner Verlobung bzw. Hochzeit geschenkt bekommen hatte. Nicht nur ich habe geschuftet, auch meine Mutter leistete einen großen Beitrag: Sie pachtete eine Ackerfläche und baute Reis und Getreide an, um meine Schwiegerfamilie zu unterstützen. Als dann der 5. Schwager das zweite Staatsexamen seines Jurastudiums bestanden hatte, hörte ich dennoch nicht auf, ihnen weiterzuhelfen...

Was mussten meine Kinder im Gegensatz zu ihnen nicht alles entbehren? Ich musste sparen, wo ich nur konnte! Für meine Kinder kaufte ich nur das Nötigste. Selten gab es Fleisch zu essen. Obst kaufte ich meistens nur dann, wenn es nicht mehr schön aussah, weil es dann preiswerter war, und Kleider nähte ich selber aus getragenen Sachen.

Und nun musste ich mir so etwas Undankbares anhören! Wie konnte sie etwas Derartiges behaupten, was ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach? Ich hätte ihr alles verzeihen können, wenn es nur mich betroffen hätte. Jegliche Beleidigungen, Gewalt, ja sogar eine Tötungsabsicht gegen mich hätte ich freudig hingenommen. Aber dass sie jetzt sogar meine Mutter, die für ihr einziges Kind ihr Leben lang geschuftet hatte und nun mit den Erträgen ihrer harten Ackerarbeit meine Schwiegerfamilie finanziell unterstützte, statt sich ein schönes Leben zu gönnen, derart beleidigte und verletzte, konnte ich nicht hinnehmen. Was meine Schwiegermutter meiner Mutter angetan hatte, würde ich ihr niemals verzeihen können. Es tat mir in tiefster Seele weh und so grämte ich mich immer wieder.


10.  Zwei Tage lang keine Verzeihung (30. April 1981)

Die Tage vergingen wie in einem einzigen Alptraum. Ich konnte mich noch so sehr bemühen, diesen Vorfall zu vergessen bzw. meiner Schwiegermutter zu verzeihen, alles war vergebens. Es gelang mir einfach nicht, ihr zu verzeihen. Selbst in früherer Zeit, als ich Gott noch nicht kannte, hatte ich nie gegen jemanden einen derart starken Groll gehegt oder war so nachtragend gewesen.

Doch Tatsache ist, dass meine Mutter anlässlich des 60. Geburtstags meiner Schwiegermutter ein großes Festmahl für sie vorbereitet hatte - ohne jegliche Unterstützung der Schwiegerfamilie. Meine Mutter hatte hierfür ihre leiblichen Schwestern zu sich bestellt. Mit ihnen bereitete sie tagelang die Festspeisen zu und zauberte ein wunderschönes Büffet, um dadurch den Geburtstag meiner Schwiegermutter würdig zu begehen.

Meine Schwiegermutter besuchte mich einen Tag später, also gestern, in meinem Frisierladen und konfrontierte mich mit dem Vorwurf, dass ich mich nicht genügend um ihre Verwandten gekümmert hätte. Sie war so undankbar und machte mir eine Szene! Das allein genügte ihr anscheinend noch nicht: Sie verletzte sogar meine Mutter, welche doch ohne Hilfe ihrer eigenen Verwandten die ganze Feier für sie organisiert hatte und finanziell dafür aufgekommen war.

Nein, ich konnte ihr wirklich nicht verzeihen! Dabei hatte es sich folgendermaßen  zugetragen: Die Verwandten meiner Schwiegerfamilie waren gekommen, saßen am gedeckten Tisch und speisten. Keiner von ihnen rührte jedoch einen Finger, als die ein oder andere Arbeit zu erledigen war. Bei diesem Gedanken entbrannte ich voller Wut und konnte es nicht mehr ertragen, dass meine Mutter, die doch nur für mich, für mein Glück, ihr Leben aufopferte, derart schlecht behandelt wurde. Wenn wenigstens mein Mann, der ja über alle diese Vorgänge Bescheid wusste, einen tröstenden Satz wie „Was soll man da machen, sie ist nun mal so! Wir als Kinder sollten alles erdulden und dies aufopfern.“ Gesprochen hätte, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Aber mein Mann reagierte zornig. Statt zu schlichten, verbot er mir, über seine Mutter zu reden. So dachte ich: Nein, hätte ich doch nur einen Waisen geheiratet und ihm allein meine ganze Aufmerksamkeit gewidmet, ich wäre jetzt bestimmt glücklicher.

Ich wollte mir niemals von anderen Leuten sagen lassen, dass ich die Tochter einer Alleinerziehenden bin. (Das war damals in Korea verpönt.) Darum bemühte ich mich, mich in jeder Hinsicht vorbildlich zu benehmen und ließ mir nichts zu Schulden kommen. Da ich als Einzelkind nur mit meiner Mutter lebte, wollte ich schon immer mit einer großen Familie zusammen leben. Ich sehnte mich nach einem Familienleben voller Harmonie und Liebe zu meinen Schwiegereltern, meinen Schwagern sowie Schwägerinnen. Das war einer der Gründe, warum ich Julio Kim, den ältesten Sohn unter acht Geschwistern, als meinen Ehemann auserwählt hatte.

Schon nach der Hochzeitszeremonie musste ich schuften: Ich bekochte 14 Personen, kümmerte mich um die Wäsche und alle nebenbei anfallenden Hausarbeiten. Ich leistete absoluten Gehorsam gegenüber meiner Schwiegermutter und schuftete pausenlos wie eine Arbeitskuh als die Frau des Stammhalters der Großfamilie Kim. Hin und wieder verzichtete ich auf das Essen, weil nicht genug für alle vorhanden war. Trotzdem würdigte meine Schwiegermutter meine Arbeit nicht und hielt sie für die normalste Sache der Welt, ganz im Gegensatz zu den Leistungen der jüngeren Geschwister meines Mannes. Deren Leistungen konnte meine Schwiegermutter nie genug loben.  Des Weiteren kommentierte sie meine Arbeit lapidar mit folgender Bemerkung: „Wenn ich nicht da bin, müssen sie (mein Mann und ich) alle diese Arbeiten sowieso erledigen, weil sie die Ältesten der Familie sind“. Freilich, ich betrachtete diese Arbeiten als meine selbstverständliche Aufgabe und erledigte sie mit Freude und dachte nichts Schlechtes über meine Schwiegermutter. Ich war immer der Meinung, ich tue nur meine Pflicht.

Hierbei ist zu erwähnen, dass mein Mann zwar der Erstgeborene seiner großen Familie ist, aber wir keinerlei finanzielle Hilfe von seiner Familie bekamen. Sogar meine Aussteuer, wie Kleiderschrank, Küchenmobiliar, Daunendecken, Kissen, Porzellan usw. wurden von meiner Schwiegermutter für sich beansprucht und benutzt. Diese Gegenstände sind, selbst als wir uns von ihr trennten, um unsere eigene Familie zu gründen, nicht an uns zurückgegeben worden. Das meiste Mobiliar hatte meine Mutter im Schweiße ihres Angesichts beschafft - so fühlte ich mich meiner Mutter gegenüber schuldig. Und nun, statt ihr Dank zu zollen, wurde sie noch von ihr schwer verletzt.

Meine arme Mutter lebte nur für mich. Ich war ihr einziger Lebensinhalt, zugleich ihre Hoffnung! Sie hätte in ihrem jungen Alter noch gut heiraten und ein schönes Leben führen können. Sie tat es meinetwegen nicht. Und dann heiratete ich einen Mann mit acht Geschwistern samt Schwiegereltern. Darum arbeitete meine Mutter hart, um mich und damit auch meine Schwiegerfamilie finanziell zu unterstützen. Wenn dieses Unrecht nur mich getroffen hätte, wäre es nicht tragisch gewesen. Ich hätte es hochherzig aufgeopfert. Doch leider war meine unschuldige Mutter das Opfer geworden. Wie sollte ich meiner Schwiegermutter je vergeben können? Das Schlimmste für mich war aber die Gleichgültigkeit meines Mannes in dieser Angelegenheit, und das machte mich unheimlich wütend.


11. Die zweitägige Kaltherzigkeit (1. Mai 1981)

Wie ich schon erwähnte, wohnte ich seit der Vorbereitungszeit als  Taufkandidatin täglich der hl. Messe bei. Jetzt war mein Glück vollkommen, da ich nach der Taufe endlich täglich die hl. Kommunion empfangen durfte. Die tägliche hl. Kommunion gab mir Lebenskraft, sie war schlicht mein Lebenselixier.

Aber nach diesem Ereignis wohnte ich zwar der hl. Messe bei, jedoch konnte ich aus Gewissensgründen keine Kommunion empfangen, da ich meiner Schwiegermutter nicht verzeihen konnte. Ohne den Leib Christi fühlte ich mich derart allein gelassen, dass mein Herz wie Feuer vor Sehnsucht nach dem Heiland brannte. Die zwei Tage, in denen ich keine Kommunion empfangen hatte, litt ich schrecklich unter der Sehnsucht nach dem Heiland. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr existieren zu können. Ich wusste nicht, dass der Entzug der hl. Kommunion eine derartige Seelenqual verursachen würde. Flehentlich bat ich von ganzem Herzen den Herrn Jesus Christus: „Lieber Jesus, da ich meiner Schwiegermutter nicht verzeihen und mich nicht mit ihr versöhnen kann, durfte ich Deinen Leib nicht empfangen. Nun werde ich das Sakrament der Buße annehmen, um Dich wieder empfangen zu können. Bitte vergib mir, ja?“ Danach nahm ich wie gewohnt ein Bad, weil ich der Meinung bin, dass nicht nur die Seele, sondern auch der Körper gereinigt werden muss, und machte mich anschließend auf den Weg zu einem Priester in der Pfarrei Naju. Leider war er abwesend. Ich wollte aber unbedingt beichten, denn der schreckliche seelische Durst quälte mich. Ich ging in den nächst gelegenem Ort von Naju, nach Song-Jungri. Dort gab es zwei Kirchen. Zuerst versuchte ich in der Wondong Kirche, den Weihbischof Jang, Ok-Suk zu erreichen. Leider war er verreist. Auch in der zweiten Kirche namens Shindong konnte ich den zuständigen Pfarrer nicht antreffen. Oh du meine Güte, ohne Beichte konnte ich doch nicht nach Hause zurückkehren. Spontan entschied ich, nach Gwangju (ca. 50 km entfernt) zu fahren und nahm den Expressbus, um meinen Entschluss, noch heute zu beichten, eine hl. Messe zu besuchen und die hl. Kommunion zu empfangen, in die Tat umzusetzen. Während der ganzen Zeit betete ich ohne Unterlass den Rosenkranz und bat den Heiland innigst um die Gnade, meiner Schwiegermutter vergeben zu können.


12. Wer war jener Mann? (1. Mai 1981)

Um die Bukdong Kirche zu erreichen, musste ich zweimal umsteigen. Während der Fahrt betete ich ständig den Rosenkranz. Wie lange mochte es gedauert haben? An einer Bushaltestelle, an der viele Menschen ausstiegen, kam ich wieder zu mir. Ich fragte die Leute: „Wo muss ich aussteigen, wenn ich in die Linie Nord umsteigen will?“ Ich hörte jemanden sagen: „Sie müssen hier aussteigen“. Ich beeilte mich und versuchte, rasch zum Ausgang zu gelangen um auszusteigen; indes war die Schaffnerin sehr ärgerlich auf mich, weil ich zuvor getrödelt hatte. Sie schubste mich fest aus dem Bus hinaus, wodurch ich hinfiel.

Zu jener Zeit gab es wenige PKWs. Die meisten Leute benutzten öffentliche Verkehrsmittel, weshalb die Busse immer voll besetzt waren. Zudem war in den Bussen nur eine einzige Tür zum Ein- und Aussteigen vorhanden, so dass die einen Fahrgäste zuerst aussteigen mussten bevor die anderen einsteigen konnten. An dieser Bushaltestelle standen viele Menschen in der Schlange und warteten auf ihren Bus, und auf diese Menschenmenge wurde ich mit aller Wucht herabgestoßen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, auf der Erde zu liegen. So öffnete ich die Augen, um mich umzuschauen, und stand mit Mühe auf. Ich war sehr erschrocken, als ich feststellte, dass ich auf einem älteren Herrn gelegen hatte, der trotz des warmen Wetters eine dicke Lederjacke anhatte. Entsetzt beugte ich mich über ihn und fühlte eilig seinen Puls. Aber ich konnte keinen Pulsschlag mehr fühlen, und sein Körper war kalt.

In meiner Not machte ich schnell ein großes Kreuzzeichen, ohne mich an der umstehenden Menschenmenge zu stören, und fing an zu beten: „Herr Jesus Christus, ich bin eine Sünderin. Du sagst, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Ich aber kann meiner Schwiegermutter nicht verzeihen, weil sie meine leibliche Mutter verletzt hat, welche nur für mich lebt und auch meiner Schwiegerfamilie vieles ermöglicht hat. Nun ist jedoch höchste Eile geboten. Es geht um das Leben dieses Mannes. Deshalb bitte ich Dich: Segne meine Hand, nein, segne Du mit Deiner Hand diesen Mann und erwecke ihn zum Leben.“

Eine Weile später konnte ich den Pulsschlag des Mannes fühlen, und sein Körper wurde warm. Langsam öffnete er seine Augen und richtete sich auf. Sofort dankte ich innerlich dem Herrn: ‚Oh, mein Jesus, vielen herzlichen Dank, Du hast das Gebet dieser Sünderin erhört’. Ich atmete auf. Es ist ja genauso geschehen, wie der Herr in der Bibel gesprochen hatte: „Bittet, so werdet ihr empfangen, suchet, so werdet ihr finden und klopfet, so wird euch geöffnet werden.“ Ich bedankte mich noch einmal dafür, dass der Heiland mein Gebet erhört hatte. Dann gab ich dem älteren Herrn seinen Stock, der auf der anderen Seite lag, zurück in die Hand und schüttelte den Staub aus seiner Bekleidung. Er sagte zu mir: „Gut, gut, jetzt ist es aber gut.“, und klopfte dreimal auf meine Schultern. Dadurch blieb viel Staub auf ihnen haften, den ich jedoch nicht entfernen konnte, da an meinen Händen selbst viel Staub haftete. Ich fragte ihn: „Haben Sie eine Bleibe?“. „Ja“, erwiderte er. „Gibt es eine Busverbindung zu Ihnen nach Hause?“. „Ja“. „Welche Nummer ist das?“. „Dreiunddreißig“. Ich verabschiedete mich von ihm, wünschte ihm alles Gute und beeilte mich, meinen   Weg zur Kirche fortzusetzen.


13. Wo ist er hin? (1. Mai 1981)

Unbewusst steckte ich eine Hand in meine Tasche. Ich hatte das Gefühl, einen 500 Won Schein zwischen meinen Fingern zu spüren. Oh du liebe Zeit - ich hatte vergessen, dem älteren Herrn Geld für den Bus zu geben. So rannte ich ihm hinterher. Als ich ihm gerade das Geld in seine Hände drücken wollte, hielt ein Bus an. Ich fragte den Fahrer: „Fährt der Bus zum Terminal?“. „Nein“, antwortete der Busfahrer. Dann blickte ich wieder in die Richtung, in die der ältere Herr gegangen war, aber ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Er war einfach verschwunden. Wie konnte es sein, dass er in dieser kurzen Zeit – das Gespräch mit dem Busfahrer hatte höchstens zwei Sekunden gedauert – verschwunden war? Ich erkundigte mich bei den umher stehenden Leuten nach ihm: „Haben Sie vielleicht einen alten Mann mit einem Stock gesehen, der hier gerade noch gestanden hat?“ Alle waren erstaunt und sagten wie aus einem Munde: „Merkwürdig, soeben hat er doch noch hier gestanden. Das ist aber eigenartig“. Ich suchte die ganze Gegend ab, um den älteren Herrn ausfindig zu machen, doch ich fand ihn nirgendwo. Ich dachte bei mir: ‚Wie ist das möglich, wo es hier doch gar keine Gassen gibt? Ist er in den Himmel oder unter die Erdoberfläche entschwunden?’

Mir kam ein Gedanke: Könnte der alte Mann vielleicht unser Herr Jesus gewesen sein? Wenn ER es tatsächlich gewesen sein sollte, dann dürften sich auch keine Spuren von Staub auf meiner Schulter befinden. Nachdem der ältere Herr auf meine Schulter geklopft hatte, befand sich dort viel Staub. Ich schaute eilig auf meine Schulter. Tatsächlich, ich konnte dort kein einziges Staubkorn entdecken. Meine Schulter war sauber. Ich habe die Angewohnheit, vor dem Empfang des Bußsakraments immer zuerst meinen Körper zu reinigen, danach die Bibel zu lesen und dann saubere Kleider anzuziehen. An diesem Tag hatte ich zum ersten Mal mein neues dunkelblaues Kostüm angezogen. Daher hätte ich gut die Staubabdrücke einer Hand erkennen können. Aber es war absolut nichts zu erkennen – das Kostüm war so sauber wie am Morgen, als ich es zum ersten Mal angezogen hatte.


14. Die Schaffnerin stieß einen alten Mann aus dem Bus (1. Mai 1981)

Ich hatte die Suche nach dem älteren Herrn aufgegeben und stieg in den Linienbus, um die Bukdong Kirche zu erreichen. Am Ziel angekommen, wollte ich gerade aussteigen, als die Schaffnerin einen alten Mann, der körperlich nicht ganz fit war, mit einem Stoß nach draußen beförderte, weil er zu langsam war. Er fiel mit dem Kopf voran aus dem Bus. Ich erschrak heftig und protestierte gegen diese Vorgehensweise mit den Worten: „Hören Sie, wie können Sie den alten Mann derart unbarmherzig umstoßen?“ Die Schaffnerin erwiderte mir frech: „Kümmern Sie sich doch um den Alten.“

Ich richtete den alten Mann auf und begleitete ihn bis zu seinem Zielort.

Danach eilte ich zur Bukdong Kirche. Vor der Tür begegnete ich einem Herrn, dachte jedoch, er sei irgendein Laie, da er keine Priesterkleidung trug. Im Pfarrbüro erkundigte ich mich nach einem Priester. Die Sekretärin entgegnete mir: „Oh, der Herr Pfarrer ging gerade heraus. Haben Sie ihn nicht gesehen?“ Oh, nein, es war tatsächlich der Pfarrer dieser Gemeinde, dem ich soeben begegnet war. Ich bedauerte es sehr, dass ich ihn um Haaresbreite verpasst hatte. Trotzdem  dachte ich im nächsten Moment, dass es sein könne, dass der Heiland mit mir andere Pläne hatte. ‚Ich lege alles in Seine Hände und lasse mich von Ihm führen.’

Aber die Tatsache, dass ich während der letzten beiden Tage zwar der hl. Messe beigewohnt, aber keine hl. Kommunion empfangen hatte, verursachte in meinem Herzen sehr starke Schmerzen und machte mich nachdenklich: Ich hatte mich mutwillig von Gott entfernt, zumindest es billigend in Kauf genommen. Oh, nein, das kann nicht sein. Ich hatte gedacht, dass ich nicht mehr im Finsteren wandeln würde, wenn ich erst einmal getauft war.

Beseelt, das verlorene Licht wieder zu finden, war ich heute in aller Frühe aufgestanden, hatte mich gebadet, mit Gebeten für die Beichte vorbereitet und auf den Weg zu einem Priester gemacht. Aber jetzt war ich immer noch auf der Suche nach einem Priester für die Beichte, und es war schon Abend geworden. Ich musste mich schnellstens beeilen, wenn ich noch beichten und zur hl. Messe nach Naju fahren wollte. Da ich mich in Gwangju nicht auskannte, rief ich Herrn Paulus Lee an und erkundigte mich, in welcher Kirche ich evtl. mein Vorhaben verwirklichen konnte. Herr Lee gab mir zur Antwort, dass ich zur Honam-Kirche gehen solle. „Sind Sie sicher, dass ich dort beichten sowie der hl. Messe beiwohnen kann? Ich habe zwar die hl. Messe besucht, jedoch zwei Tage lang keine Kommunion empfangen. Nun habe ich das Gefühl, vor lauter seelischem Hunger umzukommen.“ „Oh, ja, ein Herz, das ein solches Empfinden hat, ist wirklich gut. Noch nie zuvor habe ich Derartiges von jemandem zu hören bekommen. In besagter Kirche wirst du jedenfalls den Herrn empfangen können. Also begib dich, ohne dich zu sorgen, dorthin.“

Inzwischen war viel Zeit vergangen. So nahm ich ein Taxi und betrat eilig die Honam-Kirche. Aber was war das? Am Pult stand eine Nonne und hielt einen Vortrag über das Thema „Mose und sein Stab.“

Später erfuhr ich, dass eine außerplanmäßige Vortragsreihe stattgefunden hatte. Ich war am Boden zerstört: „Nein, nun kann ich weder beichten noch die Kommunion empfangen und das, obwohl ich seit heute Morgen in aller Frühe für dieses Anliegen unterwegs bin.“ Nun ja, es war mittlerweile schon zu spät geworden, um eine andere Kirche aufzusuchen. Aber da ich nun einmal hier war, wollte ich mir den Vortrag gut anhören; denn es könnte ja sein, dass der Herr  andere Pläne mit mir hat.


15. Wie ein guter Stock entsteht (1. Mai 1981)

Doch konnte ich mich gar nicht auf den Vortrag konzentrieren, weil ich mich in meinen Gedanken immer noch mit der entgangenen hl. Kommunion beschäftigte. Irgendwann aber hatte ich das Gefühl, als ob jemand kräftig gegen meinen Kopf geschlagen hätte. Daraufhin schaute ich nach vorn zu der vortragenden Ordensschwester, die gerade folgende Sätze sprach: „Wenn Gott einen Zweig aussucht, um einen Stock daraus zu fertigen, so nimmt Er nicht irgendeinen, sondern Er wählt sorgfältig einen geraden Zweig aus. Dann beginnt Er damit, ihn zu bearbeiten, indem Er die unnötigen Äste sowie die Rinde entfernt. Natürlich muss der betroffene Zweig bei diesem Vorgang unter erheblichen Schmerzen leiden, um ein guter Stock zu werden.“

Als ich diese Sätze vernahm, benötigte ich keine weiteren Worte mehr. In diesem Moment war ich mir sicher, dass Gott mir diese Leiden und Schwierigkeiten hatte zukommen lassen, um mich zu Seinem Werkzeug zu formen und zu schleifen. Es war sicherlich auch eine Art von Prüfung, um zu testen, ob ich würdig genug war, als Sein Werkzeug zu fungieren. Zudem könnte es sein, dass es eine Falle des spaltenden Teufels war, der versuchte, mich von der Liebe Gottes zu trennen, indem er in meine Gedanken Verzweiflung einflößte; denn mein Herz ist voll von der Liebe zu Gott überflutet, und ich erwidere meine Liebe zu Gott mit großer Freude. Bei diesen Gedanken musste ich ununterbrochen weinen.

„Herr! Mein geliebter Herr!

Vergib mir! Obwohl ich bei der letzten nächtlichen Sühneanbetung vor Dir bekannte, „Es waren alles meine Schuld.“, habe ich Dir wieder durch mein Verhalten Schmerzen zugefügt.

Aber nun habe ich Dich wirklich verstanden. Der Teufel zielte genau auf meine Schwäche ab, indem er meine Schwiegermutter als sein Werkzeug benutzte. Er wusste genau Bescheid, wie man mich zur Weißglut bringen kann. Jedem Menschen, selbst dem, der mir etwas ganz Schlimmes angetan hätte, würde ich  vergeben, außer meiner Schwiegermutter.

Meine unschuldige Schwiegermutter. Ich denke, sie weiß nicht einmal, was sie zu mir gesagt hat. Es sind sicherlich nicht ihre eigene Gedanken, sondern die des verlogenen Teufels gewesen. Ich glaube, sie hat gar keine Ahnung, wie das alles passiert ist. Es trifft sie keine Schuld. Sie fiel lediglich für kurze Zeit dem Teufel zum Opfer.

Oh, Herr, wie sehr musst Du mich lieben?

Du hast mich sehr lieb. Du hast in Deiner Vorsehung diesen Vorfall geschehen lassen, damit ich erkenne, was Du mit mir vorhast. Nun habe ich es verstanden. Ich werde mir bestimmt noch mehr Mühe geben, um alles noch besser zu machen. Ich bin zwar unwürdig und inkompetent, aber mir geschehe nach Deinem Willen.“

Zerknirscht senkte ich meinen Kopf und weinte. In diesem Augenblick strahlte ein helles Licht aus dem Altar heraus, und ich hörte die Stimme Jesu.

„Genau, das ist es, Mein gutes Kind!

Ich errettete dich vom Tod, um dich zu Meinem Werkzeug zu machen. Blicke gerade auf Mich und Meine Mutter, vertraue dich Mir und Meiner Mutter gänzlich an und folge Uns.“

Nach Beendigung dieser Worte weinte ich laut los, weil ich mich überhaupt  nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Dann verließ ich eilig die Kirche. Wieder zu Hause angekommen, berichtete ich meinem Mann, was sich heute alles ereignet hatte. Danach besuchten wir die Schwiegermutter. Vor ihr verneigte ich meinen Kopf bis zum Boden und bat sie um Verzeihung. Meine Schwiegermutter verstand überhaupt nicht, worum es ging und sprach: „Ach du liebe Zeit, ihr sollt etwas verbrochen haben? Gibt es denn noch bessere Kinder in der ganzen Welt als euch, die ihren Eltern alles ermöglichen?“

‚Oh, meine Liebe, mein Herr! Wie könnten wir je Deinen erhabenen Plan erahnen.’

Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass Gott nach einer guten Beichte, wenn man aus ganzem Herzen redlich begehrt, Ihm zu begegnen, einem reichlich Seine Liebe verleiht. Die hl. Kommunion, die ich nach dieser Beichte empfing, war die höchste, tiefste und erhabenste Liebe Gottes, zugleich das größte Juwel, das ich mit nichts auf der Welt eingetauscht hätte.


16. Es ist gleich, wessen Worte es waren (2. Mai 1981)

Am nächsten Tag wurde ich aufs Neue überrascht: Ich traf mit einigen Helfern der Charismatischen Bewegung vom Kreis Gwangju und Naju zusammen, welche auch beim gestrigen Vortrag anwesend waren. Ich erzählte ihnen, dass ich durch den gestrigen Vortrag erkannt hätte, dass man viel Schmerzen erleiden und Geduld haben sowie sein Ego zurücknehmen muss, um klein und demütig zu werden, damit man schließlich als Werkzeug Gottes wirken könne. Doch alle Helfer beteuerten, dass sie im gestrigen Vortrag kein derartiges Wort gehört hätten. Sehr merkwürdig - das waren doch die Worte des gestrigen Vortrags, welche mir wirklich zu Herzen gegangen waren. Aber warum sagten alle unisono, dass sie nichts darüber gehört hätten, obwohl sie auch dort gewesen waren?

Ich erzählte ihnen, was ich gestern im Vortrag gehört hatte. „Wenn der Herr jemanden als Sein Werkzeug auserwählt, schleift Er es, damit es nicht kantig bleibt, sondern rund wird. Unter diesem Vorgang leidet es natürlich sehr. Aber wenn Gott jemanden liebt, gibt Er ihm nicht nur Zuckerbrot, sondern auch die Peitsche und erlegt ihm Prüfungen auf. Der spaltende Teufel weiß nur zu gut über diesen Plan Bescheid. Er versucht dann, jene von der Liebe Gottes mittels  Menschen und mit allerlei Intrigen und Methoden zu trennen. Darum appelliere ich an euch: Erkennt den Plan Gottes, betet immer wachend und bemüht euch, dem spaltenden Teufel keinen Gefallen zu tun.“

Allen Anwesenden gefielen diese Worte, aber gehört hätten sie diese während des Vortrags trotzdem nicht. Um sicher zu gehen, fragte ich Lidwina aus der Pfarrei von Naju, welche auch beim gestrigen Vortrag dabei gewesen war. Sie konnte sich auch nicht an solche Worte erinnern. Keiner von denen, die den Vortrag gehört hatten, konnten sich an diese Worte erinnern. Es war wirklich ein Rätsel. Entweder hatten sie alle der referierenden Nonne nicht richtig zugehört, oder der Herr Jesus hat durch den Mund der Ordensschwester nur zu mir gesprochen. Es bleibt ein Rätsel, da ich mit der Ordensfrau nicht mehr darüber gesprochen habe.

Letztlich ist es jedoch irrelevant, wie es dazugekommen ist. Hauptsache, ich habe die wunderbare Liebe Gottes erkannt und bin dadurch sehr glücklich geworden. Ich bin nicht neugierig, um des Rätsels Lösung zu finden, denn Gott handelt, wie es Ihm gefällt. Er bedient sich der Menschen, um Sein Werk zu verwirklichen. Bei diesem Gedanken hörte ich die Stimme Jesu:

„Oh, ja, Meine kleine Seele!

Diese Ereignisse in Meinem Plan dienten dazu, dir die Vollkommenheit Meiner Liebe zu offenbaren und dich aufzuziehen. Nur in deinem seelischen Durst und dem Begehren deines Herzens nach Mir konntest du Mir begegnen. Es ist wie eine unzerstörbare Liebe, die nie erlöschen wird.“


17. Das lebendige Gebet, Aufopferung (13. Mai 1981)

Direkt neben unserem Frisierladen befand sich ein Badehaus. Zu der Zeit kostete das Baden 250 Won. Ich überlegte, dass ich, wenn ich zu Hause in der Küche badete, etwas Geld sparen könnte. Davon könnte ich doch bedürftigen Menschen helfen. Mein Entschluss stand fest. Von dem Zeitpunkt an badete ich in der Küche. Ich konnte jedes Mal 200 Won in die Spardose für die Armen hineinwerfen und die restlichen 50 Won behielt ich für das zum Aufheizen des Wassers verbrauchte Öl ein. Ich war überglücklich, wenn ich mit dem ersparten Geld den bedürftigen Leuten helfen konnte, obwohl es für mich hart war, in der Küche zu baden. Besonders im kalten Winter war es sehr unangenehm, wenn der Wind durch die Küche zog. Doch der Gedanke, alle diese Unannehmlichkeiten als Opfergabe Jesus und der Gottesmutter Maria zu schenken, machte mich im Herzen froh.

Zu jener Zeit verdiente ich als Friseurobermeisterin reichlich Geld. Pro Haarschnitt bekam ich zwischen 1500 und 2000 Won, für die Dauerwelle 7000 - 13000 Won. Mit diesem Verdienst hätte ich zwar bequem die Bedürftigen   unterstützen können, jedoch war ich der Meinung, mit dem unter Opfern ersparten Geld karitativ tätig zu sein, sei bedeutend wertvoller. Außerdem bereitete mir diese Vorstellung eine wesentlich schönere Freude. Ich sparte weiterhin jeden Cent, nicht nur für das Badehaus, sondern auch bei jeder anderen Gelegenheit. Zum Beispiel nahm ich statt eines Taxis den Bus, verzichtete auf den Kauf eines schönen Kleides und kaufte statt Rind- lieber Schweinefleisch. Ich half mit dem ersparten Geld den bedürftigen Menschen in meiner Umgebung. Den armen, älteren Frauen aus den umliegenden Dörfern, welche meinen Frisiersalon besuchten, gab ich heimlich das bezahlte Geld zurück mit den Worten: „Kaufen Sie damit etwas Leckeres für sich.“

Hin und wieder rief mich Herr Paul Lee an und bat um Geld für Bedürftige. So leerte ich jedes Mal freudig die Spardose und gab ihm das Geld. Herr Paul Lee hat sicher gedacht, ‚Julia verdient gutes Geld, deshalb spendet sie auch großzügig’. All das tat ich aber im Verborgenen, niemand wusste etwas davon.

Es gab noch eine andere Episode: Meinen Angestellten schenkte ich maßgeschneiderte Blusen im Wert von 40000 Won. Aber für mich selbst ging ich jeden 1.Tag des Monats (mein freier Tag) zum Yang-Dong Markt nach Gwangju, um dort für mich Kleider zu kaufen. Dort holte ich mir preiswerte Blusen oder Hosen im Wert von etwa 1000 Won. Trotzdem sprachen mich die Leute an mit Worten wie: „Ah, das ist aber schön, wo haben Sie das denn her? Wie viel hat das gekostet?“ Zum Scherz gab ich dann zur Antwort: „Oh ja, das hat 30000 Won gekostet.“ „Oh, das ist aber preiswert. Geben Sie mir das Kleidungsstück und Sie bekommen das Geld von mir.“ Von einem Mantel, den ich für 10000 Won gekauft hatte, wollte jemand wieder wissen, wie viel er gekostet habe. Wiederum scherzte ich und gab zur Antwort, dass es sich um einen maßgeschneiderten Mantel handele, und sogleich erwiderte mir eine von ihnen: „Ja, so etwas habe ich vermutet. Man sieht ihm seine gute Verarbeitung an.“

Ich schämte mich aber nicht, dass ich meine Kleidungsstücke nicht in einem renommierten Kaufhaus kaufte oder in einem Schneideratelier maßanfertigen ließ, sondern billig auf dem Markt erwarb. Ich stellte mir in Gedanken vor, dass ich schon längst viele schöne und kostbare Sachen erworben hätte. Bei Schuhen kaufte ich mir auch billige Fertigware statt teurer Maßanfertigung bei einem guten Schuster, was damals üblich war. Aber mit Freude konnte ich immer die Spardose füttern und mit noch größerer Freude meinen bedürftigen Nächsten damit helfen. Unter viel Mühe und Opfer Geld zu sparen und aus Liebe für den Nächsten tätig zu sein, bedeutet für mich eine doppelte Freude. Je mehr ich entbehrte und verzichtete, wie auf Juwelen, auf schöne Kleider, auf teures Essen im Restaurant oder den Besuch von unterhaltsamen Veranstaltungen, desto mehr füllte sich auch meine Spardose. Dadurch erlernte ich Entbehrung, Opferbereitschaft, Bescheidenheit und Nächstenliebe. Zunehmend verzichtete ich auf Luxus und blieb den Annehmlichkeiten der Welt fern. So  füllte sich mein Herz immer mehr mit tiefem Verlangen nach der Liebe Gottes.

Zu der Zeit verdiente ich wirklich viel Geld. Das lange Warten meiner Kunden, teilweise 3 - 4 Stunden, war die Regel. (Anmerkung: Im Jahr 1971 gewann Julia den ersten Preis bei der Weltmeisterschaft des Friseurhandwerks in den USA.) Manche Kundinnen kamen sogar von Seoul – ca. 450 km entfernt –, um von mir frisiert zu werden.

Wer nicht selbst am eigenen Leib erfahren hat, was es heißt, seinem Nächsten mit unter großen Opfern erspartem Geld zu helfen, kann nicht ermessen, wie lohnend solcher Verzicht auf die Seele einwirken kann.

„Oh, Herr! Lass den winzigen Verzicht dieser Sünderin für viele Seelen Kraft und Stütze werden.“

„Ja, Mein kleines Kind!

Du entdecktest mit allerlei Verzicht und Opfer Meine süße Liebe und nun hast du sie gekostet. Dies bedeutet nichts Anderes, als dass man bereits schon alles erworben hat. Vergiss niemals, dass Ich immer mit dir bin.“


18. Das Kind wurde geheilt, als seine Mutter sich bekehrte (24. Mai 1981)

Die ältere Schwester der Klara Kim war Protestantin. Eines Tages war ihr Kind schwer erkrankt. Deshalb konsultierte sie Ärzte in verschiedenen Kliniken, jedoch verschlimmerte sich Zustand des Kindes immer weiter. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihre jüngere Schwester Klara durch mein Gebet Heilung gefunden hatte, kam sie heute mit dem Kind zu mir in der Meinung, in der Not nach einem Strohhalm greifen zu müssen. Das Kind litt unter Schmerzen. Daher trug es seine Mutter ständig auf ihrem Rücken. In dieser Haltung legte ich meine Hände auf das Kind und betete. Plötzlich hörte ich, dass seine Mutter laut weinte. Ich machte meine Augen auf und stellte mit großer Verwunderung fest, dass meine Hände, als ich betete, auf der Brust der Mutter lagen, statt auf dem Rücken des Kindes. Noch während die Mutter schluchzend weinte, wodurch sich ihre Augen tiefrot verfärbten, war das Kind längst gesund geworden. Was war das für ein Wunder!

Durch dieses Ereignis wurde mir Folgendes klar: Wenn eine Mutter ihre Sünden bereut und sich bekehrt, kann auch ihr Kind geheilt werden. Des Weiteren kann der Herr durch ein Kind seine Mutter zum katholischen Glauben führen. Was für ein wunderbares und dankbares Ereignis!

Das Ehepaar, beide berufstätig, war sehr in seiner evangelischen Gemeinde engagiert, entrichtete monatlich treu 10% seines Gehalts an die evangelische Kirche und war sehr gottesfürchtig. Ich sagte zu ihr: „Der Herr hat Sie durch ihr Kind zur katholischen Glauben geführt. Danken Sie Ihm dafür.“ Daraufhin erwiderte sie ohne zu zögern, „Amen“, und konvertierte. Kurze Zeit später konvertierte ihre ganze Familie zum Katholizismus. Danach konnte sie das grundlegende Problem mit ihrer Schwiegermutter beseitigen, und die ganze Familie lebte in voller Liebe und Harmonie.

„Herr, ich danke Dir von ganzem Herzen, denn Du hast mich, diese unendlich Unwürdige und Inkompetente als Dein Werkzeug genutzt. Dir sei dafür ewig gedankt.“

„Meine geliebte kleine Seele!

Ich liebe jede Seele. Ich beabsichtige durch dich, die du dich für unwürdig, nichtig und inkompetent hältst, das noch größere Wunder der Liebe zu verwirklichen. Verbleibe gänzlich in Meinem Willen.“


22. Alles zur Ehre Gottes / Sie halten mich für verrückt… (22. August 1981)

Jeden Abend kam mein Mann Julio mit seinem Motorrad zu meinem Friseursalon, um mich nach Feierabend nach Hause zu begleiten. An diesem Tag stellte er sein Motorrad auf der gegenüberliegenden Seite unseres Ladens ab und wartete im Nebenzimmer auf mich, bis ich fertig war. Als wir nach Hause fahren wollten, war das Motorrad nicht mehr an dem Ort, wo Julio es abgeschlossen hingestellt hatte. Wir waren bestürzt, denn es gehörte nicht uns, sondern dem Arbeitgeber meines Mannes; es war Eigentum der Stadt Naju.

Wir suchten das Motorrad an verschiedensten Orten der Stadt Naju, aber es war nirgendwo zu finden. So legte ich schließlich alles in die Hände Gottes: „Herr! Alles ist Dein Eigentum, alles lege ich voll Vertrauen in Deine Hände: Dein Wille geschehe.“

Von da an musste mein Mann mit dem Taxi zur Arbeit fahren. Er überlegte ernsthaft, ob er sich ein neues Motorrad kaufen solle. Nach etwa zwei Tagen erhielten wir folgende Telefonanfrage von Seiten der Polizei von Naju: „Ist Ihnen möglicherweise ein grünfarbenes Motorrad abhanden gekommen?“

„Ja, wir vermissen es seit vorgestern.“

„Wir haben hier ein grünfarbenes Motorrad sichergestellt. Kommen Sie zur „Song-Juengri“-Polizeistation und vergewissern Sie sich, ob es Ihnen gehört.“

Nach dem Anruf begaben sich mein Mann und ich sofort an den besagten Ort. Dort angekommen, sahen wir zwei Burschen, die mit gebundenen Händen auf einer langen Bank saßen. Mit Hilfe der Mitarbeiter der Polizei nahmen wir das Motorrad unter die Lupe; das Nummernschild war zwar abmontiert, doch konnten wir das Fahrzeug zweifellos als das unsrige identifizieren. Da also mit 100%iger Sicherheit feststand, dass es sich um unser gestohlenes Motorrad handelte, erzählte der zuständige Polizeibeamte folgendes:

“Der Besitzer eines Motorradgroßhandels rief gestern bei der Polizei an. Der Händler sagte, es seien zwei Jungs bei ihm, von denen der eine behaupte, das Motorrad gehöre seinem älteren Bruder. Gemäß den Worten der beiden habe es der eine dem anderen geschenkt, und der vermeintlich Beschenkte wolle es nun verkaufen, um so an ein gutes Taschengeld zu kommen. Daraufhin wurde der Händler stutzig und verständigte die Polizei.“

Der Polizeibeamte fuhr fort. „Als ich mir das Motorrad auf der Polizeistation genau ansah, konnte ich feststellen, dass sowohl das Nummernschild als auch der Schlüssel fehlten; die zwei Jungs hätten das Motorrad also nur via Zündung mittels Elektrokabel starten können. Daher konnte ich annehmen, dass es sich wohl um Diebesgut handelte. Ich nahm die beiden fest, brachte sie zur Station und vernahm sie. Schließlich gestanden sie, das beim Friseursalon deponierte Motorrad gestohlen zu haben.“

Kaum hatte der Polizeibeamte die Rede beendet, stand ich unverzüglich auf. Die Jungen erschraken, denn sie wussten nicht, wie ich reagieren würde. Dabei gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf:

„Meine Güte, wie hungrig müssen die beiden sein, wenn sie seit gestern nichts zu essen bekommen haben. Ich muss unbedingt etwas Essbares für die Jungs besorgen, sie müssen dringend etwas essen.

Eiligst ging ich hinaus, um etwas Essbares zu kaufen. Meine Gedanken kreisten um die beiden Jugendlichen: wie verlockend muss das Geld für sie gewesen sein, dass sie deswegen sogar einen Diebstahl begingen. Ausgerechnet wegen unseres Motorrads haben sie gesündigt. Bei diesem Gedanken stiegen schreckliche Schuldgefühle in mir hoch. Warum hatten wir das Motorrad bloß auf der Strasse stehen lassen?

Ich fand ein Lebensmittelgeschäft, wo ich zwei große Packungen Frischmilch und Brot kaufte. Wieder zurück auf der Polizeistation, überreichte ich ihnen die Lebensmittel, aber sie nahmen sie nicht an.

„Wollt Ihr etwa nicht essen? Habt Ihr kein Hunger? “ fragte ich.

„Doch.“

„Warum nehmt ihr es nicht an?“ setzte ich nach.

Ein Polizist erklärte daraufhin, die Jungen trügen Handschellen. Ihre Hände waren damit nach hinten an die Bank gekettet. Aus diesem Grunde saßen sie so brav da. Ich gab ihnen Brot und Milch und sprach liebevoll:

„Es ist nicht allein eure Schuld, auch wir sind mitverantwortlich. Ich bitte euch, solche Aktionen in Zukunft zu unterlassen und ein gutes Leben zu führen.“

Ich betete anschließend für sie.

Die Jungen ließen ihren Tränen freien Lauf. Im selben Moment spürte ich, dass die Polizeibeamten mich mit mitleidigen und auch verächtlichen Blicken musterten. Sie tippten mit ihren Zeigefingern an die Stirn und gaben mir so zu verstehen, dass ich völlig durchgeknallt sei…

Ich aber dachte: „Was kümmert mich diese abschätzige Geste!? Hauptsache, ich kann mit meiner Nächstenliebe Menschen zur Umkehr bewegen, Instrument zur Umkehr der anderen zu sein ist eine Ehre – ganz egal, wenn man mich für verrückt hält. Zur Ehre Gottes werde ich alles mit Freude ertragen.“

Dabei lächelte ich den Beamten zu. Noch immer aber behandelten sie mich, als ob ich total bescheuert wäre. Das kümmerte mich jedoch in keiner Weise. Ich ging nochmals auf die Jugendlichen zu, streichelte ihre Rücken und wiederholte meine Bitte:

„Nun lasst bitte in Zukunft solche Aktionen und bemüht euch, gut zu leben, in Ordnung?“

Sie senkten ihre Köpfe und antworteten mit leiser Stimme: „Ja!“

Ich betete inbrünstig für sie: „Herr, schenke jenen, die von der Gesellschaft verachtet, ausgegrenzt und verlassen sind, Deine Barmherzigkeit, nimm sie in Dein liebevolles Herz auf, worin ihre verwundeten, einsamen Herzen durch Deine Liebe getröstet und geheilt werden, so dass sie in der Lage sind, ein neues Leben zu beginnen.“

Dann bat ich die Polizeibeamten inständig um die Freilassung dieser Jugendlichen.

„Was!? Sie wollen sie wirklich freilassen!?“ fragten sie überrascht.

„Ja, so ist es, denn sie werden nie wieder etwas Schlechtes tun.“

„Moment, die Reparaturkosten … Es werden auch noch weitere Kosten anfallen. Wollen Sie auch die übernehmen?“ erkundigten sich die Polizeibeamten.

„Freilich, alle anfallenden Kosten werden wir komplett übernehmen“, versicherte ich.

Erst nach dieser Aussage ließen sie die beiden Jugendlichen frei.

Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten, bedankte ich mich bei den Beamten. Wiederum starrten sie mich an und verrieten mit ihren Blicken, für wie verrückt sie mich hielten. Diese Demütigungen opferte ich freudig dem Herrn auf in der Absicht, es solle dem Herrn zur Ehre und zum Lobpreis und Trost gereichen.

Irgendwie verspürte ich auch ein Bedauern allen Beteiligten gegenüber, sowohl den beiden Jugendlichen als auch den Polizeibeamten gegenüber, denn wir hatten ja das Motorrad – nach dem Motto „Gelegenheit macht Diebe“ – einfach auf der Strasse abgestellt, was die Jungs zum Diebstahl verführt hatte und ich hätte mich besser verhalten sollen, um nicht für verrückt gehalten zu werden. Darum beugte ich mein Haupt vor den Beamten mit dem Satz, „Bitte entschuldigen Sie mich, es ist alles meine Schuld.“

Wiederum starrten Sie mich und anschließend auch meinen Ehemann Julio mitleidig an, als wollten sie sagen: „O der arme Gatte, der mit so einer Bekloppten verheiratet ist.“

Aber mich kümmerte das wenig, vielmehr freute ich mich zutiefst, weil mein Herz erfüllt war von der Liebe zum Heiland.

„Oh, wie süß ist die Liebe!

Ich weiß, dass der Herr mich liebt und ich daher auch in der Lage bin, alle Menschen lieben zu können. Ich kann sie alle lieben, selbst wenn alle Menschen auf der Erde mich für verrückt halten sollten; ja, ich kann und werde sie alle lieben und nur Dich, Herr, ewig lobpreisen, denn du hast in mir das Feuer der Liebe entfacht.“

„Oh, ja, Meine kleine Seele!

Anstatt jene zu tadeln, die gesündigt haben, hast du in Liebe und Vergebung in ihnen Hoffnung geweckt und ihnen Trost geschenkt. Trotz der Ignoranz und Verachtung von Seiten der Menschen freutest du dich und erwiesest Mir alle Ehre. Dadurch bist du zur tröstenden Blume Meines Heiligsten Herzens geworden.“

Mit freudigem Herzen kam ich zurück zu meinem Friseursalon und bediente eine Kundin, als die Mutter und Schwester der Jugendlichen, die unser Motorrad gestohlen hatten, mich besuchten, um sich bei mir zu bedanken. Ich sagte: „Ich habe nichts geleistet. Es ist alles das Werk Gottes, danken mögen Sie einzig unserem Herrn Jesus Christus.“

Trotzdem bedankten sie sich bei mir in mehrmaliger Verneigung und verabschiedeten sich. Ich schaute ihnen nach und betete dabei.

Herr, schenke ihnen Deine Barmherzigkeit und lass uns dadurch eiligst in Deinem Hause Deiner Liebe teilhaftig werden.

„Sie werden erkennen, dass die Sonne hell aufleuchtet, eben weil die Finsternis existiert.“

„Oh, Herr! Ich danke Dir, ich glaube fest daran, dass Deine Worte in Erfüllung gehen. Ich gehöre nur Dir, mir geschehe nach Deinem Willen, Amen.“


23. In Demut Feuer entfachen: ein Beispiel der Verwandlung des Alltags in Gebet

Es suchten immer mehr Kundinnen meinen Friseursalon auf, denn sie wollten, nachdem sie von mir die Haare geschnitten bekommen hatten, wiederum von mir bedient werden. Häufig mussten sie bis zu drei Stunden warten, bis sie an der Reihe waren. Trotzdem warteten sie alle geduldig. Die Folge war, dass ich mir keine Pause mehr gönnen konnte. Ich stand den ganzen langen Tag im Friseursalon, um die Kunden zu bedienen. Abends spät, nach getaner Arbeit, war ich dann völlig erschöpft und fiel todmüde ins Bett.

Zu jener Zeit benutzten wir große Briketts zum Kochen und Heizen. Diejenigen Briketts, die ihren Dienst getan hatten, mussten jeweils zweimal pro Tag durch neue ersetzt werden. Um diese Heizarbeit zu verrichten, musste ich – trotz Übermüdung – auch mitten in der Nacht aufstehen. Das war für mich jedes Mal die reinste Tortur, die den Rang eines Martyriums einnahm. So betete ich:

„Herr, lass die Seelen der Sünder neu aufblühen durch diese meine Opfergabe und schenke ihnen die Gnade der Bekehrung.“

Ich rieb mir die Augen und erledigte die Arbeit. Über das Anzünden der Briketts stellte ich folgende Betrachtungen an:

Das glühende Brikett muss stets auf der untersten Ebene liegen, wenn es das neue, darüberliegende entzünden und zur Feuersglut bringen will. Wenn aber das brennende Brikett ganz oben läge, würden die Flammen bald ausgehen. Im übertragenen Sinne heißt das also, dass derjenige, der sich erniedrigt bzw. klein macht, im anderen das Feuer entfachen kann. Wer sich erniedrigt, wie auch der Dünger in der Tiefe des Erdbodens, kann vielfach Früchte hervorbringen.

Oh,  Herr, es ist wirklich wahr: Wer wahrhaftig dienen will, muss sich in der Tat immer wieder erniedrigen.

Wer sich über die Mitmenschen erhebt, über sie zu herrschen sucht, ihnen Befehle erteilt oder gar Gewalt antut, könnte sie dadurch schwer verletzen. So wird es einem nicht möglich sein, Deine Liebe nach Deinem Willen zu leben und zu verkünden, da es sich nicht um wahrhaftiges Dienen handelt. Daher hilf uns, mein Herr, dass wir immer demütiger werden, wie Du es uns vorgelebt hast. So können wir als kleiner Feuerfunke das Feuer Deiner Liebe in der ganzen Welt entfachen. Mögest Du durch uns Unwürdige Deinen Willen erfüllen.“

„Mein geliebtes süßes Baby!

Ich werde in deinem guten, betenden Herzen, das Saatgut des Martyriums aussäen, weil du jede Sekunde deines Alltags wie ein Märtyrer aufopferst.

Bemühe dich, es gut zu hegen und zu pflegen durch die Praxis des lebendigen Gebetes (d.h. durch die Verwandlung alltäglicher Situationen in Gebet), um die zahlreichen Früchte des Hl. Geistes zu empfangen. Ich werde Mich stets am wunderbaren Erblühen deiner Seele erfreuen und immer bei dir sein.“


24. Er tippte an eine bestimmte Stelle meines Körpers (8. Februar 1982, frühmorgens)

Es geschah zu der Zeit, als ich die erste Vorsitzende der Friseurgemeinschaft von Naju und Youngsan-Po war. Die Mitglieder planten einen Tagesausflug ins Grüne. Sie bereiteten sich auf den Ausflug vor und sammelten Geld als Unkostenbeitrag für Speis und Trank sowie für die Tombola.

An diesem Morgen aber spürte ich, dass es mich nicht mehr reizte, an diesem Ausflug teilzunehmen, zumal an diesem Tag in „Young-Am“ die 5. Gebetsveranstaltung der Charismatischen Bewegung stattfand, bei der ich eine Gruppe zu betreuen hatte. Ich machte mir Sorgen, was mit meiner Gruppe geschähe, wenn ich als Gruppenleiterin abwesend wäre.

Ja, nicht länger war es meine Absicht, an diesem Ausflug teilzunehmen. Aber wie sollte ich mich verhalten, da ich doch zu jener Zeit den Vorsitz der Friseurgemeinschaft führte? Schon allein der Titel „Erste Vorsitzende“ verpflichtete zur Teilnahme am Ausflug. Ich grübelte und versuchte trotz Widrigkeiten, eine Möglichkeit zu finden, diesem Ausflug fern zu bleiben. Zu meiner Freude rief mich gerade in jenem Augenblick die Stellvertreterin an. Erleichtert trug ich ihr meine Bitte vor: „Könnten Sie ausnahmsweise heute die mir auferlegten Aufgaben übernehmen, denn ich habe leider einen Termin, den ich wahrnehmen muss. Es tut mir sehr leid, beim nächsten Mal werde ich bestimmt mit dabei sein.“

„Oh, nein, wenn Sie fehlen, will auch ich nicht mit auf den Ausflug. Fast alle Mitglieder haben zugesagt, sie warten nur noch auf Sie. Sie wollen nicht, dass Sie fehlen. Wenn Sie nicht mitkommen, wollen auch die anderen nicht mit von der Partie sein; Sie wissen also Bescheid.“

In meiner Not wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte, ich war hin und her gerissen. Mein Mann Julio, der mich dabei beobachtete, wie ich mich in dieser Zwickmühle aufrieb, sagte schließlich: „Weißt Du, wenn der Hauptverantwortliche fehlt, kann es nicht glatt laufen. Vielleicht könnte Paulus Lee deine Aufgabe an der Gebetsveranstaltung übernehmen. Es wird am besten sein, wenn du ihm die ganze Angelegenheit anvertraust und dich für den Ausflug entscheidest.“

Auf Anraten meines Mannes rief ich Paulus Lee an und unterbreitete ihm mein Anliegen. Er sagte: „Sie als Vorsitzende der Friseurgemeinschaft müssen auf jeden Fall am Ausflug teilnehmen. Machen Sie sich keine Gedanken, ich werde mich an der Gebetsveranstaltung persönlich um Ihre Gruppe kümmern.“

Ich aber hatte absolut keine Lust, am Ausflug mit dabei zu sein, sah aber keinen Ausweg mehr, meine Teilnahme abzusagen. „Also muss ich doch mitgehen“, sagte ich resigniert und wandte mich, um mich auf den Ausflug vorzubereiten. In diesem Moment spürte ich an einer Stelle meines Körpers einen punktuellen Schmerz; ich war überzeugt, das war ein Fingerzeig Unseres Herrn. Ich verstand sofort: „Ah, der Heiland wünscht nicht, dass ich den Ausflug mitmache.“

Ich machte mich auf zum Treffpunkt, entschuldigte mich bei den versammelten Mitgliedern und gab ihnen etwas zusätzliches Geld für den Kauf von Getränken, mit den Worten „Entschuldigen Sie bitte meine Absage, nächstes Mal werde ich sicherlich mitgehen. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Ausflug“, und ging nach Hause.

Diesen Vorsitz hatten mir die Mitglieder der Friseurgemeinschaft damals, trotz meiner Bedenken, anvertraut. Ich beabsichtigte, bei der folgenden Sitzung meinen Vorsitz einer anderen Person zu überlassen, ich wollte mich auf keinen Fall der Wiederwahl stellen.

Zu Hause angekommen, betete ich am Hausaltar, in dem sich die Muttergottesstatue befand, für die gute Heimkehr aller Ausflugsteilnehmer sowie für die Teilnehmer der Gebetsveranstaltung der Charismatischen Bewegung. Während des Gebets sah ich in einer Vision, wie sich ein großer Verkehrsunfall ereignete: Ein Reisebus kippte um, was mich sehr erschreckte. Ich sagte zu meinem Mann: “Wir müssen heute intensiv für die Sicherheit aller Ausflugsteilnehmer beten, damit kein Verkehrsunfall passiert.“

Daraufhin meinte mein Mann: „Der Fahrer fährt schon seit 20 Jahren ohne Unfall. Was soll da schon geschehen? Ich denke, du machst dir viel zu viele Sorgen, wahrscheinlich weil Du nicht mit dabei bist, stimmt’s?“

Ich dachte: „Ich hoffte, er hat recht.“

Obwohl ich mich sehr bemühte, mich zu beruhigen, wollte es mir einfach nicht gelingen. Ich hatte doch einen großen Verkehrsunfall in meiner Vision gesehen …! Ich dachte, es sei vielleicht ein Hinweis, dass ich an jenem Tage umso mehr für diese Menschen beten sollte. So betete ich den ganzen Tag für ihre Sicherheit.

„Oh, meine Liebe, mein Herr!

Ich konnte als Verantwortliche bei diesem Ausflug meine Begleitpflicht nicht erfüllen. Ich bitte Dich, behüte allen Teilnehmer und führe sie, lass sie alle wieder gesund nach Hause zurückkehren.“

„Oh Mein geliebtes kleines Kind.

Beherzige Folgendes: Du lebst zwar in dieser Welt, aber du unterscheidest dich von den weltlichen Menschen, welche sich mit den weltlichen Leuten vergnügen wie diese und solche Ausflüge genießen. Zwar können Blumen auch in einem Morast erblühen, wie aber soll eine kleine Seele wie du einen so zügellosen Ausflug, wie in einem Morast, ertragen? Daher habe Ich dich aus dieser Gemeinschaft herausgenommen.“


25. Die von mir ausgesäte Saatgut werde auch ich ernten (8. Februar 1982, nachmittags)

Die Ausflügler waren weggefahren. Ich aber verabredete mich mit fünf anderen Helfern der Charismatischen Bewegung, um gemeinsam mit ihnen zur Gebetsveranstaltung zu fahren. Der Bus mit den freiwilligen Helfern fuhr von Gwangju via Naju zum Zielort „Young-Am“, so dass ich ganz einfach beim Busterminal von Naju hätte zusteigen können. Doch der Vorsitzende, Herr Paulus Lee, bat mich, ich solle doch bitte die Fahrt bereits ab Gwangju, gemeinsam mit den anderen Helfern, in Angriff nehmen. Das war zwar umständlich, doch wollte ich seinem Wunsch nachgeben aus Gehorsam.

Während der ganzen Fahrt begleiteten mich starke Sühneschmerzen. Als wir am Zielort angekommen waren, legte ich mich auf einer Bank des Busterminals nieder, weil die schrecklichen, fast unerträglichen Schmerzen mir keine andere Wahl ließen, und wartete auf das Eintreffen eines weiteren Helfers. Endlich kam er. Inzwischen konnte ich mich wegen der extremen Schmerzen kaum noch bewegen. Ich war nicht einmal in der Lage, mich aufzurichten. Herr Paulus Lee bekundete mir sein volles Mitgefühl und machte mir den folgenden Vorschlag: „Julia, ich werde Ihre Gruppe übernehmen. Es ist besser, wenn Sie nach Hause fahren.“

Ich schüttelte den Kopf und bekräftigte mein Vorhaben: „Ich werde die Saatgut ernten, die ich ausgesät habe. Bitte helfen Sie mir beim Aufstehen.“

Er half mir und erwiderte: „Ja, ich verstehe. Wer könnte sich Ihrer Hingabe, Aufopferung und Liebe widersetzen? Sie werden es sicherlich schaffen, selbst wenn das für Sie den sicheren Tod bedeuten würde.“

Im Bus saß ich alleine auf der rechten Seite in der zweiten Reihe. Bald kam ein Mann herein und setzte sich neben mich. Da meine Schmerzen nachgelassen hatten, fing ich mit ihm zu sprechen an und erfuhr, dass er sich von der Kirche abgewandt hatte. Die anderen Helfer flüsterten untereinander: „Julia hat nun angefangen die Worte Unseres Herrn zu verkünden.’ Von Gwangju bis zum Zielort Young-Am unterhielten wir uns rege. Während unseres Gesprächs öffnete er langsam sein Herz und schließlich versprach er mir, an der auf jenen Tag festgesetzten Gebetsveranstaltung teilzunehmen. Er erzählte mir, dass er von Seiten der Mitglieder seiner Pfarrei viele Verwundungen habe einstecken müssen, wodurch sich in seinem Herzen Hass, Gram und Zorn eingenistet habe und er sich konsequenterweise nach und nach von der Pfarrei entfernt habe. So habe er, sagte er ganz offen, keine gute Meinung von der Kirche mehr. Ich ließ aber nicht locker und erzählte ihm weiter von der großen, erhabenen, ja unendlichen Liebe des Herrn und der Gottesmutter. Ich sprach von Seiner Liebe, die vergibt und versöhnt. Er erwiderte: „Es ist verwunderlich, dass es eine Gläubige wie Sie überhaupt noch gibt auf dieser Welt.“

Daraufhin sagte ich: „Ich bin nur eine unwürdige Sünderin, ein kleines Werkzeug, das kurz vom Herrn in Anspruch genommen wurde.“

„Ich werde von nun an wieder zur Kirche gehen. Der Herr hat Sie heute zu mir gesandt, davon bin ich überzeugt.“

In diesem Moment sagten die anderen Helfer, „Julia ist ihre Schmerzen los, vielleicht wegen der Verkündigung der Worte des Herrn.“

Tatsächlich stellte ich fest, dass die Schmerzen inzwischen ganz von mir gewichen waren. An jenem Abend erschien der besagte Herr tatsächlich an unserem Veranstaltungsort und nahm am Gebet teil.

„Mein geliebter Herr Jesus!

Ich danke Dir von ganzem Herzen für die mir auch heute erwiesenen, immerwährenden Gnaden. Durch mich, diese unwürdige Sünderin, mögest Du verherrlicht und Dein Plan verwirklicht werden, wie es geschah bei diesem jungen Herrn, den Du mir heute geschickt hast.“

„Ja, Meine geliebte kleine Seele!

Der Teufel setzt alles daran, deine Aktivität zu verhindern, er versucht sogar, deinen freien Willen zu schwächen, weil du vielen Menschen Meine tiefe Liebe und Wahrheit kund tust und sie verbreitest, um die Menschen von den Fesseln der Sünden zu befreien. Trotzdem hast du heute wieder den Teufel besiegt und eine Menschenseele gerettet. Darüber freue ich Mich sehr. Bleibe umso mehr wachsam und verleihe der Liebe Kraft.“


26. Zur Rettung einer isolierten Seele (8. Februar 1982)

Im Anschluss an die Gebetsveranstaltung der Charismatischen Bewegung ließ ich mir diesen Anlass in Gedanken Revue passieren und kam dabei zu folgendem Schluss: Wann immer ich einer Forderung bzw. einer Bitte – wenn sie mir auch noch so belanglos oder irrational erscheinen mag – in Gehorsam nachkomme, könnte ein solches Handeln ein äußerst positives Resultat nach sich ziehen. Das mag zwar unvernünftig tönen: denn ich hätte durchaus von Naju nach Young-am fahren können, weil es zum einen viel näher lag und ich mich zum anderen in einer Phase des Leidens befand. Doch ich war dem Vorgesetzten Paul Lee gegenüber gehorsam: obwohl es für mich eine Tortur bedeutete, begab ich mich seinem Wunsch gemäß zuerst nach Gwangju, um dann schließlich wieder nach Naju zu fahren. Aufgrund meines Gehorsams konnte der Herr mich, diese unwürdige Sünderin, als Werkzeug gebrauchen.

Um einer Menschenseele das Herz zu öffnen, ließ der Herr durch mich das Wunder Seiner Liebe geschehen. Wie könnte ich nun den Gehorsam, die höchste Tugend und der Schlüssel zum Himmel, nicht in besonderem Masse hochpreisen!

Es war nicht der Ruf des Vorsitzenden Paul Lee, sondern die Vorsehung meines Herrn gewesen. Doch selbst wenn Gott in Seiner Vorsehung für uns einen Plan erarbeitet hat, so ist meines Erachtens von unserer Seite dennoch die Bereitschaft zu einer gewissen Handlung nötig, da Gott uns Menschen den freien Willen gegeben hat.

Wiederum habe ich erkannt, dass der Gehorsam als bester Schutzschild die Feuerpfeile, welche die Dämonen auf uns abzielen, abwehren bzw. als Waffe gegen das Böse fungieren kann.

Gott hat in Seiner unendlichen Liebe jenem Fahrgast im Bus, der sich von der Kirche abgewandt hatte, seine heilige Gnade gewährt und dies mit meinem Gehorsam verknüpft: Der junge Mann, der sich von Gott entfernt und isoliert hatte, fand den Weg zur Kirche wieder durch die unendliche Gnade Gottes. Daher versuchte der Teufel, der freilich nur zu gut vom Rettungsplan Gottes wusste, mich mit allen Mitteln davon abzuhalten. Aber zu guter letzt regiert der Herr mein Herz ganz nach Seinen Willen, so dass eine isolierte Seele die Gnade der Erlösung finden konnte.

„Oh, meine Liebe, mein Geliebter!

Ich bin unendlich glücklich über jegliche Leiden, die mir zuteil werden, wenn ich sie für Dich, o Herr, erleiden darf. Nur Du allein bist meine Liebe, mein Geliebter, mein Juwel und mein Himmelreich.“

„Mein geliebtes, süßes kleines Baby!

Ich bewohne dich und wirke in dir, da du nicht nach menschlichem Gutdünken abwägst, sondern einfach nur gehorchst.“

„Oh meine Liebe, mein Herr!

Wie hast Du mich Unwürdige lieb; Ich bin dir unendlich dankbar dafür.“


27. Der Herr beschützte mich vor einem Verkehrsunfall (8. Februar 1982, nachts)

Als ich schließlich nach Hause ankam, war es beinahe 23.30 Uhr. Kaum stieg ich aus dem Auto, rannte mir mein Mann entgegen und rief mit erschrockener Stimme: „Du, es ist etwas Schreckliches geschehen!“

„Was ist denn passiert?“

„Der Ausflugsbus mit deinen Friseurkolleginnen hatte einen schlimmen Verkehrsunfall. Deshalb bin ich noch nicht zu Bett gegangen und habe auf dich gewartet.“

Ich war schockiert. Wie konnte es zu so einem Unfall kommen? Der Fahrer war bereits seit 20 Jahren als Buschauffeur tätig - und dies bis zu jenem Zeitpunkt ohne Unfall. Außerdem war der Bus erst vier Monate alt, also fast neu. Wie konnte so etwas trotz allem passieren?

Viele meiner Kolleginnen lagen im hiesigen Krankenhaus. Manch eine Schwerverletzte musste nun ihren Salon schließen. Auch der Inhaber des Restaurants, der mit vorbereiteten Speisen mit auf die Reise gegangen war, musste sein Restaurant zumachen.

„Oh, wenn ich heute mit dabei gewesen wäre …!“ Ich dankte dem Herrn aus ganzem Herzen, dass ich nicht dabei gewesen war. Gleichzeitig hatte ich ein schlechtes Gewissen den anderen gegenüber, da mir dieses Unglück erspart geblieben war. Ihr Unglück traf mich mitten ins Herz.

In diesem Moment hörte ich die liebevolle Stimme des Herrn:

„Meine geliebte kleine Seele!

Sorge dich nicht zu sehr um sie. Du hast deine Aufgabe bereits erfüllt. Ich werde ihre verödeten Seelen im süßen Regen neu erblühen lassen mit deinem wertvollen Verzicht und deiner Aufopferung, die du heute aus innigster Liebe zu Mir vollbracht hast.“


29. Viel Licht strahlte aus dem Kruzifix (26. März 1982)

Es war der zweite Exerzitientag der freiwilligen Helfer der Charismatischen Bewegung. Während Pfarrer Lynns Predigt schlief eine Teilnehmerin neben mir ein. Ich nahm ihre Hand und sagte: „Oh, es scheint ihnen etwas zu langatmig zu sein… Lassen wir uns trotzdem bemühen, die guten Worte des Priesters nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen aufzunehmen. Denn dann wird Gott, der die Wahrheit ist, die Tür unseres Herzens weit öffnen und uns mit Seiner allmächtigen Liebe berühren“, und ich betete für alle Teilnehmer:

„Oh Herr, sei Du stets mit uns. Wir sind hier beisammen, um als Deine Arbeiter im Weinberg zu arbeiten. Erleuchte uns durch Deinen Heiligen Geist, damit wir nicht wie ein Wasserkrug mit Leck und wertlos werden. Hilf’ uns, dass wir unsere ehemalige Persönlichkeit ablegen und als neuer Mensch geboren nur in Deiner Liebe atmen, wirken und in ihr leben.“

Während des Betens bemühte ich mich, voll konzentriert die Worte des Priesters als Worte des Herrn anzunehmen. In diesem Moment hatte ich eine Erscheinung: Unzählige Lichtstrahlen strömten aus dem Kruzifix heraus direkt in meine Augen, Ohren, Mund und Brust – es war, als ob zigtausend Nadelstiche in mich eindrangen. Es schmerzte schrecklich, und ich fiel nach hinten auf den Boden. Nach einiger Weile kam ich wieder zu mir und stand auf.

„Oh Herr, ich danke Dir.

Nun habe ich erfahren, dass Du derart schreckliche Schmerzen erleidest, wann immer wir Menschen Sünden begehen. Ich bitte Dich: Die Zahl der Sünder, denen du die Gnade der Bekehrung gewährst, sei so gewaltig groß wie die Anzahl Lichtstrahlen, die meinen Körper durchdrungen haben.

Ehre und Trost gereiche Deinem Heiligsten Herz, das blutet aufgrund der Sünden der Menschen; und schenke uns allen ein Leben voller nie endender Dankbarkeit Dir gegenüber.“

„Oh ja, Meine kleine Seele!

Diese Welt ist wegen all der Sünden bereits von der Finsternis umschlossen. Mein Heiligstes Herz erleidet sehr starke Schmerzen, da selbst die Kinder der Kirche vom Irrtum infiziert und wegen ihrer seelischen Taubheit nicht in der Lage sind, Meine Stimme zu hören, obwohl Ich wieder und wieder rufe.

Indes bemühst du dich sehr, im Umgang mit den Mitmenschen jedem Moment deines Alltags mit Liebe zu begegnen, was mir zum Lobpreis und zur Ehre gereicht. Es sei so, als verteiltest du die Frucht Meiner Liebe am Essenstisch an viele Menschen weiter. Dadurch ermöglichst du Mir, Meinen unendlichen Durst zu stillen.“


30. Aus dem zerrissenen Herzen Jesu ergossen sich schwallende Blutklumpen (Erster Donnerstag im April 1982)

Jeden Donnerstag hielten wir – ca. 20 Gläubige – von 22.00 Uhr bis nächsten Morgen 4.00 Uhr in der Pfarrkirche Naju die ‚Heilige Stunde’ zur Sühne für die Wiedergutmachung der bitteren Leiden Christi. An diesem ersten Donnerstag hatte ich inmitten der ‚Heiligen Stunde’ gegen 3.00 Uhr eine Erscheinung: Ich betete mit geschlossenen Augen, als ich plötzlich das Gefühl hatte, dass es vor mir hell wurde. Ich machte die Augen auf und sah, dass der liebe Heiland mit einem purpurroten Mantel über einem weißen Gewand vor mir erschien. Ich sah, wie Tränen aus Seinen Augen herabflossen.

„Oh mein Herr, wieso Tränen. Bitte vergieße keine Tränen.“ Nach diesem Satz weinte ich laut schluchzend drauflos. Ich weinte bitterlich, denn zu tief erschrocken war ich über Seine Tränen.

In diesem Moment hörte ich Seine liebevolle, aber sehr bekümmerte Stimme: „Schau Mich an.“ Sofort erhob ich mein Gesicht, um den Herrn anzuschauen. Da öffnete sich Sein Heiligstes Herz und aus Seinen Wunden traten schwallende Blutklumpen heraus.

Bei der letzten Erscheinung auf dem Berg wurde Sein Herz in tausend Stücke zerrissen und aus ihnen floss überall Blut heraus. Aber diesmal ergossen sich aus Seinen Herzenswunden regelrechte Blutklumpen!

Dieses anzuschauen war herzzerreißend. Untröstlich weinte ich lautstark und rief den Herrn Jesus Christus mit der Frage an: „Oh Herr, was müssen wir für Dich tun?“

„Meine geliebte kleine Seele!

Jedes Mal, wenn unzählige Kinder der Welt sich gegen Gottes Gesetz auflehnen und sündigen, stöhne Ich unter ihrer schweren Sündenlast, da Ich Gottheit besitze. Aber die viele Pein, die Mir durch die Fehltritte der von Mir auserwählten Geistlichen zugefügt wird, ist unvergleichbar schwerwiegender als die durch einen Schwerstverbrecher verursachten Schmerzen. Daher vergieße Ich derart schrecklich Mein Blut.

Die Lanzenstiche, die sie bei jeder begangenen Sünde in Mein Heiligstes Herz immer wieder aufs Neue hineinversetzen, sind derart schmerzvoll, so dass sie Mein für euch vor lauter Liebe glühendes, mit dem Herz Meiner Mutter unisono atmendes und schlagendes Herz zum Stillstand bringen.

Daher wünsche Ich, dass wenigstens du, die du Mich kennst, all deinen Verzicht sowie deine Opfer hochherzig aufopferst und Sühne leistest, damit die von Mir auserwählten Geistlichen nicht auf Abwege geraten, sondern treu ihrer Berufung nachgehen.“

„Ja, Herr!

Du bist der Eigentümer meines Lebens geworden wie der Wind und das Feuer. Führe Du mich persönlich, diese wirklich Unwürdige, mache Du mich zu Deinem Werkzeug, das gänzlich gewillt ist, nur Deinen Willen zu erfüllen. Amen.“


31. Erwerb eines Friseursalons mit Wohnung (8. April 1982)

Wir hatten einen Friseursalon mit einer integrierten Wohnung gemietet, weil ich erstens wirklich Angst hatte, nach Feierabend in der Dunkelheit den weiten Weg nach Hause zu gehen, und zweitens mir die Erziehung meiner Kinder am Herzen lag. Auf der linken Seite unseres Ladens gab es eine Textilreinigung und daneben ein Restaurant. Im Gebäude auf der rechten Seite waren ein Motel, ein Badehaus und eine Edelbar untergebracht. Gegenüber meinem Friseursalon erstreckten sich viele Lagerräume. Unmittelbar nach der Eröffnung meines Friseursalons siedelten sich in der Nähe viele ominöse Bars und Kneipen an. In den jeweiligen Bars arbeiteten etwa 7 - 10 Animierdamen. Viele dieser Animierdamen benahmen sich einfach schamlos, worüber ich selbst als Frau öfters einen roten Kopf bekam.

Obwohl in der Gegend viele andere Friseursalons existierten, kamen die Damen nur zu mir, um ihre Haare frisieren zu lassen. Die normalen Kundinnen mochten diese Damen nicht, mieden sie buchstäblich, doch ich konnte den armen Frauen nicht verbieten, zu mir zu kommen.

Eines Tages besuchte mich die Wirtin (Puffmutter) von gegenüber und bat mich, ob ich den Animierdamen ihres Hauses für 500 Won – normalerweise kostete es 1500 Won – die vordere Haarfrisur machen würde, was ich bejahte. Ein paar Tage später kam sie wieder und bat mich, ob ich zum gleichen Preis auch noch die Seitenfrisur übernehmen könne. Auch damit war ich einverstanden. Wieder einige Tage später besuchte sie mich mit dem Vorschlag, für 500 Won die komplette Frisur zu übernehmen. Und schließlich meinte sie nach ein paar Tagen, ob ich nicht ihren Damen für 500 Won die gesamte Frisur zweimal machen könne.

Das war eine unmögliche Forderung! Ich hätte von ihr für das zweimalige Frisieren mindestens 2000 Won als Lohn verlangen müssen. Trotzdem akzeptierte ich ihre Forderung, da ich sehr viel Mitleid mit ihr und ihren Damen hatte – seit ich Jesus Christus kennen gelernt habe - bemühte ich mich redlich, zur Bekehrung der Sünder jede Sekunde meines Alltags in Gebet zu verwandeln.

Ein paar Tage später meinte sie, dass sie das Geld später bezahlen werde, weshalb ich ihre Schulden doch aufschreiben solle.

Die Damen kamen täglich zum Salon und ließen sich umsonst bedienen. Manchmal musste ich ihretwegen meine normalen Kundinnen nach Hause schicken, weil ich absolut keine Zeit für sie erübrigen konnte. Wenn ich im Laden war, lief es noch gut. Aber ich war häufig unterwegs, befasst mit pastoralen Aufgaben für den Herrn. Dann mussten meine Angestellten sie bedienen, und keine von ihnen wollte diese Damen frisieren. Sie zeigten ihnen gegenüber offen ihren Missmut, und ich musste sie häufig beschwichtigen.

In früherer Zeit, als ich mit Julio verlobt war und Jesus Christus noch nicht kannte, bediente ich Damen „aus gewissen Kreisen“ nicht, da ich mich vor ihnen ekelte. Auch wenn sie lange auf meine Bedienung warteten, bediente ich sie nicht. Doch jetzt, wo ich Gott kennen gelernt habe, habe ich sehr viel Mitleid mit ihnen. Mehr noch, ich fühlte mich richtig schuldig, weil ich sie in früheren Jahren nicht bediente. Zur Wiedergutmachung meiner früheren Fehler wollte ich einfach gut zu ihnen sein. Ich begegnete ihnen immer sehr freundlich, umarmte sie, schenkte ihnen Trost, und manchmal wurde ich von ihnen sogar in die Rolle ihrer Mütter oder älteren Schwestern versetzt. Ich schenkte ihnen stets mein Gehör für ihre Belange, bemühte mich mit gutem Zureden in der Hoffnung, dass sie möglichst wenig sündigten.

In meinem Laden ließ ich nur sakrale Musik spielen und auf dem Tisch lagen  zahlreiche gute religiöse Bücher statt weltlicher Illustrierten, da mir das Seelenheil meiner Kundinnen und Kunden am Herzen lag.


32. Gebet bedeutet das Gespräch mit Gott (19. April 1982)

Ich lag mit hohem Fieber im Krankenhaus. Herr Johann Lee kam zu Besuch an mein Krankenbett. Er betete für meine Genesung. Nach Beendigung des Gebets fragte ich ihn: „Herr Lee, lesen Sie beim Beten keine Bibel?“

„Bibel? Wozu denn?“, stellte er mir befremdend die Gegenfrage.

„Gebet ist doch Gespräch mit Gott.“, erwiderte ich. „Das ist richtig.“

„Wenn Gebet ein Gespräch mit Gott darstellt, sollten wir vielleicht nicht nur die Bitte vortragen, sondern auch Seine Worte hören, dann wäre das Gespräch komplett.“

„Aha, ich denke, selbst ein 80-jähriger Greis kann von einem 3-jährigen Enkel etwas lernen. So bewahrheitet sich dieser Spruch heute bei mir. In meinem 60-jährigen Leben bekleidete ich viele Ämter, unter anderem hatte ich einige als Gemeindevorsteher inne. Doch heute lerne ich von Julia, die gerade erst getauft worden ist. Danke.“

„Nein, es sind die Worte Jesu und nicht meine, also danken Sie dem Herrn.“

„Ja, ich danke dem Herrn, aber ich möchte auch Ihnen danken, da der Herr es mir durch Sie offenbart hat.“

Danach hielten wir unsere Hände und sangen das Lied „Ehre und Lobpreis sei dem Herrn in Ewigkeit.“

„Herr, ich danke Dir von ganzem Herzen.

Ich hatte schon mehrmals überlegt, ob ich Herrn Lee diesbezüglich Bescheid sagen sollte oder nicht, weil er für mich eine ältere, ehrwürdige Respektsperson darstellt und ich ihm gegenüber auf keinen Fall vorlaut erscheinen wollte. Doch er nahm meinen Vorschlag demütig an und gab Dir die Ehre, worüber ich mich sehr gefreut habe.“

„Oh, ja, Mein geliebtes, kleines süßes Baby!

Weil du in Meiner Wahrheit das Gespräch mit ihm führtest, diente es ihm als Nahrung zur Demut.“


33. Beginn der Sühneleiden (April 1982, Fastenzeit)

Wir verrichteten täglich morgens und abends mit der ganzen Familie das gemeinsame Gebet. Der Älteste ist 12, die Zweitälteste 10, die Drittälteste 6 und der Jüngste 4 Jahre alt. An diesem Abend machte ich den Friseursalon früh zu.

Gegen 21 Uhr begannen wir mit unserem Abendgebet: Mein Mann las aus der Bibel vor, dann sangen wir gemeinsam die Lieder und beteten die frei formulierten Gebete  reihum nach.

Als ich an der Reihe war und gerade mit dem Beten anfangen wollte, sah ich urplötzlich und völlig unerwartet vor dem Kreuz eine Dornenkrone. Spontan bat ich den Herrn:

„Oh mein Herr, setze diese Dornenkrone, die Dein Haupt geziert hat, auf mein Haupt! Schenke durch meine Sühneleiden, die ich Dir nun hochherzig aufopfern möchte, den Sündern die Gnade einer wahrhaftigen Reue über ihre Sünden sowie ihre Bekehrung, auf dass sie Deine wohlgefälligen Kinder werden.“

Ich hatte diesen Satz kaum zu Ende gesprochen, als mir tatsächlich die Dornenkrone aufgesetzt wurde. Sofort spürte ich viele Dornen in meine Kopfhaut eindringen, manche ganz tief bis in meinen Schädel hinein. Diese riefen bei mir solch schreckliche Schmerzen hervor, dass ich sie nicht in Worte fassen konnte.

„Oh Herr, ich danke Dir, dass Du mir diese Schmerzen gewährt hast, danke, danke.“

Dann musste ich laut weinen und hielt mit beiden Händen den Kopf umfasst, wobei ich mich vor Schmerzen hin und her wälzte. Gleichzeitig floss von meiner Stirn Schweiß wie ein Regenguss herab, was mir die Sicht versperrte. Während ich den Schweiß mit der bloßen Hand wegwischte, opferte ich meine schlimmen Schmerzen nochmals dankend auf.

Da sprach der Herr zu mir: „ Gefällt Dir das so sehr?“

„Aber ja, Herr, was für eine Frage. Wenn sich durch meine Sühneleiden die Sünder bekehren können, bin ich jederzeit bereit, Leiden auf mich zu nehmen. Bitte gewähre mir meine Bitte, ja?“

„Oh ja, ja freilich. Könntest Du noch schlimmere Schmerzen ertragen?“

„Ja Herr, sehr gern, ich will sie annehmen.“

Ich hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als ich vor lauter Schmerzen erneut auf den Boden fiel: Unbeschreiblich starke Schmerzen durchdrangen meine beiden Hände, Füße, Seiten, mein Haupt und das Herz. Die Schmerzen im Herz schnürten es so fest zusammen, dass ich das Gefühl hatte, jeden Augeblick zu explodieren. Ich wälzte mich unter Schmerzen hin und her und konnte doch nur aus meinem Munde immer wieder hervorstoßen: „Oh Herr, danke, danke, danke Dir. Dir sei Ehre und Lobpreis.“

Es waren zwar unerträglich schreckliche Schmerzen für mich gewesen. Doch der Gedanke, dass der Herr meine Sühneleiden zur Bekehrung der Sünder annimmt und diesen die Gnade der Bekehrung schenkt, machte mich unsagbar glücklich.

Wie lange mochte dieses Geschehen gedauert haben?

Nachdem die wahnsinnigen Schmerzen nachgelassen hatten, kam ich wieder zu mir und richtete mich auf. Um mich herum standen meine Kinder und mein Mann mit sorgenvollen Blicken und weinten. Mein Mann sprach aus verständnislosen Augen zu mir: „ Wie kannst du in diesem Zustand fürchterlicher Schmerzen immerzu nur Dankesworte sprechen?“

„Aber ja, ich habe doch allen Grund dazu!“

„Aber warum nur, wieso, weshalb?“

Er wollte nur zu gerne wissen, wie ich dazu käme.

Ich gab ihm zur Antwort:

„Unser Herr ist die Liebe selbst. Ihm ist ein einziger Sünder wichtiger als 99 Gerechte. Wenn sich durch mein unwürdiges Sühneleiden auch nur ein einziger Sünder bekehrt, ist dies doch ein Grund, zutiefst dankbar zu sein.“

Dies leuchtete Julio ein und er sagte, sich auf den Oberschenkel klopfend: „Klar doch, großartig, wirklich großartig! Ich selbst aber könnte nicht einmal `danke´ sagen, um solche Schmerzen zu empfangen, geschweige denn, sie zu erdulden. Nein, das könnte ich nicht . . .“

„Was glaubst du, warum mich der Herr vom Tode errettet hat?

Ich bin zwar unwürdig, aber Er wollte mich sicher als sein Werkzeug benutzen. Darum bin ich bereit, mich Ihm voll und ganz zu schenken und mich als Sühnopfer darzubringen. Daher bitte ich dich, wenn ich in Zukunft wieder Sühneschmerzen, welcher Art auch immer, bekomme, mich nicht zu bemitleiden, sondern einfach mit mir zu danken, ja?“

Ich wusste zwar nicht, welche zukünftigen Schmerzen ich zur Sühne zu erdulden hätte, doch holte ich mir instinktiv und vorsorglich das Einverständnis meines Mannes hierzu ein. Mein Mann Julio stimmte mit „Ja, gewiss“ zu.

Das Gebet war um 23.35 Uhr beendet. In diesem Augenblick hörte ich die Stimme des Herrn.

„Meine süße kleine Seele, die du für die Bekehrung der Sünder freiwillig und freudig die Sühneleiden auf dich nimmst! Ich werde durch dich als meinem Werkzeug das Wunder der Liebe bewirken.“


34. Ab jetzt werde ich mich mit dem Abwaschen befassen (21. April 1982)

Der Herr Jesus Christus hat mich kurz vor dem Tod gerettet und mir, einer Frau von 35 Jahren und Mutter von vier Kindern, das Aussehen einer 19-jährigen geschenkt.

Die Mitglieder der Charismatischen Bewegung freuten sich sehr über meine Mitarbeit in ihrer Gruppe und darüber, dass jetzt eine vermeintlich ledige junge Frau mit im Boot war. Bei großen Veranstaltungen sollte ich immer in der ersten Reihe stehen, um den Teilnehmern zur Hand gehen zu können. Auch beim meditativen Tanz, wurde ich ganz vorne in der Mitte platziert.

In dieser Zeit hatte ich immer für jeden ein Lächeln übrig, das ich zu keinem Augenblick verlor, was mir den Beinamen „das schöne Fräulein“ oder „die Helferin mit dem blühendem Gesicht“ einbrachte. Hierfür erhielt ich von allen Seiten viel Lob.

Wenn mir des Öfteren Lob zuteil wurde, erwiderte ich: „Nein, ich habe doch nur meine Pflicht getan. Das gute Werk kam vom Herrn, die Fehler aber sind von mir gemacht worden.“

Ab und zu musste ich böse Blicke von einigen Mitgliedern erdulden. Doch dann dachte ich jedes Mal, dass der Herr mich durch diese Leute zur Demut führen wolle, und akzeptierte dies als Liebespeitsche Gottes mit Dank. Ich bemühte mich, ihnen gegenüber nett zu sein. Denn ich erkannte klar und deutlich, dass manche Menschen, die mich kritisierten, verurteilten und mich sogar verleumdeten, in Wirklichkeit die Wohltäter meiner Seele waren, indem sie mich zur Demut führten, so dass ich ihnen gegenüber keinen Groll hegte. Zum Zeichen meines Dankes verneigte ich mich vor ihnen bei Begegnungen mit ihnen.

Es wurde mir während meines seelischen Reifeprozesses auch so richtig bewusst, wie sehr diese Leute mit ihrem Neid, ihrer Eifersucht und Kritik dem Heiligsten Herzen Jesu schlimme Wunden zufügten, was mich sehr schmerzte. Um ihnen keinen Anlass mehr zu solchen Sünden zu geben, wollte ich von nun an im Verborgenen wirken und nur noch solche Arbeiten verrichten, welche von den meisten Menschen gemieden wurden. Ebenso war mir das Verhalten vieler Helfer der Charismatischen Bewegung zuwider, weil sie Erfolge ihrer guten Werke, Heilungen durch Gebete, aktive Nächstenhilfe oder erfolgreiche Veranstaltungen usw. als eigene Verdienste ansahen und damit prahlten. Ich meine, wir sind doch alle nur Werkzeuge Gottes. Wer sich jedoch selbst rühmt, statt dem Herrn die alleinige Ehre zu erweisen, begibt sich auf einen gefährlichen Weg. Daher tun wir alle gut daran, uns darauf zu besinnen, dass wir zeitlich begrenzte kleine Werkzeuge Gottes sind.

Mit diesen Gedanken im Kopf suchte ich den Vorsitzenden, Herrn Lee, auf.

„Herr Vorsitzender, bis jetzt wurden mir schöne Aufgaben wie die Austeilung erlesener Speisen an die Hungernden zugeteilt. Ich möchte aber von nun an im Verborgenen Dinge erledigen, die die meisten Menschen nicht gerne tun, wie z.B. das Spülen von Geschirr.“

Mit diesen Worten trat ich aus dem Helferkreis der Charismatischen Bewegung aus, um mich dem lieben Heiland restlos für die Bekehrung der Sünder und Heiligung der Geistlichen als Sühnopfer darzubieten und im Verborgenen immerwährend beten zu können.

„Oh Herr, ich bin nur eine Sünderin.

Trotz alledem stelle ich Dir gerne mein Leben zur Verfügung. Ich bitte Dich von ganzem Herzen, bediene mich, diese unwürdige Sünderin, wohlgefällig nach Deinem Willen.“

„Mein innigst geliebtes Baby, Meine geliebte kleine Seele!

Als du dich aus Demut in den Hintergrund stelltest, tratest du in Meine Wahrheit ein und deine Seele konnte sich mit meiner Liebe vereinigen.“


35. Der Motorradunfall meines Mannes (26. April 1982)

Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause hatte mein Mann einen Verkehrsunfall. Ein total betrunkener Mann fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf seinem Motorrad und kollidierte mit dem Motorrad meines Mannes. Dabei verletzte sich der Betrunkene schwer, da er keinen Helm trug. Mein Mann war unschuldig an diesen Unfall. Der Unfallverursacher verlangte dennoch dreist ein Schmerzensgeld von 5.000.000 Won (ca. €35.000) von uns. Obwohl wir keine Veranlassung hatten, ihm eine solche Summe zu bezahlen, gaben wir ihm aus Mitleid 1.000.000 Won (ca. €7000), als wir erfuhren, dass er ein Tagelöhner war. Eigentlich hätten wir Schadensersatz bekommen müssen. Doch ich dachte mir, dass, wenn mein Mann zu dem Zeitpunkt nicht gerade an jener Stelle gewesen wäre, der Unfall auch nicht geschehen wäre. Mein Mann sollte also diesen Unfall als seinen Fehler betrachten, weil er dem Betrunkenen durch seine Präsenz einen Grund zum Unfall gegeben hatte. Außerdem tat mir der arme Mann wegen seiner finanziellen Schieflage sehr leid, so dass wir ihm das Geld als eine Art Wohltat gaben.

Der Mann konnte aber von uns nie genug Geld bekommen. Er kam fast jeden zweiten Tag in meinen Friseursalon und verlangte noch mehr Geld. Schließlich wurde er so dreist, dass er im Beisein der Kunden laut brüllte: „Wenn Ihr Mann nicht dort gewesen wäre, hätte ich sicher keinen Unfall gebaut.“

Der Mann hatte also den Spieß umgedreht, nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung.“ Doch aus Liebe zu Gott half ich ihm, ohne diese Vorfälle meinem Mann zu berichten.

Eines Tages kaufte ich 1,5 kg Hohe Rippe vom Rind, frierte es ein, um es später der Familie des Unfallverursachers vorbeizubringen. Nach Feierabend machte ich den Gefrierschrank auf, wobei das Tiefgefrorene Fleisch heraus fiel. Schnell hob ich das Fleisch auf, vergaß jedoch, dass die Tür des Gefrierschranks noch offen stand, und stieß mit voller Wucht und lautem Knall mit dem Kopf dagegen. Ich fiel bewusstlos zu Boden. Nach einer Weile kam ich wieder zu mir, sah meine Familie und meine Angestellten um mich herum stehen und weinen. Sie vermuteten eine Gehirnerschütterung bei mir und wollten mich ins Krankenhaus bringen, doch ich winkte ab.

Die bei mir angestellten Friseusen waren nicht gut auf den Unfallverursacher zu sprechen. Sie hatten starke Bedenken gegen diesen Mann und sagten mit erregten Stimmen: „Chefin, warum sind Sie ihm gegenüber nur so unterwürfig! Er hat doch den Fehler begangen. Eigentlich müssten Sie ihn verklagen.“

Ich beschwichtigte sie: „Uns geht es doch gut, aber der arme Mann lebt von der Hand in den Mund und weiß nicht, wie er heute überleben soll. Wer sollte ihm denn helfen, wenn nicht wir? Denn wäre mein Mann nicht an dem Tag zur gleichen Zeit an gleicher Stelle gewesen, wäre der Unfall sicher auch nicht passiert. Insofern trifft die Schuld auch meinen Mann.“

„Meine Güte, wir geben uns geschlagen. Wer auf dieser Welt könnte Ihre Haltung nachvollziehen?“

„Was habe ich davon, wenn ich von den Menschen eine Anerkennung bekäme?“

Daraufhin meinte eine Friseurin, die keine Christin war: „Gott kann man doch nicht sehen. Wie kann ein Gott, der unsichtbar ist, Ihre Gesinnung gutheißen?“

„Ich tue diese Wohltätigkeit nicht, um von den Menschen Anerkennung zu erhalten, ich tue dies, weil diese Leute bedürftig sind und ich mit ihnen Mitleid habe.“

Dann besuchte ich die Familie des Unfallverursachers und übergab das Fleisch seiner Ehefrau. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann ist sie für meine Hilfe immer dankbar gewesen und zeigte sich richtig verlegen, wenn ich ihnen half. Sie sagte jedes Mal zu mir: „Es tut mir so leid, dass Sie sich unseretwegen so viele Umstände machen. Vielen, vielen Dank!“

„Oh meine Liebe, mein Geliebter!

Ich schenke Dir meine bescheidenen Schmerzen als Balsam. Ich bin nur eine Sünderin in dieser harten Welt, und Du nahmst mit Deiner unendlichen Liebe die schlechten Angewohnheiten von mir. Nun entferne Du auch die schlechten Angewohnheiten dieses Mannes und nimm ihn als Dein Eigentum an.“

„Meine geliebte Tochter, Meine kleine Seele! Ich danke dir! Ich freue mich über solche Geschenke, die mir Menschen mit ihrer ganzen Liebe und bis zum Äußersten gehend erbringen. Selbst wenn diese in den Augen der Welt gering sind, sind es wertvolle Geschenke für Mich. Deine selbstlose Liebe löscht Meinen brennenden Durst und macht Mich sehr glücklich!“


36. Aufopferung meiner Sühneleiden (Ostern, im April 1982)

Der Herr verlieh mir die Gabe der Seelenschau und ich war dadurch in der Lage den Seelenzustand aller Menschen zu Sehen, die mir begegneten. Da ich aber den schlimmen Seelenzustand vieler Menschen nicht mehr ertragen konnte, musste ich ständig weinen. Ich bat daher den Herrn inständig darum, diese Gabe von mir zu nehmen. Oh, wie schrecklich musste ich unter dieser Gabe leiden, bis der Herr meine Bitte erhörte!

Nicht nur die Menschen auf der Straße hatten einen schlimmen Seelenzustand, sondern auch solche, die ich persönlich kannte – Respektpersonen, zu denen ich aufschaute, die für mich Vorbilder waren. Doch wie schlimm war der Zustand ihrer Seelen und wie ernsthaft gefährdet war ihr Seelenheil.

Jesus Christus erlitt wegen dieser Menschen unsagbare Schmerzen in seinem Heiligsten Herzen. Ich konnte jederzeit seine Herzenspein spüren und litt mit dem Herrn mit. So musste ich Tag und Nacht, gleich wo ich mich befand, ob auf der Straße, im Bus oder beim Einkaufen, über den unter schrecklichen Schmerzen leidenden Herrn Jesus Christus weinen.

Viele Menschen hatten sich zwar prächtig herausgeputzt und machten auch körperlich einen völlig gesunden Eindruck, aber, oh je, mit ihren Seelen lag es sehr im Argen. Dies alles mit offenen Augen anzuschauen, fiel mir sehr, sehr schwer. Der Gedanke daran, wie schlecht es um ihre Seelen stand, brachte mich ständig zum Weinen.

Schlimmer noch war die Tatsache, dass es nicht nur Laien betraf, sondern auch Priester und Ordensleute, die die Gebote der Ehrfurcht und des Gehorsams zu Gott verletzten und ihre Gelübde brachen. Viele von ihnen hatten die schlimmsten Sünden der Unkeuschheit begangen. Der Herr Jesus Christus betrachtete dieses Treiben. Dabei wurde Sein Heiligstes Herz in abertausend Stücke zerrissen, und die Feuerflammen in Ihm brannten lichterloh.

Weinend schrie ich und bat Jesus von ganzem Herzen:

„Liebster Jesus, ich habe gesehen, wie schrecklich Du darunter leidest, wenn Menschen sich versündigen. Ich habe jetzt genug gesehen und denke, es genügt mir.

Bitte nimm von mir die Gabe der Seelenschau. Ich werde stellvertretend zur Sühne für die Menschen, die Dir Schmerzen zufügen, Deine Pein auf mich nehmen und mit Dir leiden. Lass alle, die Dir wehgetan haben und wehtun, sich durch meine Sühneleiden bekehren und von nun an zu Deinen Tröstern werden.“

Der Herr erhörte mein Gebet, und es begannen nun meine Sühneleiden wegen der Sünden der Menschen. Diese machten sich auf seelische, geistige und physische Weise bemerkbar und sprangen auch auf meine Familie über. Ich hatte für mich selbst Sühneleiden erbeten. Doch da auch meine Familie einbezogen wurde, war es für mich sehr schwer, dies zu ertragen. Daher fühle ich mich heute an meiner Familie schuldig. Parallel zur Aufopferung meiner Sühneleiden ging es mit den schulischen Leistungen meiner zweiten Tochter rapide abwärts. Sie war bis dahin die Beste in der Schule gewesen. Mein Mann Julio, der bis dahin regelmäßig befördert worden war, hatte einen unerklärlichen Karriereknick. Alle Mitglieder der Familie wurden in Mitleidenschaft gezogen. Für uns alle war dies eine unvorhergesehene schwere Prüfung gewesen.

Ich redete allen gut zu, uns nach Kräften zu bemühen, diese Schwierigkeiten für die Bekehrung der Sünder gut aufzuopfern, und wir beteten gemeinsam dafür. Unerwartete Schwierigkeiten, die wir uns nicht im Traum vorgestellt hatten, brachen nun in jenem Zeitraum über uns herein, als ich mich dem Heiland zum Sühnopfer dargebracht hatte. Hätten diese Leiden nur mir gegolten, hätte ich sie mit Freude aufgeopfert. Doch da alle Familienmitglieder innerlich und äußerlich sehr darunter zu leiden hatten, wollte mein Herz, als es dieses mit ansehen musste, fast vor Schmerzen zerspringen. Doch wir opferten gemeinsam mit der ganzen Familie diese unerträglichen Schmerzen dem lieben Heiland auf:

„Ob wir leben oder sterben, wir sind Dein! Uns geschehe ganz nach Deinem Willen.“ Wenn sich durch unsere Sühneleiden die Sünder bekehren und der liebe Heiland getröstet wird, was könnten wir nicht alles tun!

„Oh mein Jesus, heute noch hängst Du am Kreuze und vergießt Dein kostbares Blut zur Bekehrung der Sünder! Wie lieb hast Du mich, dass Du derart schwere Leiden für mich erduldest, und wie lieb hast Du meine Familie, dass wir alle Deine Liebe erfahren dürfen und Du uns Leiden gewährst.

Wie schrecklich müssen Deine Leiden sein und wie notwendig ist unsere Opfergabe, dass Du selbst von meinen Kindern Opfer verlangst?

Oh mein Herr, meine Liebe! Ich überlasse alles in Deiner Vorsehung.“

„Meine kleine Seele, du bist bereit, Dein Leben zur Rettung für jede Seele hinzugeben! Wer kann von sich behaupten, dass ohne Kreuz kein Heil möglich ist.

Unzählige Menschen auf dieser Welt zeigen keinerlei Interesse an Meinem Heiligen Willen. Deshalb sind sie nicht in der Lage, die Lieblichkeit meiner Liebe zu empfangen, obwohl ich mich so intensiv bemühe, ihnen das zu vermitteln.

Umso mehr werde ich durch deine große Liebe zu Mir getröstet, mit der du im Kelch der Entsagung und Buße die Sühneleiden erleidest. Opfert umso hochherziger alle Eure Leiden auf und tretet ein in Mein Heiligstes Herz, damit ihr in der höchste Stufe der vollkommenen Liebe gelangen könnt.“


37. Krankes Herz und Blutungen durch den Tod der Tochter (28. April 1982)

Ich war gerade beim Frisieren einer Kundin, als meine Bekannte aus der Pfarrgemeinde, Frau S., in den Friseursalon kam. Sie sah extrem blass aus und ihre Lippen waren blau angelaufen. Ihr Ehemann ist Konrektor einer Grundschule. Das Paar ist recht fromm, engagiert sich vielseitig in der Gemeinde und hilft, wo es nur kann.

Ich sah wie kraftlos sie auf dem Stuhl saß. Ihr Aussehen und die ganze Haltung erweckten in mir so viel Mitleid, dass ich meine Kundin einer meiner Angestellten überließ und Frau S. mit in mein Wohnzimmer nahm, um mir ihre Probleme anzuhören.

Frau S. erzählte mir unter Schluchzen ihre Geschichte; sie habe ihre innigst geliebte Tochter, die das Gymnasium besuchte, verloren. Nach diesem schweren Unglück wurde sie herzkrank und, als ob das noch nicht genug sei, leide sie auch noch an Blutungen. Sie habe sich in vielen Krankenhäusern behandeln lassen, doch leider ohne Erfolg. Keiner habe ihr bis jetzt helfen können. Ich nahm sie liebevoll an der Hand und sprach zu ihr über die großartige Liebe Gottes und betete dabei innigst für ihre Heilung von diesen langwierigen Krankheiten.

Einige Tage später kam sie wieder in meinen Laden. Diesmal war ihr Aussehen normal: der Teint war rosig und die Lippen nicht mehr blau. Sie wollte mir gerade mit vor Freude strahlendem Gesicht mitteilen, dass sie durch mein Gebet geheilt worden sei und mir dafür danken wolle. Erschrocken zerrte ich sie schnell an der Hand nach draußen. Sie war perplex über mein komisches Verhalten und sprudelte freudig hervor: „Wissen Sie, Julia, seit jenem Nachmittag, an dem Sie für mich gebetet haben, bin ich sowohl von meinen Herzbeschwerden als auch von den Blutungen geheilt worden - sie sind einfach verschwunden."

„Bitte, sagen Sie niemandem davon, dass Sie durch mein Gebet geheilt worden sind."

„Aber warum denn nicht?", erwiderte sie und schaute mich verständnislos an. „Gebetet habe ich schon, doch bin ich nur ein kleines, zeitweiliges Werkzeug Gottes, d.h., Gott hat Sie geheilt und nicht ich! Darum, um Himmelswillen, erzählen Sie bitte niemandem, dass Sie durch mein Gebet geheilt worden sind. Dieses Geheimnis müssen Sie unbedingt für sich behalten! Bitte versprechen Sie mir das, ja? Außerdem, danken sollten Sie zutiefst nur dem lieben Heiland!"

In der Regel vermied ich es, speziell für die Heilung anderer Person, alleine zu beten, um zu vermeiden, dass wie bei Frau S. gesagt wird, sie sei durch mein Gebet geheilt worden; denn ich bin nur ein kleines Werkzeug und es ist allein Gottes und nicht unser Werk. Gott bedient sich unser bei Bedarf und zeitlich begrenzt.

Daher gebührt dem Herrn einzig und allein die Ehre. Und wenn ich Sätze hörte, wie „Ich bin durch Julias Gebet geheilt worden.", empfand ich immer große Schmerzen in meinem Herzen. Nur im äußersten Notfall betete ich allein um die Heilung eines Menschen.

Einige Jahre waren vergangen, als Frau S. mir ihren Besuch mit dem wichtigen Vorhaben ankündigte, unbedingt etwas beichten zu müssen. Sie besuchte mich in meinem derzeitigen Haus neben der Muttergotteskapelle und sprach: „Julia, ich muss Ihnen etwas beichten, deshalb bin ich heute hier!"

„Worum geht es?"

„Ich habe mein Versprechen gebrochen: Unser Geheimnis, das ich es nur für mich behalten sollte, konnte ich leider nicht für mich behalten. Und das kam so: In einer Gesprächsrunde unseres Gebetskreises redeten wir über die Ereignisse in Naju, insbesondere über die Tränen und Blutstränen der wundertätigen Muttergottesstatue. Viele behaupteten unverblümt, dass es sich bei den Bluttränen der wundertätigen Muttergottesstatue in Wirklichkeit um Tomatenketchup oder Schweineblut handele und überhaupt alles manipuliert sei. Da bin ich über diese maßlosen Verleumdungen so wütend geworden und habe ihnen, weil ich es nicht länger ertragen konnte, über meine tatsachliche Heilung berichtet. Ich habe ihnen erzählt, wie meine Heilung in Wirklichkeit geschehen war, und gab so mein Geheimnis preis. Bitte vergeben Sie mir, dass ich mein Versprechen gebrochen habe, ja?"

Ich war über ihre Aussage zutiefst ergriffen, denn Frau S. ist eine sehr schwierige Person im Umgang mit anderen. Sie kritisiert und urteilt sehr gerne über andere, ist dabei eigensinnig und merklich von sich eingenommen, weshalb sie von vielen gemieden wird. Doch welches Wunder - jetzt erlebe ich sie wie ein zahmes Lamm. Gerührt von ihrem erstaunlichen Wandel, sagte ich zu ihr: „Der Herr hat Ihnen längst vergeben. Er findet an Ihrer Gesinnung sicher Wohlgefallen und wird Sie umso mehr lieb haben. Wie könnte ich Ihnen dann nicht verzeihen, denn Sie sind ja jetzt wie ein kleines Kind geworden. Ich werde dafür beten, dass der Friede Gottes und die Liebe der Gottesmutter allzeit in Ihrer Familie gegenwärtig sein mögen."

„Ich wusste es, das Sie mir vergeben würden.", atmete sie erleichtert auf.

„Meine Liebe, es war doch kein Verbrechen. Sie haben es für die Ehre Gottes und der Jungfrau Maria getan; deshalb wird im Himmel sogar eine Belohnung auf Sie warten!"

Darauf antwortete sie spontan und freudestrahlend: „Amen!“

„Oh mein Herr, vielen herzlichen Dank!

Wie ist es möglich, dass sie zu einem zahmen Lamm geworden ist? Herr, Himmel und Erde sind voll erfüllt von Deiner abgrundtiefen Liebe, welche jedwede Opfer auf sich nimmt, wenn es um die Rettung der Menschheit geht. Ich danke Dir von ganzem Herzen, dass Du uns unsere Fehler verzeihst und mit Deiner ganzen Liebe bedeckst."

„Oh ja, Meine süße Tochter!

Du schenktest bereits vielen Seelen Nahrung zu Meiner Ehre. Da auch diese Seele mit „Ja" geantwortet hat, konnte auch ihre Seele durch die Zufuhr von Nahrung geläutert werden."


38. Wie das Leben meines Mannes durch seine Antwort „Amen“ bekehrt wurde  (5. Juli 1982)

Um pünktlich zur Sühneanbetung in Gwangju zu sein, drängte ich meinen Mann sich zu beeilen. Mein mir sonst immer so entgegenkommende Mann reagierte mürrisch und in einem barschen Ton: „Muss das jeden Tag sein? Kann man nicht einen einzigen Tag aussetzen?“

Ich dachte mir im Stillen, dass in seinem Betrieb evt. unerfreuliche Dinge passiert seien. Ich fühlte aber, dass uns an diesem Tag bestimmt eine große Gnade geschenkt würde, weil ich sah, wie gereizt mein Mann auf das Gebetstreffen reagierte.

Der Teufel wusste nur zu gut, welch große Gnade wir heute empfangen würden. Deshalb versuchte er mit allen Mitteln, meinen Mann von der Sühneanbetung fernzuhalten. Ich dachte, ich müsse versuchen, meinen Mann auf jeden Fall mitzunehmen. Darum bat ich ihn wiederholt, doch mitzukommen. Er aber sagte jedes Mal: „Nein, heute mal nicht!

Ich habe nicht so richtig Lust“! Daraufhin erwiderte ich:

„Jawohl, wem würde es nützen, wenn ich wieder an unheilbarem Krebs erkrankte und sterben würde?“

Ich begann von ganzem Herzen zu beten: „Liebster Herr Jesus, ich werde lieber wieder  an meinem alten unheilbaren Krebs erkranken und den Tod wählen, wenn ich dadurch nur die wahrhaftige Bekehrung meines Mannes erreichen könnte und er als Dein wahres Werkzeug dienen würde.“

Mein Mann erschrak richtig über dieses Gebet und schaltete sich sofort ein.

„Nein, was für ein Gebet! Schatz verzeih, ich werde schon mit dir gehen. Du solltest nie wieder ein derartiges Gebet verrichten, bitte? Was würde mir das überhaupt bringen, wenn du stirbst und ich allein am Leben bliebe? Ich kann jetzt nicht mehr ohne dich leben. Also beeile dich, ich bin schon mit dabei.“

Wir waren rechtzeitig zum Gebetstreffen angekommen. Normalerweise saßen wir in der ersten Reihe direkt nebeneinander. An diesem Abend saß ich vorne und mein Mann Julio saß im hinteren Bereich. Morgens früh gegen 3 Uhr - ich betete mit geschlossenen Augen – hörte ich hinter mir einen Mann richtig laut weinen und hörte die Helfer neben mir sagen: „Julia, herzlichen Glückwunsch!“

Ich drehte mich um und sah, dass der laut weinende Herr mein Ehemann Julio war. Da kamen mir heiße Tränen der Dankbarkeit: „Oh lieber Herr Jesus Christus, Du hast mein Gebet erhört!“

Nach der Beendigung der Sühneanbetung trat mein Mann Julio plötzlich nach vorne und sagte, er würde uns gern ein Zeugnis geben, worauf ihm alle einen großen Applaus spendeten.

Er sprach noch immer tief gerührt und mit Tränenerstickter Stimme:

„Ich heiße Julio Kim und bin ein großer Sünder. Obwohl meine Frau an schwerem und unheilbarem Krebs erkrankt war und infolgedessen unter schlimmsten Schmerzen litt, hatte ich davon keine Ahnung und lebte nur für meinen Beruf und für mich. Meine Frau heiratete mich, den Ältesten von neun Geschwistern. Sie kümmerte sich in extrem schwerer finanzieller Not rührend um meine mehr als zehnköpfige Familie, wobei sie derart freundlich und so liebevoll mit meinen Geschwistern umging, dass meine jüngeren Brüder sie als ‚meine leibliche Schwester‘ bezeichneten. Trotz ihres schweren Krebsleidens nahm sie auch noch freiwillig die 90jährige Großmutter meiner Mutter zu sich und pflegte sie. Ich hätte damals nie im Traum daran gedacht, dass sie an einem unheilbaren Krebs erkrankt sein könnte. So sagte ich zu mir: "Ja, meine Frau ist von Natur aus lieb, deshalb verhält sie sich auch so."

Damals hegte ich ihr gegenüber zwar Gefühle der Dankbarkeit, doch habe ich das zu keiner Zeit mit Worten oder Gesten zum Ausdruck gebracht. Im Gegenteil, ich hatte ihr mit meinen Fehltritten des öfteren wehgetan. Und obwohl meine Frau täglich Schmerzen hatte, hatte sie sich darüber nie beklagt!

Selbst in dieser Lage hatte sie immer noch ein tröstendes und ermutigendes Wort für mich bereit sowie eine liebevolle Umarmung. Und ging es mir einmal nicht so gut, massierte sie mich sogar. Selbst wenn ich große Fehler beging, hat sie mir jedes Mal verziehen und sagte: ‚Fangen wir wieder neu an!.‘ So dachte ich, dass sie vielleicht ein bisschen dumm sei.

Sieben Jahre nach ihrer Erkrankung wurde sie schließlich bettlägerig. Erst dann begriff ich langsam, was für Fehler ich begangen hatte. Der Krebs mit samt den Metastasen  und Nebenkomplikationen war unheilbar fortgeschritten. Alle Ärzte, die wir konsultierten, sagten einstimmig ‚nein‘ zu einer Heilung, es war hoffnungslos! Das letzte Krankenhaus, wo sich meine Frau zur Behandlung aufhielt, entließ sie mit der Begründung, dass alles vergebens sei, keine Hoffnung mehr bestünde und wir uns auf ihren Tod vorbereiten sollten.

Da wurde mir endlich klar, wie liebevoll meine Frau mit meinen Angehörigen umgegangen war, wie sie ihnen alles Mögliche schenkte und niemals etwas zurückforderte, geschweige denn etwas erwartete. Da überkam mich eine tiefe Beschämung und große Herzensqual. Mit großem Bedauern ließ ich meine Fehltritte Revue passieren und realisierte: "Was bin ich nur für ein Mensch."

Dann versuchte ich mit allen Mitteln, dass meine Frau wieder gesund wurde. Es war jedoch zu spät, denn die Metastasen hatten sich in ihrem ganzen Körper ausgebreitet. Weder Operationen noch Medikamente konnten ihr helfen. Ich hielt meine Frau in den Armen und sagte: "Meine Liebste, du bist wie ein Engel. Es ist alles meine, dieses Wertlosen, Schuld, wenn du nun stirbst."

Dann bat ich sie laut weinend um Vergebung. Dabei stand mein Entschluss fest: Ich will meine Frau retten, koste es was es wolle. Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um meine Frau zu retten, doch alles war vergebens.

Nach diesen langen und hoffnungslosen pechschwarzen Tagen, kurz vor ihrem sicheren Tod, errettete der Herr Jesus Christus meine Frau.

Dafür danke ich dem Herrn ewig. Der Dank kam jedoch nicht ganz aus tiefstem Herzen. Deshalb wollte ich auch heute am frühen Abend nicht zu dieser Gebetsveranstaltung mitkommen, mit der Ausrede, dass ich müde sei.

Doch während Referent Sueng-Beck Hah heute predigte, dass man die Liebe gegenseitig fühlen solle und diese auch mit Dank erwidern müsse, kam mir die Erleuchtung.

Zuerst hatte ich auf seine Worte routinemäßig mit ‚Amen‘ geantwortet. Doch seine Worte wirkten in meinem Herzen wie ein Echo, und es kam mir vor, als habe er diese Sätze nur für mich ausgesprochen. In diesem Augenblick erkannte ich schlagartig, was für ein verkehrtes Leben ich bisher geführt und was für ein Fehlverhalten ich meiner Frau zugemutet hatte.

Ich dachte zuvor, es sei die natürlichste Sache der Welt, dass meine Frau aus Liebe zu mir ihr Bestes gibt, um mein Leben so angenehm wie möglich zu machen, und ich habe dies alles für mich als selbstverständlich angenommen.

Aber jetzt erst konnte ich dem Herrn aus ganzem Herzen richtig danken und gelobe: "Herr Jesus Christus, heute bedanke ich mich aus tiefstem Herzen, dass Du meine Frau vor dem sicheren Tod gerettet hast. Ich werde von nun an ganz für Dich und für meine wertvolle Frau leben! Vielen, vielen herzlichen Dank!“

Ich gelobte einst dem Herrn, für die Bekehrung meines Ehemannes Julio sogar mein Leben hinzugeben. Nun, nach 15 Jahren Ehe, sind wir endlich in der Lage, unsere wahrhaftige Liebe füreinander zu fühlen und auszutauschen. Bei diesem Gedanken entströmten meinen Augen heiße Tränen wie aus einem Sturzbach. Wie heißt es doch: „In Tränen ausgesätes Gebet wird bestimmt seine Erhörung finden.“ Das wurde mir in diesem Moment klar.

Oh mein Heiland, Herr Jesus Christus, Du hast nur drei Jahre ein öffentliches Leben geführt. Darauf hast Du Dich 30 Jahre lang im Verborgenen vorbereitet. Ich kann zwar mein Leben nicht mit dem des Heilandes vergleichen. Da ich aber mein bisheriges leid- und schmerzvolles Leben noch niemandem erzählt habe, war es für mich eine doppelte Freude, die Bekehrung meines Mannes zu erleben.

Liebe schenkt man, ohne auf eine Gegenleistung zu hoffen. Doch für eine vollkommene Liebe ist es wichtig, dass die Gefühle erwidert werden. So bewahrheitete sich in diesem Fall mein ständiger Gedanke und wurde zutiefst bestätigt. Diese Erfahrung wurde für mich zu einem Wendepunkt meines Lebens.

„Oh Mein Herr, Mein Geliebter!

Danke, nochmals danke! Du regierst alles bei mir, damit alles bei mir in Erfüllung gehen kann.“

„Oh ja, Mein geliebtes kleines Baby!

Du hast bis jetzt alle harten Entbehrungen deines Lebens als Opfergaben angenommen, was nichts Anderes als ein aufgeopfertes Leben bedeutet! Alles, was Du von mir aus ganzem Herzen sehnlichst begehrt und erbeten hast, war einzig und allein, dich ganz nach Mir zu formen, oder etwa nicht? Wie könnte ich Dir dann etwas vorenthalten, so wie Du Dich abmühst? Dein Mann wird dir dabei helfen, dass du wie ein sterbendes Weizenkorn viele Früchte tragen wirst, diese Früchte des Heiligen Geistes den verdörrten Seelen zur Speise gibst und diese dadurch zum Blühen bringst.“


40. Herr, was soll ich nur tun? (9. Juni 1982)

An den Krankenexerzitien auf dem Berg So-Hwa nahmen viele Kranke teil. Darunter war auch ein älterer Herr, der Dickdarmkrebs im letzten Stadium hatte und an besonders starken Schmerzen litt. Er kam immer allein, ganz ohne Angehörige, und da sich niemand um ihn kümmerte, nahm ich mich seiner an. Wie ich erfuhr, wurde er sogar von seiner eigenen Familie verlassen.

In der Tat hatte er mir unendlich Leid getan, und so kümmerte ich mich liebevoll um ihn. Als größte Schwierigkeit stellte sich der Gang zur Toilette heraus. Mit allergrößter Mühe und Not begleitete ich ihn zur Toilette und erledigte alle anfallenden pflegerischen Arbeiten. Die Situation war für mich nicht unproblematisch, weil ich noch andere Aufgaben wahrzunehmen hatte. Es stellte sich mir die Frage, warum man ihn allein gelassen hatte und wo seine Familie war? Später erfuhr ich, dass alle Menschen wegen des penetranten Geruchs, der aus der faulenden Krebsgeschwulst strömte, einen großen Bogen um ihn machten und es keiner in seiner Nähe aushielt, auch nicht seine eigenen Angehörigen. Niemand war bereit, ihn zu pflegen!

Wegen meines intensiven Einsatzes für diesen Krebskranken wurde ich heftig von den anderen freiwilligen Helfern kritisiert: „Warum kümmerst du dich nur um einen einzigen Patienten und klammerst dich nur an ihn? Du faulenzt, anstatt dich um andere Dinge zu kümmern.“

„Entschuldigung, aber er kann sich nicht alleine bewegen, darum helfe ich ihm!“

„Mach doch, was du willst!“

Ich kehrte zu meinem Krebspatienten zurück und betete für ihn: „Herr, sei so gut, schenke diesem armen, todgeweihten Mann, der seine Familie und auch die Liebe verloren hat, das Leben. Ich selbst vermag nichts. Darum komm Du, lieber Heiland, persönlich zu ihm und entferne durch Deinen Heiligen Geist seine Krebsgeschwülste. Wenn aber meine Bitte nicht Deinem Willen entspricht, dann nimm mich als Sühneopfer an und erlege mir seine Leiden auf. Ich werde stellvertretend für ihn leiden, wenn ich nur dadurch für ihn eine Heilung ermöglichen kann.“

Bei diesem Gebet kam zufällig eine freiwillige Helferin vorbei und hörte, was ich soeben gesprochen hatte. Diese erhob prompt die schwersten Vorwürfe gegen mich. „Ei, wie betest du eigentlich? Es strotzt vor lauter Hochmut! Leiden muss natürlich der Herr Jesus allein! Warum sagst du, Julia, dass du die Schmerzen der Anderen übernehmen willst?“

Dieser rüde Ton hat mich regelrecht schockiert! Für mich ist es selbstverständlich, dass wir freiwilligen Helfer untereinander in Harmonie eine Einheit bilden und miteinander liebevoll umgehen. Noch mehr erschrocken, ja fast gelähmt, war ich aber über die Aussage "Leiden muss selbstverständlich nur der Herr Jesus Christus."

Jedenfalls schob ich mir die Schuld daran zu, weil ich nicht still vor mich hin gebetet, sondern laut ausgesprochen hatte; denn ich hatte den vor Schmerzen leidenden Mann liebevoll in meine Arme geschlossen und laut weinend mit ihm gebetet, wobei mir mein Wehklagen über die Schicksalsschläge und sein hartes Leben unbewusst über die Lippen gekommen waren.

Ich entschuldigte mich höflich bei ihr: „Bitte verzeihen Sie mir, ich werde mich in Zukunft besser im Zaum halten.“

Dieser Vorfall brachte den Krebspatienten in große Verlegenheit. Er wusste nicht, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte. Er hielt meine Hand und sagte mir unter Tränen mehrmals: „Es tut mir leid, es tut mir sehr leid.“

Aus Gewissensgründen konnte ich ihn aber nicht im Stich lassen. Nach reiflicher Überlegung sprach ich mit dem Vorsitzenden darüber und erhielt die Erlaubnis, ihn zu betreuen.

Wer noch nie Hunger gelitten hat, weiß nicht, wie sich Hunger anfühlt, und wer sich noch nie selbst in einem todkranken Zustand mit schrecklichen Schmerzen befunden hat, hat auch keine Ahnung, wie schlimm das ist!

In solch einer ausweglosen Situation befand er sich. Von allen Menschen verlassen, siechte er vor sich hin. So viel wie nur möglich schenkte ich ihm meine Liebe und gab mir die allergrößte Mühe mit seiner Pflege - und das auch zur Sühne für die Entgleisung jener Helferin, die mich getadelt hatte.

Gegen 3 Uhr, als ich genau unter den gleichen Symptomen litt wie der Krebskranke, erschien der Herr Jesus Christus, in einem purpurroten Mantel gekleidet, vor dem Altar. Er schaute alle ehrenamtlichen Helfer sowie alle Teilnehmer der Reihe nach an und machte ein sehr bekümmertes Gesicht. Sein Gesicht sah so verzerrt aus und Er erweckte den Eindruck, vor lauter Schmerz sogleich zu weinen. Plötzlich öffneten sich Seine Kleider, und Sein Heiligstes Herz kam zum Vorschein. Es öffnete sich und zerriss in tausend Stücke. Dieses Bild war furchtbar grausam anzusehen. Beim Betrachten dieses Geschehens rief ich ganz laut, ohne meine Umgebung wahrzunehmen:

„Oh Herr, mein Geliebter! Was soll ich nur für Dein zerrissenes Herz tun?“

Da sprach der Herr mit lauter Stimme:

„Wie du siehst, zerreißt Mein Heiligstes Herz jedes Mal in tausend Stücke, wenn unzählige Menschen sündigen! Darum sollt wenigstens ihr, die ihr mich kennt, euch bemühen, Mein zerrissenes Herz zu heilen.“

„Oh Herr, ich werde Dein zerrissenes Herz heilen, ich werde es bestimmt tun!“

Ich muss unvorstellbar laut geweint und geschrieen haben, denn alle Teilnehmer weinten mit mir mit. Selbst in diesem Moment, wo ich diese Zeilen niederschreibe, sehe ich immer noch das entsetzliche Aussehen Jesu vor mir, vor dem ich meine Tränen nicht zurückhalten kann.

Nachdem ich dem lieben Heiland geantwortet hatte, wollte ich nach meinem Krebspatienten schauen und mich um sein Wohlbefinden kümmern. Und siehe da, er kam gerade allein von der Toilette zurück. Er war völlig gesund geworden!


41. Rotes Licht strömte auf mich herab (14. Juli 1982)

In der Zeit vor meiner Taufe engagierte ich mich schon als freiwillige Helferin für die Charismatische Bewegung. Damals betete ich folgendermaßen, wenn mich jemand um ein Gebet bat:

„Herr Jesus, aus mir selbst vermag ich gar nichts, denn ich bin eine unwürdige Sünderin. Daher bitte ich Dich, komm Du persönlich zu mir. Entzünde in mir das Feuer Deiner Liebe, bewirke in mir das Wunder Deiner Liebe und offenbare Du Deine Herrlichkeit durch diese Unwürdige. Für die Heilung der Anderen gebe ich mich Dir freudig ganz als Sühneopfer hin und bin gerne bereit, deren Leiden auf mich zu nehmen, wenn durch meine Sühneleiden Herr X oder Frau Y geheilt werden können.“

Ich wollte von ganzem Herzen, dass viele leidenden Menschen durch meine stellvertretenden Sühneleiden ihre Heilungen an Seele, Geist und Leib finden.

Normalerweise verrichtete ich solche Gebete im Stillen. Hin und wieder kamen allerdings Sätze meines Gebetes über meine Lippen und wurden von einigen Helfern gehört, was zu einem heftigen Disput unter ihnen führte. Einige stellten mich zur Rede:

„Wer bist du denn schon? Wie kommst du auf die Idee, die Leiden der Anderen stellvertretend annehmen zu wollen? Das kommt bestimmt vom Hochmut!“

Andere wiederum sagten: „Leiden tut selbstverständlich der Herr! Was soll das, dass du die Leiden der Anderen übernehmen willst? Oh, wie lächerlich ist das!“

Sie belächelten, kritisierten und maßregelten mich und bekräftigten noch einmal ihre Überzeugung, dass das Leiden natürlich dem Herrn Jesus Christus vorbehalten sein müsse.

Es ist meine Art, mich auch dann nicht zu wehren, wenn ich im Recht bin. Es war stets mein Wunsch und Streben gewesen, mit meinem Beitrag Frieden unter den Kollegen zu schaffen, sei es auch zu meinen Lasten. Darum konnte ich sämtliche Kritik und Schikane mit Dank annehmen, obschon mich Skrupel plagten, ob sie nicht dadurch die Sünde des Verurteilens begehen könnten, was mich wiederum betrübte. Des Weiteren irritierte mich die Aussage der anderen Helfer, wonach nur der Herr Jesus Christus Leiden auf sich nehmen könne.

Zu diesem Punkt konnte ich keine befriedigende Antwort bekommen, weder von Priestern, Theologen noch von Ordensleuten, obwohl ich sie mehrmals darum gefragt hatte.

Inzwischen wusste der Herr meine Aufmerksamkeit auf seinen Willen zu lenken. Wenn meine Handlung diesem nicht entsprach, bekam ich an einer bestimmten Körperstelle einen schmerzhaften Stich. Da ich jetzt aber anstatt schmerzhafter Stiche die ermutigenden Worte „Setze Deinen Weg fort!“ erhielt, denke ich, richtig gehandelt zu haben. Aber es blieben Zweifel, ob ich nicht doch hochmütig war, wie einige Helferinnen mir nachsagten. Über die Demut meditierend, bereitete ich mich auf die bevorstehenden Exerzitien in Seoul vor.

Am nächsten Tag begaben wir uns mit den Helfern der Charismatischen Bewegung von Gwangju nach Seoul, um mit den dortigen Mitarbeitern gemeinsam an den Exerzitien teilzunehmen. Eine Bekannte aus Gwangju, Maria Lee, die mir sehr wohl gesonnen war, kam jeden Tag frühzeitig und reservierte die vorderen Plätze für uns. Danach wartete sie vor der Tür auf mich und ermöglichte es mir, direkt vor den Referenten Platz zu nehmen. In der Regel waren die vorderen Plätze den behinderten, kranken Menschen vorbehalten. Da aber die Exerzitien für die Helfer gehalten wurden, durften wir auch die vorderen Plätze belegen. Ich wollte während dieser Exerzitien vor allem eine direkte Antwort des Herrn erhalten, ob meine Gebete Seinem Willen entsprächen oder ob sie tatsächlich, wie die anderen Helfer mir vorhielten, meinem Hochmut entstammten.

Es war schon der dritte Exerzitientag, und noch immer hatte ich keine Antwort gefunden. Ich wurde langsam ungeduldig und spürte eine innere Unruhe. Darum betete ich zum Herrn:

„Herr, Du sprachst: ‚Wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens erhalten.‘ Also bitte ermögliche mir, dieser unwürdigen Sünderin, dass ich auf keinen Fall im Finsteren wandele, sondern nur in Deinem Licht lebe und alle meine Handlungen exakt nach Deinem Willen vornehme.“

Als ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, strömte heißes Licht auf meinen Kopf herab. Erschrocken schaute ich empor und sah, dass viele Lichter, wie ein Feuerbündel, mit roten, gelben sowie grünen Farben zu sehen waren.

„Oh Herr Jesus Christus, was ist das? Lass bitte das Bündel roten Lichts herabströmen, falls meine Gebete rechtens waren!“

Noch im gleichen Moment drang das Bündel roten Lichts blitzschnell in mein Herz hinein und ich schrie unbewusst „Aua“, da es sehr heiß war. Maria Lee, welche neben mir saß, sagte zu mir: „Herzlichen Glückwunsch!“ Erschrocken über diese Gratulation, fragte ich sie:

„Oh, haben Sie es auch gesehen?“

„Aber ja, ich sah es auch!“

„Ja? Das rote Lichtbündel sah aus wie das reinste hellrote Blut, nicht wahr?“

„Rotes Lichtbündel? Ich sah, wie das Licht der Barmherzigkeit auf dich herabströmte.“

„Von wem kam das Licht?“

„Vom Kruzifix vor dem Altar aus dem Herzen Jesu. Es strömte das weiße und rote Licht der Barmherzigkeit auf uns herab. Ich breitete rasch meine Hände aus und wollte schon das ganze Licht auf mich nehmen; jedoch strömte das ganze Licht nur in dein Herz hinein, und ich bekam nicht einen einzigen Strahl ab.“

Ich war richtig erschrocken über die Aussage von Maria Lee. Durch ihre Aussage bestätigte sich, dass der Herr nicht nur das Bündel roten Lichts, sondern das Licht seiner Barmherzigkeit in vollem Umfang in mein Herz eindringen ließ.

Oh ja, nun werde ich mich unbeirrt voll und ganz dem Herrn anvertrauen, Der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, und Ihm folgen, ganz gleich wie die Menschen über mich urteilen.

„Oh mein geliebter Herr!

Ich danke Dir von ganzem Herzen. Leite und regiere mich, damit ich, diese unwürdige Person, alle meine Handlungen vollkommen nach Deinem Willen ausrichte.“

„Meine kleine Seele, die du statt des bekömmlichen Kelchs den bitteren bevorzugt hast! Es gibt zahllose Menschen, die mit falscher Spiritualität und Heuchelei zu Mir rennen; du aber schenkst Mir immer Freude, weil du dich als einfache Seele zeigst. Daher bist du Meine kleine Seele! Bei deinem Anblick erfreuen sich Meine Augen in vollem Maße und lassen sogar alle Sünden der Welt vergessen.“


42. Frau P., die ihrem Mann nicht verzeihen konnte (24. Juli 1982)

Es geschah in der Zeit, als ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin sehr engagiert in der Charismatischen Bewegung mitgewirkte. Während der siebenwöchigen Exerzitien leitete ich eine Gruppe. Eine Teilnehmerin, Frau P., suchte mich auf, wünschte ein Gespräch und vertraute mir ihre Geschichte an.

Sie hatte dieses siebenwöchige Heiligen Geist-Seminar insgesamt sechsmal hintereinander absolviert. Jeden Morgen stand sie in aller Frühe auf, um vor Beginn des Seminars ihren Körper mit kaltem Wasser zu reinigen, wobei sie dachte, so ihren Geist und ihre Seele ebenfalls zu säubern. In der Tat empfing sie durch diese Seminare verschiedene Gaben des Heiligen Geistes, wie die der Prophezeiung und der Heilung. Trotzdem verspürte sie eine große Leere in ihrer Seele und in ihrem Herzen. Vor allem konnte sie ihrem Mann und ihrem ersten Sohn immer noch nicht verzeihen.

In der Vergangenheit hatte sie während der siebenwöchigen Seminare immer wieder versucht, in meiner Gruppe unterzukommen - doch es ging jedes Mal schief. Diesmal, so hatte sie bei sich gedacht, wollte sie auf die Erstattung der Kursgebühr von 5.000 Won verzichten und einfach nach Hause gehen, wenn sie wieder nicht bei mir unterkäme. Zum Glück hatte es diesmal geklappt, und ich wurde ihre Gruppenleiterin.

Sie freute sich sehr darüber und begab sich ins Seminar.

Sie hatte massive Probleme mit ihrem Mann, der ihr in jeder Hinsicht unterlegen und damals nicht ihr Wunschpartner gewesen war: seine linke Hand ist verkrüppelt, er hat kein gutes Aussehen und was sowohl seinen familiären Hintergrund als auch seinen Gesundheitszustand betraf, erfüllte er überhaupt nicht ihre Wunschvorstellung von einem Ehemann. Sie beide waren jedenfalls in jeder Hinsicht ein ungleiches Paar. Er aber war hoffnungslos in sie verliebt.

Eines Tages hatte er eine günstige Gelegenheit wahrgenommen und unter Anwendung von Gewalt mit ihr geschlafen, in der Hoffnung, sie zur Frau nehmen zu können. Sie wurde schwanger, weshalb sie ihn heiraten musste. Heute ist sie Mutter von zwei Söhnen. Sie konnte jedoch während ihrer ganzen Ehe diese Vergewaltigung nicht aus dem Kopf verdrängen und hasste ihren Mann. Sie hegte auch einen Groll gegen ihren Sohn, die Frucht der Vergewaltigung. Mit neun Jahren ging dieser zur Grundschule aber sie schikanierte und prügelte ihn ständig. Indes wurde ihr Herz zur Wüste, ihr Gesichtsausdruck war von Verärgerung geprägt, ohne dass sie sich dessen bewusst war.

Nachdem ich ihre Geschichte zu Ende gehört hatte, sagte ich zu ihr:

„Frau P, sie sagten, dass ihr Mann eine verkrüppelte linke Hand hat und zudem gesundheitlich angeschlagen war. Wie ist es dann möglich gewesen, dass ein behinderter Mann eine gesunde Frau vergewaltigen konnte? Ich denke, es ist nicht nur seine Schuld!

Denken Sie doch darüber nach. Ich kann mir zwar die damalige Situation nicht ausmalen, aber ist es nicht vielleicht so gewesen, dass auch Sie der Versuchung erlegen waren, mit ihm zu schlafen? Also, tragen Sie eventuell auch eine Mitschuld? Denken Sie bitte scharf darüber nach. Sie sollten daher ihren Mann jetzt nicht mehr hassen, sondern umdenken und mit ihm neu anfangen.

Gewiss, die Methode Ihres Mannes, Sie auf eine solche Art und Weise zur Heirat zu zwingen, war nicht fair, aber er hat Sie geliebt und er liebt Sie immer noch, bis heute, nur Sie allein. Sie aber denken permanent, warum Sie mit so einem Mann Ihr Leben vergeuden sollen, dem Sie in jeder Hinsicht überlegen sind, und verachten ihn, nicht wahr?“

Ja, richtig, ich bin ihm in jeder Hinsicht überlegen, angefangen von der Bildung, der Leistung, dem Aussehen usw. Wir passten einfach nicht zusammen. Normalerweise wäre bei solch gravierenden Unterschieden eine Heirat niemals zustande gekommen. Ich muss immerzu daran denken, dass er gegen meinen Willen mit mir geschlafen hat. Daher habe ich ihn bis heute verachtet und ignoriert.“

„Frau P., es ist noch nicht zu spät! Es ist nun wirklich die Zeit gekommen, ihm zu vergeben und ihm ihre Liebe zu schenken. Überlegen Sie doch, wie schäbig Sie sich bisher Ihrem Mann gegenüber verhalten haben! Trotz all dieser Demütigungen und Ignorierung hat er Sie bis heute ununterbrochen geliebt und alles Mögliche für Sie getan! Wo glauben Sie denn, findet man heute eine solch große Liebe?

Schauen Sie nicht immer nach oben und lenken Sie Ihren Blick nach unten! Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen Mann geheiratet, der in jeder Hinsicht besser ist als Ihr Mann, der viel Geld, Macht und eine tadellose Gesundheit besitzt und dazu noch gut aussieht, aber oft fremd geht, keine Zeit für Sie hat und Sie auch nicht gut behandelt. Was würde Ihnen dann das viele Geld, die Macht und sein gutes Aussehen nützen?“

„Es ist wirklich wahr, aus dieser Perspektive habe ich das noch nie betrachtet.“

Mit stark errötetem Gesicht sprach sie weiter:

„Seit ich ihn kennen gelernt habe, lebe ich ständig im Hass, Groll, Zorn und mit heftigen Gemütswallungen . . .“

Mit dieser Aussprache öffnete Sie Schritt für Schritt ihr Herz, das sie seit vielen Jahren wie eine Festung fest verschlossen gehalten hatte. Weiter sagte ich zu ihr:

„Frau P., Sie haben sich bisher sehr bemüht, viel für den Herrn Jesus Christus zu tun und Seine Liebe zu verkünden. Sie haben viel Zeit investiert, um vielen Menschen die Liebe Gottes nahe zu bringen, doch für Ihre eigene Familie haben Sie diesbezüglich sehr wenig getan. Sie haben Ihren Mann gehasst und Ihren Kindern die ihnen zustehende Liebe vorenthalten, derer sie so sehr bedürfen. Schlimmer noch, Sie schikanieren Ihren Mann sowie Ihre Kinder und verprügeln sogar Ihren ersten Sohn! Wie sehr muss der liebe Heiland darunter gelitten haben, als er das alles mit ansehen musste…?

Anstatt Liebe schenkten Sie den Ihren Hass, anstatt Zärtlichkeit dem Erstgeborenen Schläge! Nun wird es allerhöchste Zeit, dass Sie diese Realität in Demut und Liebe zu Gott annehmen und sagen, dass alles Ihre Schuld und nicht die Schuld Ihres Mannes ist, und dieses dem Herrn hochherzig aufopfern.

Versetzen Sie sich einmal in folgende Situation: Ich stehe brav an einer Strasse. Plötzlich rollt ein Stein heran und verletzt mich. Denken Sie jetzt aber nicht, Sie seien unschuldig, Sie hätten doch nichts getan, sondern dass es ist Ihre Schuld und nicht die des Steines ist, weil Sie gerade in diesem Augenblick an dieser Stelle standen.

Wenn jeder so dächte, dass es seine Schuld und nicht die des Anderen ist, würde die Freude bei Gott sehr groß sein.

Wenn jeder so dächte, dass es seine Schuld und nicht die des Anderen ist, würde die Freude bei Gott sehr groß sein.

Daraufhin erwiderte sie: „ Meine Güte, ich muss wohl verrückt gewesen sein! Wie kann ich das nur wieder gutmachen? Wie schwer muss der liebe Heiland meinetwegen gelitten haben?“ Und sie bereute zutiefst, was sie ihrem Mann bzw. ihrem Sohn bis jetzt angetan hatte. Wenn Sie Ihren Mann und Ihren Sohn um Vergebung bitten und ihre Wunden heilen, bedeutet dies, dem Herzen Jesu Freude zu schenken. Da Sie jetzt verstanden haben, was Sie bei Ihren Lieben versäumt haben, ist es nicht zu spät, es wieder gut zu machen. Bemühen Sie sich in Zukunft nach Kräften und aus Buße, Ihrer Familie mit viel Liebe die entgangene Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Nestwärme zu schenken“.

Nach Beendigung meiner Worte begann sie laut zu weinen. „Ich habe bis heute viele Heiligen Geist-Seminare besucht und war überzeugt, richtig an Gott zu glauben. Ich habe jede Gelegenheit wahrgenommen, mit vielen Menschen über das Problem mit meinem Mann zu sprechen. Dabei zeigte jeder Verständnis für mich und meine Situation, solidarisierte sich mit mir und schimpfte über meinen Mann. Alle gaben mir Recht und trösteten mich. Daher dachte ich bis heute, ich sei im Recht! Also kam in mir auch nicht der geringste Gedanke auf, dass ich schuldig sein könne. Ich denke, heute hat Sie mir der liebe Heiland geschickt.“

„Richtig, unser Treffen hat sicher der gute Heiland arrangiert. Es ist sicher kein Zufall, Frau P., dass Sie heute erkannt haben, dass auch Sie eine Mitschuld trifft. Wie wäre es mit einer Generalbeichte?“

„Ja, das mache ich. Aber eine Frage habe ich noch!“

„Ja bitte, fragen Sie!“

„Erlauben Sie mir, morgen wieder zu kommen?“

„Ja, tun Sie das.“

Sie hatte jetzt ein so friedvolles Gesicht, welches ich bei ihr noch nie zuvor gesehen hatte, und fuhr fröhlich zu ihrer Familie nach Gwangju.


43. Segen der Generalbeichte (25. Juli 1982)

Am nächsten Nachmittag suchte mich Frau P. wieder auf. Sie übergab mir einen dicken Umschlag mit den Worten: „Ihrem Vorschlag folgend, habe ich nach bestem Wissen und Gewissen alle meine Sünden seit meiner Kindheit bis heute aufgeschrieben, um meinen Entschluss für den Neuanfang zu bekräftigen. Auch komme ich gerade von der Generalbeichte. Trotz allem, obwohl ich mich wirklich bemüht habe, alle meine bisherigen Sünden niederzuschreiben, kann es möglich sein, dass ich die eine oder andere Sünde vergessen habe.“

Während ich den dicken Umschlag mit ihren Notizen verbrannte, betete ich und bat den Herrn, der sämtliche Haare auf unserem Kopf gezählt hat, Er möge bitte alle Sünden der Frau P. vergeben. Ferner ersuchte ich Ihn, die Herzen ihrer ganzen Familie durch das Feuer des Heiligen Geistes entflammen zu lassen, um alle Mitglieder der Familie zu reinigen, und dadurch eine heilige Familie zu formen, die ein österliches Leben führt.

„Herr!

Wie Du Dich dem himmlischen Vater vollkommen anvertraut hast, vertraue auch ich Dir die Familie P., welche mit so vielen Wunden bedeckt ist, ganz an. Entfache in ihnen durch Deinen Heiligen Geist das Feuer der Liebe. Wie die Henne ihre Küken unter ihren Flügeln sammelt, so nimm auch Du diese Familie unter Deine Fittiche, damit sie in Deiner Liebe das verschlossene Tor des Herzens weit öffnen, um einander lieben zu können.

Oh mein geliebter Herr!

Erhöre das inbrünstige Flehen Deiner Tochter, welche ihre Sünden bekennt und um Vergebung bittet. Verleihe ihr die Gnade, eine heilige Familie auf dem neuen, festen Boden zu bilden. Ich glaube fest an Dein Versprechen, das Du uns gegeben hast: ‚Bittet und ihr werdet empfangen, klopfet an und es wird euch geöffnet, suchet und ihr werdet finden!“

„Meine geliebte kleine Seele, die du begehrst, Liebe zu verschenken!

Du hast es für sie möglich gemacht, an Meine Worte ‚Wer dürstet, komme zu mir und trinke.‘ zu glauben und sie zu Mir geführt. Sie bekannte, deinem Ratschlag folgend, dass es nicht die Schuld der Anderen sei, sondern ihre eigene, und bekehrte sich. Wie könnte ich ihr da nicht vergeben? Sie hat bereits ihre Vergebung empfangen!“


44. Ich bin nur ein kleines Werkzeug (5. September 1982)

Mit strahlendem Gesicht besuchte mich Frau P. in Begleitung ihres Ehemannes und ihrer beiden Söhne. Für alles, was sie mir berichteten, konnte ich nicht genug die großartige Liebe Gottes, die so hocherhaben, umfassend und tief ist, preisen. Aus meinen Augen flossen ununterbrochen heiße Tränen. Ihr Mann bedankte sich bei mir und sagte: „Frau Kim, ich danke Ihnen ganz herzlich für die gute Tat, meine Frau um 180 Grad gedreht zu haben.“

„Bruder im Herrn, das alles hat Gott bewirkt. Alle guten Werke stammen von Gott, und die misslungenen Resultate sind von mir. Ich bin nur ein unwürdiges Werkzeug, dessen sich der Herr bei Bedarf bedient. Also bitte, danken Sie nur dem Herrn!“

Dann erzählte er weiter:

„Wissen Sie, wie es gestern bei uns zugegangen ist? Es war normal für meine unfreundliche Frau, mit keinem Wort zu sagen, dass sie jetzt aus dem Haus geht und wohin sie geht. Gestern sagte sie jedoch sehr freundlich zu mir: ‚Ich fahre nach Naju!‘ Nach ihrer Rückkehr rollte sie plötzlich, am helllichten Tag, die Matratze aus. Ich dachte bei mir, was wohl jetzt mitten am Tag in Gegenwart der Kinder geschehen würde, und machte mir schon Sorgen. Dann hieß sie mich und meinen ersten Sohn auf der Matratze neben ihr Platz zu nehmen. Wir setzten uns und schauten sie entgeistert an, denn sie verneigte sich viermal vor uns mit ihrem Haupt bis auf den Boden. Dabei bat sie uns unter lautem Schluchzen mit heißen Tränen um Vergebung für ihre großen Fehltritte, weil sie uns bisher gehasst, schikaniert und den ersten Sohn sogar geprügelt hatte. In diesem Augenblick mussten auch wir einfach losweinen, haben uns umarmt und weiter geweint. Es glich einem Meer aus Tränen. Zehn lange Jahre hat es gedauert, bis wir überhaupt zum ersten Mal richtig fühlen konnten, was Liebe ist. Es war eine schlimme Zeit voller Hass, Groll, gegenseitigen Verletzungen und Verwundungen. Nun tauten unsere vereisten Herzen allmählich auf: Hass, Zorn und Groll wichen der Liebe, und die Leere wurde ausgefüllt. Zum ersten Mal erlebten wir in unserer Familie, was Liebe, Geborgenheit und Glück bedeuten. Zudem durften wir die große Liebe Gottes erfahren. Wir alle konnten unser Glück kaum fassen und auch nicht schlafen, denn so unerwartet und plötzlich kam das Glück.

Wir warteten ungeduldig auf den Morgen, um Ihnen so schnell wie möglich Dank zu sagen. Schwester im Herrn, ich danke Ihnen von ganzem Herzen, wirklich aus tiefstem Herzen!“

Daraufhin erwiderte ich erneut: „Bruder im Herrn, ich wiederhole es noch einmal. Ich bin nur ein unwürdiges Werkzeug, welches der Herr kurzfristig bei Bedarf benutzt. Danken müssen Sie ganz allein dem Herrn!“

Wir umarmten uns und vergossen viele Tränen. Dann hörte ich die liebevolle Stimme des Herrn:

„Meine süße kleine Seele, allzeit bemühst du dich, alle Ehre nur Mir allein zu erweisen!Dein ständiges Begehren ist es, im Herzen aller Menschen dieser Welt das Feuer Meiner Liebe zu entfachen. Auch heute hast du dich mit deinem aufrichtigen, liebenden Herzen, durch deinen Verzicht, deine Busse und Sühne bemüht, ihre scharfen Klingen des Egoismus, des Hasses, des Grolls sowie der Verachtung in süße Liebe umzuwandeln. Wie könnte Ich da deine Bitte abschlagen? Durch dein tränenerfülltes Liebesbegehren konnten ihre Seelen aufblühen, denn es wirkte bei ihnen wie ein süßer Regen. Ich werde dich ohne Unterlass anleiten, damit du die in der Finsternis umher irrenden Menschen zum Licht führen kannst. Bemühe dich deinerseits stets mit deinem ganzen Willen und selbst der kleinsten Gefühlsregung, dich mit der Liebe Meines Heiligsten Herzens zu vereinigen.“


45. Die zweiten Flitterwochen von Frau C. (27. Juli 1982)

Frau C. hatte mich um ein ausgiebiges Gespräch gebeten, in dessen Verlauf sie mir die Probleme in ihrer Familie schilderte und um Rat bat. Ihr Mann ist Rektor und die Tochter Schülerin eines Gymnasiums. Frau C. ist jedoch nicht glücklich und trägt sich mit dem Gedanken, sich scheiden zu lassen. Als Grund hierfür gab sie an, dass ihr Mann gegen ihren Willen mit ihr vorehelichen Verkehr durchgezogen hatte, sie dadurch schwanger geworden sei und ihn deshalb heiraten musste.

Während der gesamten Ehe hat sie ihn gehasst, und obwohl die Tochter inzwischen das Gymnasium besuchte, konnte sie ihm immer noch nicht verzeihen. Der Groll saß zu tief, ja es gab Zeiten, dass die Versuchung über sie kam, den neben ihr schlafenden Gatten zu töten. Wenn sie ein Messer oder eine Pistole zur Hand gehabt hätte, hätte sie ihn vielleicht umgebracht. Ich fragte sie:

„Frau C, hat Ihr Mann Sie jemals betrogen oder durch unliebsame Affären mit anderen Damen gekränkt?“

„Nein, so etwas hat er mir nie angetan.“

„Ist Ihr Mann vielleicht hässlich?“

„Um Himmelswillen, er ist gut aussehend und hat auch ein gutes Gemüt.“

„Ist er jemals gewalttätig gewesen?“

„Nein, er liebt mich sehr, macht alles für mich, aber ich kann den damaligen gewaltsamen Beischlaf nicht verdrängen. Ich hege im Stillen selbst einen Groll gegen meine Tochter und mache sie für die Ehe mit meinem Mann verantwortlich. Ich kann meinem Mann nicht verzeihen und lebe bis heute nur so in der Ehe ohne jede Liebe. Ich glaube an Gott, doch ist mein Herz vollkommen leer, meine Seele ist verdorrt. Ich sehe keinen Sinn mehr im Leben und finde keine Antwort, warum ich es fortführen soll. Gelegentlich denke ich, es sei besser, wenn ich sterbe.“

„Frau C., Ihr Mann liebt Sie sehr, mehr als jeder andere Ehemann in der Welt! Er hat alles, was das Herz einer Frau höher schlagen lässt. Warum nur hat er Ihnen Gewalt angetan? Ich denke, er liebte Sie so sehr, dass er Sie unbedingt zur Ehefrau machen wollte, um sein Leben bis zum Lebensende mit Ihnen zu teilen. Darum sollten Sie ihm endlich vergeben.

Freilich, seine Methode war nicht gut, trotzdem sollten Sie einmal ernsthaft darüber nachdenken, wie sehr er Sie geliebt hat und bis heute noch liebt . . . Außerdem, Liebe bedeutet, dass man sich gegenseitig Liebe schenkt!

Jesus Christus sprach, dass wir sogar unsere Feinde lieben sollen. Da Sie aber in Ihrem Herzen das Gift des Hasses, des Grolls, des Zornes sowie der Verachtung tragen, wurden Sie versucht, ihn mit dem Messer oder mit der Pistole zu töten. Oh, wie schwer muss das Leben für Sie gewesen sein, damit umzugehen!“

Ich erzählte ihr einen Tatsachenbericht über ein bekanntes Ehepaar:

„Der Ehemann einer meiner Bekannten ist Arzt. Er hatte sehr wenig Zeit für sie. Obwohl sie sich immer gewünscht hatte, mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, war ihm dies aufgrund seines Berufes nicht möglich. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie darüber sehr unglücklich war. Zum Ausgleich und Zeitvertreib traf sie sich häufig mit ihren Freundinnen.

Es schien ihr, dass alle ihre Freundinnen viel glücklicher seien als sie selbst.

Eines Tages sagte sie zu ihrem Mann: „Schatz, ich kann nicht mehr länger in diesem Zustand mit Dir leben, lassen wir uns scheiden.“

Das traf ihren Mann sehr hart, aber schweren Herzens willigte er ein, weil er nicht einfach wegen dieses Problems seinen Beruf aufgeben konnte.

In dieser Zeit bekam sie plötzlich heftige Bauchschmerzen sowie Blutungen. Sie suchte einen Gynäkologen auf und ließ sich untersuchen. Das Ergebnis der Untersuchung lautete: Uteruskrebs im letzten Stadium, womit eine Operation ausgeschlossen war.

Das brachte sie zur Besinnung. Was sollte es bringen, wenn sie sich jetzt scheiden ließ? Sie zog die Scheidung zurück und bereitete sich auf den Tod vor. Jetzt hatte sie Zeit, über ihr vergangenes Eheleben nachzudenken. Es wurde ihr nun bewusst, wie sehr ihr Mann sie doch geliebt hatte, ganz im Gegensatz zu ihr. Sie aber hatte in ihrem Herzen einen permanenten Hass und Misstrauen gegen ihn gehegt. Ständig hatte sie ihren Mann mit anderen Männern in besseren Positionen als er verglichen, nur nach Äußerlichkeiten geschaut und war vom Hochmut verblendet. Zu dieser Einsicht gelangt, bat sie zuerst den Herrn um Vergebung und danach schrieb sie einen Abschiedsbrief an ihren Mann. Darin bat sie ihren Mann für ihren Egoismus um Vergebung, und da sie bald so oder so sterben werde, solle er nach ihrem Tod wieder heiraten und seine neue Frau genauso lieben wie er sie geliebt hat. Als ihr Mann nach Hause kam, las er den Brief, den sie auf den Tisch gelegt hatte. Er war zutiefst gerührt über ihren Sinneswandel und nahm sie in seine Arme. Sie umarmten sich, weinten lange in dieser Haltung und versöhnten sich.

Am nächsten Tag brachte er sie in seine Klinik mit der Absicht, sie, wenn irgendwie möglich, zu heilen. Er ließ sie nochmals ganz genau untersuchen, und siehe, sämtliche Krebszellen waren verschwunden, waren nicht mehr aufzufinden.

Ich denke, der Herr berührte sie mit Seinen barmherzigen Händen und heilte sie vom Krebs wegen der Reue über ihre Fehler in der Vergangenheit und weil sie ihren Mann von ganzem Herzen um Vergebung gebeten sowie nun alles in Liebe neu besiegelt hatte.“

Am Ende dieser Geschichte sagte ich zu ihr: „Frau C., halten Sie Ihre Hände an die Brust und beten wir gemeinsam: ‚Herr, er hat ihr Gewalt angetan, und das ist schlimm genug. Er hat jedoch nicht mit böser Absicht gehandelt und wollte ihr auch nichts Schlechtes antun. Er hatte nur eines im Sinn, er wollte sie unbedingt zu seiner Ehefrau haben, weil er sie so sehr liebte, und deshalb wählte er diese unfeine Methode. Ich bitte Dich daher von ganzem Herzen, ihm zu vergeben und ihnen Deine Gnade zu schenken, so dass sie eine heilige Familie auf festem Fels bauen können.‘“

Inzwischen weinte Frau C. und konnte ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle halten. Sie schluchzte ganz laut und heftig. In diesem Augenblick hörte ich die Stimme des Herrn liebevoll zu mir sprechen:

„Meine geliebte kleine Seele!

Durch deine Bemühungen und die Sühne, die du aus lauter Liebe zu ihr hochherzig aufgeopfert hast, ist diese Seele fähig geworden, Tränen wahrhaftiger Reue zu vergießen. Zu deinen rührseligen Tränen kamen die sorgenvollen Tränen Meiner Mutter hinzu, die sich mit Tränen der Frau C. vereinten. Sie wird infolgedessen in Zukunft ein österliches Leben führen. Bete du für sie ohne Unterlass, damit sie mit der erhaltenen Gnade gut umgeht und nicht durch den Missbrauch ihres freien Willens mit dem Teufel gemeinsame Sache macht.“

Nach unserem gemeinsamen Gebet lag sie noch lange in meinen Armen und weinte. Sie sagte danach, sie spüre nun viel Freude, Liebe und Frieden in ihrem Herzen, was ihr bis dahin fremd gewesen sei. Danach ging sie freudestrahlend nach Hause. Am nächsten Tag rief sie mich an und sagte: „Vielen herzlichen Dank, dass Sie mir den Weg der Liebe aufgezeigt haben. Gestern, als ich von Ihnen wegging, fuhr ich sofort nach Hause, verneigte vor meinem Mann dreimal mein Haupt bis auf den Boden, bat ihn um Vergebung und wir versöhnten uns. Nun führen wir ein neues, österliches Leben und haben begonnen, unsere zweiten Flitterwochen zu genießen.“

Den Hörer noch in der Hand, flossen mir bei diesen Sätzen dicke Tränen aus den Augen.


46. Statt wucherndes Unkraut im eigenen Garten zu jäten, . . . (12. August 1982)

Paulus Lee beehrte uns mit seinem unerwarteten Besuch. Der Grund war Frau W., die ihm Sorgen bereitete und worüber er mit meinem Mann im Wohnzimmer sprechen wollte, während ich im Salon die Haare einer Kundin frisierte. Seine Stimme wurde laut und klang sehr erregt und zornig. Auf einmal hörte ich Paulus Lee brüllen: „Er ist ein Schwein!“ Erschrocken zuckte ich zusammen, machte meine Arbeit schnell fertig und ging ins Zimmer, um Einzelheiten über Frau W. und ihren Mann zu erfahren. Herr W. führte ein liederliches Leben, vor allem einen leichten Umgang mit den Damen. Er ging einmal so weit, in der Nacht seine Geliebte zu sich ins Ehebett zu holen und neben sich schlafen zu lassen, obwohl seine Ehefrau auf seiner anderen Seite lag. Am Ende seiner Ausführungen erwiderte ich ihm: „Herr Vorsitzender, es könnte doch sein, dass es hierfür einen Grund gibt, falls er sich wirklich derart daneben benommen haben sollte.“

„Selbst wenn es dafür einen Grund gäbe - so benehmen sich Tiere, aber keine Menschen.“

„Sind Sie jemals bei ihm zuhause gewesen?“

„Nein, ich war noch nie dort.“

„Haben Sie ihren Mann schon einmal kennen gelernt?“

Er verneinte.

„Herr Vorsitzender, es klingt vielleicht ungezogen, wenn ich Ihnen als eine der Jüngsten widerspreche und mich dazu äußere. Wir sind alle Helfer im Weinberg Gottes, und ich meine, dass wir uns mit Kritik und Urteilen zurückhalten sollten, bevor wir nicht beide Parteien gehört haben.“

„Ja, Sie liegen mit ihren Worten schon richtig!“

Danach beschlossen wir, am nächsten Tag Herrn und Frau W. in ihrem Haus zu besuchen, so dass wir uns auch über Herrn W. ein Bild machen konnten. Bis jetzt hatte ich Herrn W. irgendwie in Schutz genommen, ohne ihn zu kennen, doch nun wollte ich der Sachlage richtig auf den Grund gehen. Frau W. ist ein Jahr jünger als ich und war dem Helferkreis ein Jahr früher beigetreten. In der Vergangenheit, während der Tagungen des Helferkreises, trat sie ab und zu auf die Bühne und ergriff bei passender Gelegenheit das Mikrophon und zog über ihren Mann her, was für ein Hallodri er sei. Alle Helfer, die zugehört hatten, schimpften dann über ihren Ehemann, was für ein schlechter, charakterloser Mensch er doch wäre. Als wir beim Haus der Familie W. ankamen, trafen wir niemanden dort an. Frau W. machte ihre pastoralen Besuche. In der Zeit, als wir auf ihre Rückkehr warteten, schauten wir in die Wohn- und Schlafzimmer hinein: da lagen noch immer die Schlafmatratzen ausgebreitet, daneben stand der ungeleerte Nachttopf. Wir schauten auch in das Kinderzimmer, wo sich uns das gleiche Bild bot. In der Küche stapelte sich das benutzte Geschirr in der Spüle, und im ganzen Haus herrschte Chaos, ein unaufgeräumter, unsauberer Zustand.

Daraufhin fragte ich Herrn Lee: „Herr Vorsitzender, wollen Sie noch immer nur ihren Ehemann verurteilen?“

„Nein, ich hatte wirklich keine Ahnung, dass derartige Zustände bei der Familie W. herrschen.“

Tief betroffen warteten wir immer noch auf die Heimkehr von Frau W. Erst gegen Spätnachmittag kehrte sie endlich nach Hause zurück und war sichtlich überrascht über unseren unangemeldeten Besuch.

Herr Lee fragte sie: „Wo kommst du denn so spät her?“

„Ich war zur Aushilfe bei den bedürftigen Familien.“, antwortete sie mit einer selbstbewussten Miene. Hierauf fand Herr Lee keine passenden Worte. Darum mischte ich mich ein und sagte zu ihr: „Schwester im Herrn, sicher ist es gut, anderen Bedürftigen zu helfen. Aber meinen Sie nicht, dass es wichtiger ist, zuerst einmal im eigenen Haus für Ordnung zu sorgen und danach Anderen zu helfen?“

Sie erwiderte in einem prahlenden Ton: „Was glauben Sie, wie die sich freuen, wenn ich ihnen helfe.“

„Natürlich freuen die sich, wenn man ihnen hilft. Ich habe mir aber darüber Gedanken gemacht, ob es in Ordnung ist, Zeit darin zu investieren, das wenige Unkraut im Garten des Nachbarn zu jäten und dabei völlig zu übersehen, dass der eigene Garten vom Unkraut überwuchert wird?

Und eines Tages könnte es so weit kommen, dass Sie dieses Unkraut gar nicht mehr mit einfachen Mitteln bekämpfen können. Aber wenn meine Worte Sie gestört haben sollten, bitte ich Sie hiermit um Verzeihung.“

Daraufhin begann sie wieder, über ihren Mann herzuziehen.

Ich sagte ihr: „Schwester im Herrn, denken Sie bitte einmal darüber nach, ob es nicht vielleicht doch die eigenen Fehler sind, die in erster Linie zu dem schlechten Zustand der Ehe geführt haben und nicht der Fehltritt Ihres Mannes. Versuchen Sie doch einmal Dinge zu tun, über die sich Ihr Mann freuen würde. Bemühen Sie sich, zuerst Ihre Pflichten als Mutter, Haus- und Ehefrau zu erfüllen, indem Sie Ihr Haus sauber und aufgeräumt halten. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der sich Ihr Mann wohlfühlt, wenn er heimkommt. Und geben Sie ihm das Gefühl, der wichtigste Mann der Welt für Sie zu sein; dann wird er sich bestimmt ändern.“

Außerdem brachte ich viele andere gute Beispiele, welche zum Wiederaufbau ihrer Ehe dienen könnten. Zum guten Schluss beteten wir gemeinsam. Der Herr Vorsitzende Lee betete: „Herr, es beschämt mich zutiefst, weil ich bis jetzt gedacht hatte, dass Julia gerade ihren ersten Schritt zum Glauben gemacht hat. Nun aber danke ich Dir von ganzem Herzen, dass Du mich Vieles durch Julia lehrst. Ich bitte Dich um Vergebung für meinen Fehler der Voreingenommenheit, ohne die richtige Kenntnis der Sachlage den Anderen kritisiert und verurteilt zu haben. Leite und führe Du diese Familie auf ihrem Weg zu einer heiligen Familie.“

Ich machte mir über die schlechten Angewohnheiten von Frau W. Gedanken und bedauerte sehr, dass sie als Ehefrau und Mutter nicht einmal recht erkannte, was überhaupt ihre Standespflichten waren und wie sie mit ihrer Ignoranz ihre Familie allmählich kaputt machte. Darum betete ich ganz besonders für die Heiligung sowie die Einheit der Familien in der ganzen Welt.

In diesem Moment sprach der Herr zu mir:

„Meine kleine Seele! Ich vertraue dir diese arme Seele an.“


47. Sie sagen es richtig. (18. August 1982)

Die Exerzitien der Charismatischen Bewegung des ganzen Landes fanden drei Tage lang im Schulgebäude des Doug-Sung Gymnasiums in Seoul statt. Auf dem Weg nach Seoul dachte ich mir, diesmal ein Einzelzimmer zu nehmen und, ohne von jemandem gestört zu werden, mich in der Stille der Kontemplation hinzugeben. Am Ende des ersten Tages, ich war gerade auf dem Weg zu meinem Zimmer, trug eine Bekannte, Theresa, mir auf, an diesem Abend in Begleitung von Frau W. eine  Konvertitin, Frau A, zu besuchen. Aus Gehorsam zum Herrn entsagte ich meinem ursprünglichen Plan und ging mit Frau W. zum Haus von Frau A.. Der Ehemann von Frau A. war ein überzeugter Atheist, der eigentlich nach Gwangju verreisen wollte, aber dann doch unseretwegen zu Hause geblieben war. Wir vier unterhielten uns über den Glauben.

Herr A. sagte mit Bestimmtheit: „Gott existiert nicht!“

Frau W. meinte daraufhin: „Wie können wir dann unser tägliches Brot erwerben und leben?“

„Wie, meinen Sie, Gott gibt Ihnen etwas zu essen? Wir ernähren uns durch unsere eigene harte Arbeit, im Schweiße unseres Angesichts.“

„Aber Gott gibt uns doch unser tägliches Brot . . .“ Frau W. gab sich alle Mühe, mit ihren Kenntnissen Herrn A. doch davon zu überzeugen, dass es einen Gott gibt. Je länger aber das Gespräch dauerte und sich intensivierte, umso mehr begann sich das Gesicht von Herrn A. zu versteinern. Schließlich sagte er sichtlich genervt:

„Ich glaube niemals, dass Gott existiert! Ich bin einverstanden, dass meine Frau katholisch wird, weil ich denke, dass sie durch die katholische Lehre rein menschlich ein besserer Mensch wird. Ich für meinen Teil werde nie an Gott glauben. Ich bin 99% sicher, dass Gott nicht existiert!“

„Gott lebt, und selbst jetzt ist Er hier zugegen!“, erwiderte Frau W. mit erregter Stimme. Ich gab ihr einen leichten Stoß in die Seite, wodurch sie aufhörte zu reden. Unter dem Vorwand, mit ihr zur Toilette gehen zu wollen, nahm ich sie zur Seite und sprach mit ihr.

„Schau, er ist so fest überzeugt von seiner Sache! Für ihn existiert Gott nicht. Deshalb bringt es überhaupt nichts, wenn du sagst, dass Gott uns unser tägliches Brot gibt. Ich denke, wir sollten uns gut überlegen, was wir sagen und wie wir mit ihm reden, denn der Inhalt des Gesprächs sollte auf den jeweiligen Partner zugeschnitten sein, je nachdem, ob es sich um ein kleines Kind, einen Studenten oder Akademiker handelt. Wenn er sogar die Existenz Gottes völlig leugnet, sollten wir unser Gespräch von einer anderen Seite anpacken, weshalb wir beim nächsten Gespräch besonders vorsichtig vorgehen sollten.“

Wieder zurück im Wohnzimmer, begann ich mit folgendem Satz ruhig mit ihm zu reden: „Herr A., die Worte von Frau W. waren für Sie sicher etwas schwierig zu verstehen. Ja, ich werde Sie sicher nicht missionieren wollen. Ich werde Ihnen auch nicht sagen, dass Sie an Gott glauben sollen, da man Gott nicht sehen kann. Doch stellen Sie sich bitte einmal vor, Gott würde doch existieren. In diesem Fall sollte man sich doch einmal in eine Kirche begeben, anstatt von vornherein alles zu blockieren. Dort kann man sowohl gute Predigten hören als auch Gutes tun, indem man sich z.B. an einer karitativen Tätigkeit beteiligt. Auf diesem Weg könnte man auch ein besserer Mensch werden, nicht wahr?

Also würde es doch sicher nicht schaden, einmal eine katholische Kirche zu besuchen? Denn wer will schon mit Bestimmtheit verneinen, dass manch einer durch die katholische Kirche zur Wahrheit gefunden hat?“

„Ah, Sie sagen es!“, stimmte er mir bei und klopfte sich auf die Oberschenkel. Daraufhin fragte ich ihn: „ Darf ich Ihnen dazu etwas aus meiner eigenen Erfahrung berichten?“

„Aber ja, bitte erzählen Sie!“

Ich erzählte ihm, wie ich sieben Jahre lang unter allerlei Krankheiten, insbesondere an unheilbarem Darmkrebs, gelitten und nach sieben erfolglosen Operationen schließlich nur noch auf den Tod gewartet hätte. Die Metastasen hätten den ganzen Körper durchsetzt und der Blutdruck sei zuletzt mit 50 – 40 mm Hg gemessen worden. Der Chefarzt hätte damals resigniert zu mir gesagt: „Wir haben unser Bestes getan, doch mehr können wir für Sie nicht mehr tun. Es ist besser, wenn Sie nach Hause fahren und in der kurzen Zeit, die Sie noch zu leben haben, die Dinge tun, die Ihnen Spaß machen.“

Daraufhin sei ich nach Hause gegangen und hätte mich auf den Tod vorbereitet. Während dieser Zeit sei ich durch die übergroße Gnade Gottes völlig geheilt worden und aus lauter Dankbarkeit würde ich mich nun ganz für Gottes Werk engagieren. Er nickte mit dem Kopf und sagte: „Ich habe Sie sehr gut verstanden!“

Einige Wochen später traf ich ihn im katholischen Gebetshaus in Gwangju und danach regelmäßig beim Mittwochstreffen. Er kam zu mir, begrüßte mich freundlich und sagte: „An jenem Abend war ich von Ihrer Geschichte so tief beeindruckt. Deshalb glaube ich jetzt an Gott und bin katholisch geworden, obwohl ich nie an Gott glauben wollte. Das ist alles Ihr Verdienst.“

„Oh meine Liebe, mein Herr, nur Dir allein sei Ehre!“

„Wie du in Meiner Liebe lebst, so weile auch Ich in deiner Liebe.“


48. Wie schwer es ist, zwei Frauen gleichzeitig zu unterhalten (13. August 1982, früh am Morgen)

Nachdem sich das Ehepaar A. zurückgezogen hatte, unterhielt ich mich mit Frau W. bis in den frühen Morgen ohne zu bemerken, wie die Zeit verstrich. Ich fragte Frau W., wie sich das Verhältnis zu ihrem Mann nach dem Besuch von Herrn Lee und mir entwickelt habe. Daraufhin beklagte sie sich noch wüster über ihn und schilderte detailliert seine Untaten und fügte hinzu:

„Nie habe ich in meiner Ehe Liebe, geschweige denn ein bisschen Zuneigung von meinem Mann erfahren dürfen. Wir leben halt so zusammen, führen eine Zweckehe, weil es sich so ergeben hat.“

Für meinen Begriff klang dies wie eine Rechtfertigung, als wolle sie ihre Fehler nicht einsehen. Sie fuhr fort: „ Mein Mann hat eine kleine Firma. Hin und wieder musste er Geschäftsbesuche machen, und dann wurde es häufig sehr spät, bis er nach Hause zurückkam. Dann wünschte er auch noch, dass ich für ihn etwas kochte, egal wie spät es war. Ich aber hätte lieber gesehen, wenn er auswärts essen gegangen wäre. Aber nein, mein Mann blieb seiner Gewohnheit treu, immer zuhause zu essen! Aber es ist mir sehr lästig, das Essen zu einem Zeitpunkt zuzubereiten, wo andere Leute schon längst zu Bett gegangen sind und schlafen.“

„Haben Sie sich jemals bemüht, aus Liebe zu ihm eine Mahlzeit zuzubereiten?“

„Welcher Mensch würde sich schon darüber freuen, zu derart vorgerückter Stunde das Essen zuzubereiten. Wer so spät heimkommt, dann auch noch ausdrücklich nach Essen verlangt, sollte einen Denkzettel verpasst bekommen. Mein Mann schleppt mich in die Küche, obwohl ich von meiner pastoralen Tätigkeit des Tages müde und bereits zu Bett gegangen bin, um ihm das Essen zu machen. Ich aber schlafe in der Küche weiter, weil die Müdigkeit stärker ist als ich.“

Es machte mich sehr traurig, derartige Begebenheiten von ihr zu hören. Im Gegensatz zu ihr wartete ich immer mit sorgenvollem Herzen auf meinen Mann, wenn er sich verspätete.

Sie erzählte weiter: „ Mein Mann kehrt in der Regel fünf Minuten vor Mitternacht oder kurz nach 4 Uhr morgens nach Hause, wenn die Ausgangssperre vorbei ist. Er unterhält auch viele Bekanntschaften mit Damen. Einmal nahm er sogar eine seiner Geliebten in unser Ehebett mit, obwohl ich auf der anderen Seite schlief. Ein solches Verhalten findet man bei Tieren, aber nicht bei Menschen, schon gar nicht, wenn er sich als mein Ehemann bezeichnet! Stimmt doch, nicht wahr?“

Ich hörte allen Konflikten in ihrer Ehe schweigend zu und stellte ihr anschließend eine Frage: „Wie schenken Sie einander Zärtlichkeiten?“

„Ekelhaft! Schon bei dem Gedanken, seine Haut berühren zu müssen, bekomme ich eine Gänsehaut. Außerdem kann ich das auch nicht.“

„Warum denn nicht?“

„Ich hatte mich bemüht, mit ihm zu schlafen, aber ich bekam dabei Atemnot, und mein Herz spielte ganz verrückt. Darum ist es nicht möglich.“

„Frau W., ich habe den Eindruck, dass Ihr Mann Sie sehr lieb hat. Er wollte Sie eifersüchtig machen, daher hat er sogar eine Frau ins Ehebett mitgenommen. Natürlich ist die Methode verwerflich, aber man kann nicht leugnen, dass er Sie sehr liebt. Überlegen Sie doch mal: Wenn er sich hätte mit den Damen vergnügen wollen, hätte er das zu jeder Zeit im Geheimen tun können. Warum bringt er wohl eine Frau sogar mit in sein Haus?

Ich habe den Eindruck, dass Sie Ihren Mann nicht geliebt und sich nie sonderlich bemüht haben, ihm zu gefallen. Sie konnten mit Ihrem Mann auch nicht intim werden, weil der Gedanke Sie nicht losließ, dass er womöglich mit anderen Frauen das Gleiche wie mit Ihnen getan haben könnte. Sie verkrampften dann und verspürten das Gefühl, als ob Ihr Herz zu explodieren drohte.“

„Ja, es war wirklich so. Auch wenn ich mich bemühte, gelang es mir einfach nicht, mit ihm intim zu werden. Jedes Mal kam mir der Gedanke, dass er solche Zärtlichkeiten auch mit anderen Frauen ausgetauscht haben könnte. Dann war bei mir alles vorbei, und ich konnte ihn nicht mehr in meiner Nähe dulden.“

„Ich kann Sie gut verstehen. Dennoch denke ich, Sie sollten versuchen, Ihre Ehe zu retten. Ich habe in meiner Ehe den Fokus immer wieder auf meinen Mann gerichtet: Tagsüber eine gute Mutter, Ehefrau und eine vorbildliche Dame für ihn zu sein, aber in der Nacht nur seine Geliebte. Ständig überlegte ich, wie und womit ich meinem Mann eine Freude bereiten könnte! Als er fremd ging, versuchte ich, für meinen Mann täglich in eine andere Rolle zu schlüpfen, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. So begegnete ich ihm einmal als unnahbare Dame, ein andermal als Animierdame, anderntags als heimliche Geliebte oder wie eine Jungfrau, oder auch als schüchterne Witwe. Wie Sie wissen, trinkt mein Mann sehr gerne Alkohol. Daher stellte ich selbst Fruchtweine her. Mittlerweile gibt es fast keine Frucht, von der ich nicht schon einen Aufgesetzten gemacht hätte. Hinsichtlich der Mahlzeiten probierte ich immer wieder neue Rezepte aus, um für meinen Mann ein leckeres Gericht auf den Tisch zu zaubern. Und schließlich kam er immer wieder zu mir zurück, auch wenn er Liebschaften zu anderen Frauen unterhielt, ‚weil meine Frau doch die allerbeste ist‘.“

Nach einer kurzen Pause sagte ich zu ihr: „Frau W., betrachten Sie diese Worte nicht als die Meinen, sondern als die Worte des Heilandes, und tun Sie bitte, was ich Ihnen jetzt vorschlage.“

Sie nickte und sagte: „Ja, schön, schießen Sie los!“ Sie gab mir den Anschein, als ob ihr Herz sich langsam ein klein wenig öffnete.

„Frau W., gehen Sie abends noch nicht zu Bett und warten so lange, bis Ihr Mann heimkehrt, selbst wenn es Mitternacht wird. Empfangen Sie ihn freudig und mit aller Herzlichkeit. Helfen Sie ihm beim Ablegen der Kleidung und lassen sie ihn bequem auf dem Sessel Platz nehmen. Wenn nötig, bringen Sie ihm ein mit heißem Wasser getränktes Tuch, mit dem er sich erfrischen kann. Danach versuchen Sie, Ihr bisheriges Fehlverhalten mit folgenden Worten zu bekennen:

‚Schatz, es war bis jetzt sicher nicht einfach, es mit mir auszuhalten! Bitte vergib mir, ich war so unreif!‘

Sie könnten dabei seine Schulter massieren und wie folgt fortfahren: ‚Schatz, es ist sicher nicht leicht, eine Frau zu unterhalten. Du aber musstest dich sogar um zwei Frauen gleichzeitig kümmern. Es ist sicher schwer, gleichzeitig zwei Frauen sowohl geistig als auch körperlich zufrieden zu stellen, nicht wahr? Darum würde ich gerne mit dir schon morgen, wenn möglich, zum Heilpraktiker gehen, um dir zur Stärkung deiner körperlichen Kräfte Mittel zu kaufen, die auf homöopathischer Basis beruhen.‘ Ferner sollten Sie sich im Bett bemühen, Ihrem Mann zu gefallen.“

In diesem Augenblick hörte ich die liebevolle Stimme des Herrn:

„Meine geliebte, süße Tochter!

Deine warmherzige Liebe, die du, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, zur Bekehrung deiner armen, in Sünden steckenden Nächsten, verschenkst, ist gerade auch meine Freude und Wonne.“

„Oh, mein Herr, es ist mein innigster Wunsch, dass ich durch fromme Gesinnung geläutert werde. Ich gebe mich Dir ganz hin, damit mein Herz Dein Palast werde. Amen.“


49. Der Gallenessig, den der Herr zu sich nahm - wie bitter muss er geschmeckt haben (13. August 1982, mittags)

Wir waren noch in unser Gespräch vertieft, als das Ehepaar A. in unser Zimmer schaute. Es war zu unserer großen Überraschung bereits nach 8 Uhr geworden und die Exerzitien hatten schon begonnen. Wir eilten schnell zum Dong-Sung-Gymnasium, ohne unsere sonst üblichen Morgentoilette zu verrichten. Frau A. saß zu meiner rechten und Frau W. zu meiner linken Seite. Während der gesamten Exerzitien hielt ich ihre Hände und betete ununterbrochen für die beiden:

„Herr, ich glaube fest daran, dass Du durch den Mund der Referenten eine gute Saat aussäst. Ich bitte Dich, entferne in uns das fest verwurzelte Unkraut sowie die Steine, damit die Saat auf einen fruchtbaren Boden fällt. Lasse daraus gute Bäume heranwachsen, die eine schöne Blütenpracht hervorbringen und prächtige Früchte tragen. Verleihe Du ihnen auch Deinen reichen Segen, damit sie als Deine guten Werkzeuge diese Früchte an die dürstenden Seelen weiterreichen können.“

Gegen 15 Uhr hatte ich eine Erscheinung:

Direkt vor mir erschien der Herr Jesus Christus in einem purpurroten Mantel. Aus Seinem Heiligsten Herzen strömten Lichtstrahlen ähnlich der Sonne und drangen in mein Herz ein. Es war derart entzückend, dass ich fast mein Bewusstsein verloren hätte. Kurz danach übergab mir der Heiland ein weißes Pulver auf einem weißen Papier sowie ein braunes Fläschchen mit ca. 70 – 80ml Flüssigkeit mit den Worten:

„Nun, mein Kind, trink.“

Unverzüglich schüttete ich das weiße Pulver in die braune Flasche hinein, schüttelte das Ganze gut durch und trank davon. Oh, wie schrecklich bitter das geschmeckt hat! Selbst jetzt, während ich diese Zeilen niederschreibe, verzieht sich mein Gesicht, ja schon der Gedanke daran, bringt diesen schlimmen, bitteren Geschmack zurück. Dieses Leiden setzte sich auch nach dem Ende der Vision fort: Bei jedem Atemzug drang das Leiden der Bitterkeit tiefer in die Lunge ein und bereitete mir unbeschreibliche Schmerzen. Ich bedankte mich beim lieben Heiland für das Verkosten seines Gallenessigs und opferte diese schrecklichen Leiden für meine und die Bekehrung aller Sünder auf.

„Herr! Der Gallenessig, den Du aus den Händen deines Peinigers trinken musstest, nachdem Du auf dem schweren Kreuzweg Deiner Kleider beraubt und gekreuzigt wurdest, war bitter und schlimm.

Umso mehr danke ich Dir von ganzem Herzen, dass Du mir, dieser unwürdigen Sünderin, gewährst, eines Bruchteils Deiner Leiden teilhaftig zu werden. Dafür danke ich Dir noch einmal. Alles was ich bin und habe, habe ich Dir bereits übergeben. Verfüge jederzeit über mich nach Deinem Willen, denn ich bin Dein.“

„Oh, oh, Meine kleine Seele! Du bist meine Liebe, Mein kleines Baby.“

„Oh, mein Herr, mein Geliebter!

Ich weiß sehr gut Bescheid, wie auch Du gut Bescheid weißt, dass ich wegen meiner Unzulänglichkeit, Unwürdigkeit und Gebrechlichkeit an vielen Ecken geschliffen und geläutert werden muss. Du aber hast mich durch das Heiligste Blut Deiner fünf Wunden neu geboren, indem Du selbst Leib und Seele dieser Armen und Primitiven damit gereinigt, geheiligt und erleuchtet hast. Dir sei Lob, Anbetung, Dank und Herrlichkeit in alle Ewigkeit durch mich, dieser armen Sünderin. Lass diese arme Sünderin Dir jede Sekunde ihres Lebens dankbar sein.“

Dabei weinte ich ohne Unterlass, und die beiden Damen weinten auch mit.

Nachdem alle Exerzitien vorüber waren, offenbarte mir Frau A. (Konvertitin):

„Ehrlich gesagt, waren mir die Referate bis gestern einfach zu langweilig. Darum hatte ich gestern noch überlegt, heute heimlich nach Gwangju zu fahren, doch konnte ich dieses Vorhaben wegen Ihres Besuches nicht durchführen. Ich machte mir Sorgen und dachte, dass ich wegen Ihnen jetzt nicht mehr nach Hause fahren könne und mir die langweiligen Referate anhören müsse. ‚Oh, nein, wie soll ich das alles noch ertragen?‘, kam es mir in den Sinn. Aber Gott sei Dank gefielen mir heute die Referate sehr gut und ich konnte sie auch gut verstehen, worüber ich mich sehr gefreut habe.“

„Herr, Du hast dieses Treffen von Frau W. und Frau A. mit mir ohne meinen eigenen Wunsch arrangiert. Darum bitte ich Dich, verwandle die beiden durch Deinen Heiligen Geist in ganz neue Menschen. Denn wir sind alle unvermögend, und wer nicht durch den Heiligen Geist neu geboren wird, wird ein elender, schwacher Mensch bleiben.

Heilige nun ihre Seelen wie die Kinder von Geretteten und verwirkliche in ihnen Deinen Willen. Amen.“


50. Verzehren der Speisereste in der Intention, die Sünder, welche sonst verloren wären, zu retten (14. August 1982)

Es war Abend geworden, und die beiden Damen – Frau W. und Frau A. - wollten das Abendessen vorbereiten. Ich fand in der Küche die Reisreste des Vortages und machte ihnen einen Vorschlag: „Es ist von gestern Reis übrig geblieben. Wir sollten lieber davon essen, statt neuen Reis zu kochen.“ Darauf meinten sie unisono:

„Nein, er ist schlecht geworden, wir werfen ihn weg und kochen neuen Reis.“

Ich hätte wegen des immer noch präsenten schrecklich bitteren Geschmacks vom Vortag sowieso keinen Biss zu mir nehmen können. Ich gedachte jedoch, den schlecht gewordenen alten Reis in der Intention zu mir zu nehmen, die verlassenen Seelen, die sonst verloren gehen, zu retten und die Gottesliebe zu erwidern. Daher sagte ich:

„Wir kochen den alten Reis noch einmal auf und essen davon in der Absicht, die Sünder zu bekehren, welche sonst verloren gehen.“

Die beiden meinten aber, dass es wirklich nicht ginge, verdorbenen Reis zu essen. „Ja, gut, ich werde den alten Reis allein essen, und ihr könnt ja neuen Reis kochen und davon essen.“ Ich wusch den verdorbenen Reis und betete dazu:

„Oh, Herr, mein Jesus, bei Dir gibt es nichts Unmögliches. Ich wasche zwar den verdorbenen Reis, reinige Du aber den Sündenschmutz der Seelen, da sonst die Seelen verloren wären. Gewähre Ihnen mit dem Heiligsten Blut Deiner fünf Wunden, dass sie  den Sieg des österlichen Leben erhalten und ein neues Leben beginnen.“

Danach schnupperte ich am Reis. Doch er roch noch immer verdorben. Ich betete weiter:

„Oh, mein geliebter Herr! Was wir nicht vermögen, das erledigst Du. Säubere Du persönlich mit dem Heiligsten Blut Deiner fünf Wunden den Seelenschmutz der Sünder und verbrenne mit dem Feuer Deines Heiligen Geistes alle unsere schlechten Angewohnheiten. Lass diese Speise zur Medizin unserer kranken Seele und unseres Leibes werden.“

Bald darauf teilten mir die beiden Damen mit, dass auch sie die Medizin, welche ihre Seelen und Leiber heilen konnte, zu sich nehmen wollten. Wir drei aßen von besagtem Reis mit der Intention, viele Seelen zu retten, die sonst verloren gingen. Im Übrigen ist uns der Reis gut bekommen. Beide Frauen bedankten sich hinterher ganz herzlich bei mir:

„Julia, vielen herzlichen Dank, dass wir auch von dem Reis essen durften, der von einem so schönen Gebet begleitet wurde. Er wird unseren Seelen ebenso gut bekommen.“

„Aber nein, danken Sie bitte nicht mir, danken möchten Sie nur dem lieben Heiland.“

„Ja, wir danken dem Herrn, da er Sie uns geschickt hat. Wir möchten auch Ihnen danken, da sie uns ‚das lebendige Gebet’ gelehrt haben.“

„Nein, ich bin nicht würdig, Ihren Dank entgegenzunehmen, darum sollten Sie bitte nur dem Herrn danken.“

„Meine Güte, sie kann es nicht lassen.“

Wir schauten einander an, lachten fröhlich und bedankten uns beim lieben Heiland aus tiefstem Herzen. Umschlossen von der großartigen Liebe Gottes wollte unser Gespräch einfach kein Ende nehmen. Wir führten unser Gespräch bis tief in die Nacht hinein fort und waren trotzdem nicht müde, obwohl wir in der vorangegangenen Nacht ebenso nicht geschlafen hatten. Das ist sicher eine große Gnade Gottes! Wir tauschten vor allem unsere Erfahrungen, die wir mit der großartigen Liebe Gottes gemacht hatten, aus.

Frau A. gab dazu folgende Bemerkung: „Diesmal musste ich gezwungenermaßen mit dabei sein und dachte bei mir: ‚Oh, wie schrecklich langweilig wird es werden?’ Ich hätte mir nie im Traum vorstellen können, dass es so schön sein würde.“

„Oh, mein Herr! Dir sei Lob, Dank, Ehre und Anbetung.“

„Meine geliebte kleine Seele!

Wenn man das Lebendige Gebet praktiziert, in Sanftmut sowie in Demut dem Nächsten Liebe schenkt, kann diese Liebe als Bremse zur Beschwichtigung des Zornes Gottvaters fungieren.“


51. Du bist Gefangene Gottes (17. August 1982)

Nach dreitägiger Abwesenheit – Exerzitien in Seoul - kam ich nach Hause, und alle aus  meiner Familie fielen mir um den Hals. Mein Mann Julio fragte mich sofort: „Julia, wie war es, hattest du ein schönes Zimmer und konntest du ohne Stress guten Exerzitien beiwohnen?“

„Ja.“, entgegnete ich ihm mit einem Lächeln und wiederholte meine Antwort. Er erwiderte mir: „Aha, auch diesmal hat der Herr dich nicht in Ruhe gelassen.“

Wir hielten unsere Hände fest zusammen und lachten. Ich erzählte ihm ausführlich von der Geschichte, die ich in den vergangenen Tagen erlebt hatte. Am Ende meiner Erzählung meinte er: „Ich glaube, der Herr will dich zum Menschenfischer machen. Du bist bereits Gefangene Gottes geworden.“

„Nein, ich gehöre Ihm nur und bin nicht Seine Gefangene.“, sagte ich zu ihm und stimmte glücklich das Lied „Ich wurde geliebt, ich lebte in der Gnade… Ich gehöre dem Herrn allein und der Herr mir…“ an.

„Julia, bist du sooo glücklich?“

„Aber ja, Er ist mein Leben, mein Ein und Alles. Selbstverständlich kümmere ich mich auch um euch, meine Familie, da Er sie mir gegeben hat.“

„Julia, ich werde dich zu 50 Prozent für die Belange Gottes freigeben, da du ja auch zur Ehe und Familie berufen bist.“

„Habe ich mich etwa verhört?“, fragte ich in höchstem Maße erstaunt. „Doch, du hast richtig gehört. Der Herr hat dich vor dem sicheren Tod gerettet. Es wäre schon mehr als gnadenvoll gewesen, wenn Er dich nur am Leben gelassen hätte, selbst als Bettlägerige... Er aber hat dich ganz gesund gemacht!!! Daher gibt es nichts für mich, was ich für Gott nicht täte. Ich werde sicher nichts unterlassen, wenn es Gottes Werk dienen sollte. Da du aber eine Mutter hast, welche ihr ganzes Leben lang, nur auf dich hoffend, verbringt sowie mich und vier kleine Kinder, um die du dich sorgen musst, kann ich dich noch nicht zu 100 Prozent für den Herrn freigeben. Ich denke, der Herr versteht es sicher?“

„Freilich, es gibt viele Menschen in der Welt, die undankbar sind, ich danke dir.“ „Julia, ich werde für dich ein eigenes Zimmer bereitstellen als Begegnungsstätte für dein pastorales Wirken, also für Gottes Werk. Du wirst sicher einen solchen Ort benötigen, wenn Menschen mit dir sprechen wollen.“

Ich traute meinen Ohren nicht richtig. War es ein Traum oder Wirklichkeit? Ich kniff meinen Oberschenkel, weil ich das testen wollte. Immer wieder, bis heute, musste ich mit Menschen, die meinen Ratschlag suchten, in eine ruhige Ecke neben dem Haus ausweichen. Julio konnte davon aber nichts wissen, da ich ihm zu keiner Zeit davon berichtet hatte. Ich bin sicher, dass der Herr Julios Herz bewegt hat, um mir ein eigenes Besprechungszimmer zu ermöglichen, damit ich meine pastoralen Aufgaben sinnvoll wahrnehmen kann. Passend dazu war, dass der Vermieter jener Wohnung, mit der wir schon immer geliebäugelt hatten, bisher auf meine Anfrage, die Wohnung zu vermieten, jedes Mal mit „Nein“ geantwortet hatte - aber dieses Mal antwortete er mit einem sofortigem „Ja“, als mein Mann danach fragte.

„Lieber Heiland,

Hast Du mich, diese unwürdige Sünderin, so sehr lieb? Du hattest schon meine Gedanken erfasst und sie mit den Gedanken meines Mannes vereint. Lass uns immer nur mit Dir und in ewiger Einheit in Dir sein.“

„Mein kleines geliebtes Baby!

Wie könnte ich dich nicht lieben und hegen, da du dich Mir vollkommen mit deiner gänzlichen Liebe sowie deinem Glauben und Vertrauen überlässt? Es ist alles möglich, da Ich in dir lebe und auch du in Mir.“


52. Erst 16 Jahre nach der Heirat verbringt sie nun die Flitterwochen (15. September 1982)

Etwa einen Monat, nachdem wir unsere Exerzitien in Seoul absolviert hatten, besuchte mich Frau W. in meinem Friseursalon, wo ich fleißig eine Kundin bediente. Sie näherte sich mir leise, stieß ein bisschen verlegen mit ihrer Schulter gegen die meine, schaute mich an und sagte: „Danke, durch Ihren Verdienst genieße ich zur Zeit, 16 Jahre nach unserer Heirat, die Flitterwochen.“

Ich ahnte sofort, dass bei ihr alles gut geworden war, und bedankte mich beim lieben Heiland. Wie es mit ihrem Mann weitergegangen war, erzählte sie trotz der zahlreich anwesenden Kundinnen ohne zu zögern:

„Als ich mich von Ihnen verabschiedet hatte, ging ich sofort nach Hause. Ich setzte alles, Ihrem Ratschlag folgend, in die Tat um. Sogar im Bett versuchte ich meinem Mann zu gefallen. Allerdings klappte es zunächst auch aus meiner Sicht noch nicht, zumal ich schon immer ein gestörtes Verhalten zu meinem Mann hatte. Als ich deshalb schon aufhören wollte, meinte ich, Ihre Worte in meinen Ohren zu hören:

‚Denken Sie nicht, es seien meine Worte, sondern es sind die Worte Gottes.‘

Ich nahm allen Mut zusammen und versuchte erneut, meinem Mann zu gefallen. Plötzlich stand er völlig erstaunt auf und rief immer wieder vor Freude: ‚Wer bist du? Bist du meine richtige Frau? Wo bist du denn gewesen?‘

Seit diesem Tage kommt er zweimal täglich nach Hause, einmal um die Mittagszeit und zum zweiten Mal gegen 18 Uhr, obschon er sicher nicht so viel Zeit hat, da er Inhaber einer Firma, wenn auch einer kleinen, ist. Einmal schickte er alle Angestellten seiner Firma früher heim, besorgte für mich ein schönes Geschenk und kam vorzeitig nach Hause. In früheren Zeiten kehrte er nie vor Mitternacht heim oder erst, wenn die Ausgangssperre vorbei war. Und jetzt kommt er schon vor 18 Uhr nach Hause. Er ist wie verwandelt, und es ist in der Tat wirklich ein Wunder geschehen.“

In ihrer 16-jährigen Ehe hatte sie zu keiner Zeit erleben dürfen, was Liebe zwischen Mann und Frau ist. Solches Vokabular war ihr fremd gewesen. Ihre Ehe hatte sie als Zweckgemeinschaft betrachtet. Nach dem Motto, sie müsse halt in diesen sauren Apfel beißen, hatte sie widerwillig ihre Ehe fortgeführt. Nun erst erlebte sie die süßen Flitterwochen - es war wirklich ein dankenswertes Ereignis eingetroffen.

„Herzlichen Glückwunsch zu den Flitterwochen.“

„Es ist alles Ihr Verdienst.“

„Nein, es ist wirklich der Verdienst des Heilands. Ohne die Liebe des Herrn wäre ein solches Ereignis einfach nicht möglich gewesen. Ich bin nur ein kleines Werkzeug Gottes. Darum, danken sollten Sie nur dem Herrn, nicht wahr?“

„Ja, aber auch Ihnen möchte ich danken, weil durch Sie unsere Ehe gerettet worden ist.“

„Nein, es ist wirklich nicht mein Verdienst, ich tat nur meine Pflicht. Ich bin nur ein kleines Werkzeug Gottes. Nur dem lieben Heiland möchten Sie Lob, Dank und Ehre erweisen. Und pflegen Sie die erhaltene Gnade gut, Ihr Leben lang. Bemühen Sie sich weiter um eine gute Ehe und Familie, denn das sind die Dinge, woran der Herr viel Freude hat. Haben Sie mich verstanden?“

„Ja, ich habe Sie sehr gut verstanden.“

Vor Freude umarmten wir uns und lobpreisten den Herrn. In diesem Augenblick hörte ich die leise Stimme des Herrn:

„Meine geliebte kleine Seele!

Wie du deinen armen, bedürftigen Nächsten mit mitleidsvollem Herzen und warmherziger Liebe in Worten und Taten begegnest, das hast du Mir getan. Deine voller Ehrfurcht gebietenden Liebesworte sind süßer als alle anderen Lieder, welche Meine Ehre lobpreisen. Das ist Meine große Freude, die mit nichts zu vergleichen ist.“


53. Meine Mutter fiel aus dem dritten Stock (27. August 1982)

Damals, als ich den Friseursalon eröffnete, musste ich Kredite aufnehmen. Seitdem ist ein Jahr vergangen, und ich konnte durch meine fleißige Arbeit die Schulden abbezahlen und einen Nutzgarten von 430 qm erwerben. Meine Mutter, die meinen Haushalt führte, pflanzte dort verschiedene Gemüsesorten an, vor allem Chili. Die reif gewordenen Früchte pflückte sie ab und legte sie auf der Terrasse des zweiten Stocks zum Trocknen aus.

Eines Tages teilte uns der Vermieter mit, er müsse die Terrasse wegen der heißen Temperaturen mit Wasser besprengen, weshalb die Chilis weg müssten. Deshalb sammelte meine Mutter diese auf und breitete sie auf der Terrasse neben der Treppe im dritten Stock aus. Am Abend, als ich gerade dabei war, eine Kundin zu frisieren, hörte ich einen höllischen Lärm. Ich vernahm zwar den Lärm, doch wollte ich meine Arbeit zügig weiter vorantreiben, als plötzlich eine Angestellte des gegenüberliegenden Ladens bei uns hineinstürzte. Fast außer Atem rief sie mir zu:

„Frau Kim, Frau Kim, ein Unfall! Ihre Mutter ist vom dritten Stock heruntergefallen. Sie kann nicht einmal ihre Augen öffnen; vielleicht stirb sie sogar. Sie müssen schnell zu ihr. Lassen Sie alles liegen und kommen Sie rasch.“

Bis auf die Knochen erschrocken, ließ ich die Schere sowie den Kamm fallen und rannte zu meiner Mutter. Sie war bereits bewusstlos. In Eile lud ich sie auf meine Schultern und rannte mit ihr ins Krankenhaus. Der behandelnde Arzt teilte mir Folgendes mit: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Ihnen nicht einmal sagen, ob Ihre Mutter überhaupt eine Überlebenschance hat. Erst nach 24 Stunden kann ich Ihnen Näheres berichten.“

Neben meiner Mutter sitzend, weinte und betete ich ununterbrochen. Plötzlich öffnete meine Mutter ihre Augen, schaute mich wortlos an und nickte mit ihrem Kopf und gab mir zu verstehen, dass es ihr gut gehe. Ich sollte mir keine Sorgen machen. Trotzdem weinte und betete ich weiter:

„Oh, meine Liebe, mein Heiland, bitte, Du darfst meine Mutter nicht jetzt zu Dir holen. Meine arme Mutter, sie hat lebenslang nur für mich gelebt.“, rief ich den Herrn laut flehend um Hilfe an. In diesem Moment hörte ich die liebevolle Stimme des Herrn:

„Meine geliebte kleine Seele, sorge dich nicht!

Wenn Ich ihr nicht geholfen hätte, würde sie jetzt nicht mehr unter den Lebenden dieser Welt weilen. Da Ich stets von deiner glühenden Liebe, welche durch deinen Verzicht und deine Sühne getragen wird, getröstet wurde, rettete Ich sie mit dieser deiner Liebe. Also kannst du dich beruhigen. Aus welcher großen Gefahr sie gerettet wurde, wirst du erst erkennen, wenn du den Ort des Geschehens gesehen hast.“

Kaum waren die Sätze des Heilands beendet, richtete sich meine Mutter auf, als ob nichts passiert wäre. Sie sagte zu mir: „Mir ist gar nichts passiert. Jetzt möchte ich nach Hause gehen.“

Ich nahm meine Mutter, und wir gingen zusammen nach Hause. Kurz danach besichtigte ich den Ort des Unfalls. Mir sträubten sich die Haare zu Berge: Im  ersten Stockwerk lagerte viel altes Holz, welches von einem alten abgerissenen Haus stammte. Aus dem Holz ragten überall verrostete, spitze Nägel heraus.

Meine Mutter war zuerst auf diesen Holzhaufen gefallen und danach mit dem Kopf wuchtig auf den Betonboden geschmettert worden. Ich untersuchte sie, fand aber nirgendwo eine Wundstelle - weder an ihrem Kopf noch an ihrem Körper.

„Oh, was für ein Geheimnis der wunderbaren Liebe! Herr, nur Dir allein sei Ehre, Lobpreis, Anbetung und Dank. Amen.“


54. Frau B., die mich unterdrückte, war meine Wohltäterin (3. September 1982)

Ich lernte Frau B. zu Beginn meiner Helfertätigkeit für die Charismatische Bewegung kennen. Sie war ein paar Jahre älter als ich und mir von Anfang an sympathisch. Ich suchte ihre Nähe, und bei jedem Anlass war ich ihr folgsam. Im Laufe der Zeit wurde ich immer beliebter. Viele Menschen unseres Kreises mochten mich, lobten mich und hoben meine Arbeit hervor, woraufhin Frau B. ihr Verhalten mir gegenüber schlagartig änderte. Ab diesem Zeitpunkt benahm sie sich sehr sonderbar, und irgendwann zeigte sie mir gegenüber unmissverständlich ihr Missfallen. Jedes Mal, wenn sie mich beleidigte oder schikanierte, verneigte ich aus ganzem Herzen mein Haupt vor ihr und bedankte mich, weil ich der Meinung war, sie sei meine Wohltäterin, die mich durch ihre „Liebespeitsche“ zur Demut führen würde.

Einige meiner Bekannten konnten das unmögliche Verhalten der Frau B. nicht hinnehmen und mischten sich ein:

„Frau B., was ist das für eine Schikane, Sie nörgeln sogar über Julias Kleid?“ Darauf erwiderte ich sofort: „Nein, sie mäkelt nicht, es ist die Liebe Gottes, welche mich zur Liebe hinführt. Sie ist meine Wohltäterin, die mich zur Demut führt.“

„Wie bitte, was für ein Hirngespinst, was soll das heißen? Beim besten Willen, wer soll das verstehen?“

Sie alle schauten mich mit einem unverständlichen, komischen Blick an...

Ich habe alle Mitglieder unseres Kreises geliebt, da ich der Meinung bin, dass wir alle Brüder und Schwestern im Herrn sind. Zudem war Frau B. die erste Frau, welche ich in meinem Leben, genauer gesagt seit meiner Geburt, mit „Ernni“ (eine ehrwürdige Bezeichnung für ältere, leibliche Schwester) angeredet hatte. Ihre offene Feindseligkeit mir gegenüber nahm mit der Zeit immens zu, und dementsprechend fühlte ich umso mehr die große Liebe Gottes. Deshalb dachte ich, dass Gott mich durch Frau B. zur Demut führen wolle, und begegnete ihr stets freundlich mit einem Dank.

„Oh, mein Herr, der Du mich zur Demut führst, weil Du mich so sehr liebst! Ich danke Dir. Dir sei Lobpreis und Ehre in alle Ewigkeit. Nur Du allein kannst alles bewirken. Du wirkst durch uns Menschen. Wenn ich also von den Menschen sehr geliebt sowie hofiert werde, könnte ich hochmütig werden. Du gebietest mir jedoch Einhalt durch Frau B., damit ich jederzeit, ohne mich zu verleugnen, klein und demütig werde. Dafür danke ich Dir von ganzem Herzen.“

„Meine geliebte kleine Seele!

Just in dieser Ära, wo viele Menschen in tosende Wogen des Egoismus sowie verdrehter Liebe hineingerissen werden, betrachtest du selbst Hindernisse als Geschenk zur Erlösung und zur Tugend und schreitest ohne zu zögern vorwärts. Es ist Meine glühende Liebe, mit der Ich in dir weile.“


55. Ermahnung, dass die Liebe Gottes die wahre Liebe ist… (17. September 1982)

Für die Helfer der Charismatischen Bewegung planten wir – insgesamt 7 Personen - mit dem leitenden Priester Nam sowie unserem Vorsitzenden Paulus Lee ein dreitägiges Seminar in Haenam mit dem Titel ‚Erneuerung des Heiligen Geistes’. Das erste Referat übernahm Pfarrer Nam. Plötzlich vernahm ich einige Zwischenrufe der Zuhörer aus den hinteren Reihen. Sie beklagten sich unisono: „Das Referat ist gut, aber seine Stimme ist zu leise. Man kann von hier aus gar nichts hören.“ Darauf erwiderte ich ihnen: „Dann sage ich dem Pfarrer Bescheid, er möge ein bisschen lauter sprechen.“

„Um Himmelswillen, zu einem Priester kann man so etwas doch nicht sagen. Lass nur.“

Meine Denkweise war aber immer schon so, dass, wenn ich die Fehler oder Untaten meiner Nächsten einfach ignorierte und schwieg, ich später darüber Rechenschaft ablegen müsste. Wenn ich mich wahrhaftig als Schwester im Herrn bezeichnete, sollte ich in Liebe ermahnen, was, so dachte ich, sicher die wahre Liebe darstellte. Was würde es bringen, wenn man in Anwesenheit des Pfarrers Nams sein Referat lobte, in Wirklichkeit aber unzufrieden war und die Lautstärke seines Vortrags monierte - das wäre in der Tat heuchlerisch.

Ich betete zum Herrn und vertraute Ihm innerlich mein Anliegen an: „Herr, wie soll man sich in solch einem Fall verhalten? Diese Menschen sind extra gekommen, um das Referat zu hören. Wenn sie jedoch nichts hören können, weil seine Stimme zu leise ist, kehren sie mit leeren Händen nach Hause zurück. Das wäre doch zu schade, nicht wahr?“

Im selben Moment sprach der Herr zu mir:

„Mein kleines geliebtes Baby!

Genau dieser Gedanke ist auch Mein Gedanke. Also mache dir keine Sorgen und sage in Liebe Bescheid.“

Nun war ich beruhigt und fasste den Entschluss, dies Pfarrer Nam mitzuteilen. Die erste Bibelauslegung machte Herr Paulus Lee. Der Inhalt war gut gewählt und seine Stimme gewaltig im Gegensatz zu Pfarrer Nam. Dementsprechend erntete er einen tosenden Applaus.

Nach dem Ende des Vormittagsprogramms gingen wir in den Speiseraum zum Mittagessen. Das Organisationsteam hatte ein Festmahl vorbereitet. Noch nie zuvor während meiner dreijährigen Arbeit als freiwillige Helferin, hatte ein Team eine derart prächtige Mahlzeit präsentiert. Trotzdem sagte der Vorsitzende dieser Gemeinde: „Es ist bescheiden, bitte bedienen sie sich.“

Als ich ehrlich erwiderte, „Herr Vorsitzender, es ist zuviel. Herr Jesus Christus kam nicht auf diese Welt, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Wir wollen auch nicht bedient werden.“, versetzte mir eine Kollegin einen Stich in meine Lende mit der Bemerkung, ich solle meinen Mund halten. Ich dachte bei mir: „Oh, war ich vorlaut oder gar ausgesprochen unbescheiden, da hier doch viele Helfer, die schon viel länger dabei sind als ich, sowie der ehrwürdige Hochwürden anwesend sind?“ Ich bereute schon meinen Einwurf und fragte den Herrn:

„Herr, was soll ich tun? Habe ich einen Fehler begangen?“

Der Herr gab mir zur Antwort:

„Nein, sie wissen sehr wohl, dass sowohl deine Gedanken als auch Worte richtig waren. Sie hielten ihren Mund wegen ihres Ansehens sowie Rufes. Du aber sprachst ohne Furcht aus, was du meintest, wodurch sie ihren Stolz verletzt sahen. Deshalb lachten sie über deine großherzige Liebe und kritisieren dich. Dennoch, Mein Baby! Folge Mir unbeirrt gerade nach, ohne zu zögern.“

„Ja, Herr, wie du mich führst, so werde ich Dir folgen.“

In diesem Augenblick erinnerte ich mich an die Aussage, dass das Referat des Pfarrers Nam gut sei, jedoch man seine Worte wegen seiner leisen Stimme in den hinteren Reihen kaum verstehen könne. Ich verrichtete zuerst ein Stoßgebet zum Herrn und suchte anschließend Pfarrer Nam auf.

„Herr Pfarrer, ich habe ein Anliegen, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte.“

„Ja, bitte, was gibt es?“

„Herr Pfarrer, Ihr Referat war sehr gut.“

„Und…?“

„Es wäre noch besser gewesen, wenn Sie ein bisschen lauter gesprochen hätten.“

„Ah, meine Stimme war zu leise…“

„Ihr Referat war sehr gut. Leider konnten wir es in den hinteren Reihen nicht gut verstehen, obwohl wir unsere Ohren gespitzt hatten. Ich fand Ihr Referat sehr wertvoll. Deshalb war es schade, dass viele Leute davon nichts mitbekommen haben. Wenn ich Sie mit meinen Worten gekränkt haben sollte, dann bitte ich Sie um Vergebung.“

„Nein, Julia, ich bin Ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet. Würden Sie bitte während meines nächsten Referats in der hintersten Reihe Platz nehmen und mit  erhobener Hand aufstehen, wenn meine Stimme wieder zu leise klingen sollte?“

So setzte ich mich während seines nächsten Referats in die letzte Reihe. Er sprach mit einer lauten Stimme, die auch für meine Ohren gut zu hören war. Ich machte einen runden Kreis mit meinem Daumen und dem Zeigefinger und gab ihm so das Zeichen, dass alles bestens sei. Er lächelte mir zu und beendete sein hervorragendes Referat.

Alle diese Dinge sind geschehen, da der Herr mich, eine Unwürdige, je nach Bedarf als Sein Werkzeug benutzte…

Aus ganzem Herzen dankte ich dem lieben Heiland für alles.


56. Weil sie sich liebten, mussten sie sich für lange Zeit trennen (18. September 1982)

Unser Kreis der charismatischen Bewegung veranstaltete in Hae-Nam ein Heiliggeist-Exerzitium, in der ich eine Gruppe, bestehend aus jungen Frauen, leitete. Unter ihnen war Frau B., eine sehr gepflegte Erscheinung mit einem sorgfältig geschminkten Gesicht. Sie bemühte sich immer zu lächeln und rein äußerlich gelang es ihr auch zeitweilig fröhlich zu wirken. Nichtsdestotrotz hatte ich den Eindruck, dass sie damit nur ihren inneren Kummer zu verbergen versuchte. Zudem spürte ich, dass sie sehr krank war. In der Pause holte ich sie zu mir und betete innigst für sie.

Als ich meine Hand auf ihre Brust legte und für sie zu beten anfing, musste ich sehr stark husten. Mein Husten wurde immer stärker. Ich hatte alle Mühe zu atmen. Inzwischen lag Frau B. in meinen Armen, und ich erkannte anhand meiner Beschwerden, dass Frau B. an Lungentuberkulose litt. Als ich mein Gebet beendet hatte, offenbarte sie mir ihr Herz:

„Verehrte Leiterin, können Sie ein Geheimnis für sich bewahren, welches ich Ihnen jetzt anvertrauen werde?“

„Freilich, keine Frage. Ich bin als Dienerin Gottes hier, deshalb habe ich auch keinen Grund, Ihr Geheimnis jemandem weiterzuerzählen, außer dem lieben Heiland. Seien Sie also ganz beruhigt und reden Sie.“

Sie erzählte mir ihre Geschichte: Sie und ihr Ehemann hatten sich kennen und lieben gelernt und trotz des starken Widerstands seiner Familie geheiratet. Unmittelbar nach der Hochzeit hatten die beiden erfahren, dass sie an Lungentuberkulose erkrankt war. Sie waren außer sich vor Sorge. Denn wenn ihre Schwiegerfamilie davon erfahren würde, würde sie womöglich ihren Mann dazu zwingen, sich von ihr scheiden zu lassen, da sie schon von Anbeginn gegen die Heirat gewesen war…

Von diesem unerwarteten großen Unglück tief getroffen, hatten sie sich fest umarmt und lange geweint. Nach reichlicher Überlegung waren sie schließlich zu dem Entschluss gekommen, sich zum Auskurieren der Krankheit vorläufig zu trennen, auch wenn es für beide sehr hart sein würde. Denn die Ärzte der Klinik hatten ihr nahe gelegt, sich ein Jahr lang einer medikamentösen sowie therapeutischen Behandlung zu unterziehen und ein Leben in völliger Enthaltsamkeit zu führen, wodurch sie zur Heilung gelangen könnte. Sie hatten den Ärzten ihr Vertrauen geschenkt und sich für eine einjährige Trennung entschieden. Ihr Eheglück drohte unverhofft an dieser Krankheit zu zerbrechen.

Ihr Mann hatte sich entschlossen, einen Job im Ausland wahrzunehmen, um ihr die notwendige Enthaltsamkeit zu ermöglichen, und seiner Familie Folgendes mitgeteilt: „Ich habe einen Job mit sehr guten Konditionen im Ausland angenommen, weil ich, solange ich noch jung bin, möglichst viel Geld verdienen will. Dafür müssen meine Frau und ich uns leider für ein Jahr trennen."

Die Familie war entsetzt und strikt dagegen mit der Begründung, dass sich ein Ehepaar, das sich gerade in den Flitterwochen befindet, nicht so einfach  trennen dürfe, selbst wenn es sich um einen guten Job handelte. Trotzdem war er kurz danach ins Ausland geflogen und hatte nur eines im Sinn, nämlich die schnellstmögliche Heilung seiner Frau. Ihm war kein Opfer zu groß. Indes unternahm sie alles, um diese Krankheit zu besiegen. Innerlich litt sie an schrecklicher Einsamkeit wegen der Abwesenheit ihres geliebten Mannes. Zudem hatte sie niemanden in ihrer Nähe, dem sie den wahren Grund ihrer Trennung erzählen konnte. Die hässlichen medikamentösen sowie die anderen notwendigen Therapiemaßnahmen hatte sie bereitwillig angenommen und sehnsüchtig auf die Heimkehr ihres Mannes gewartet. Als ihr Mann endlich zurückgekehrt war, stellten die Ärzte fest, dass die Tuberkulose nicht ganz auskuriert war. Sie trennten sich für ein weiteres Jahr und ihr Mann war erneut ins Ausland gegangen. Ihr Herz war voller Traurigkeit und wollte schier zerspringen. Aber es half ihnen alles nicht. Sie hatten sich unter vielen Tränen wieder getrennt und sich in eine ungewisse Zukunft verabschiedet. Das war etwa vor einem Jahr.

Nun nahte die Zeit der Heimkehr ihres Ehemannes. Doch ihre Krankheit wollte partout nicht von ihr weichen, weshalb sie nun versucht war, lieber zu sterben als so weiter zu leben.

„Ich konnte bisher niemandem mein leidgeprüftes Herz anvertrauen, weder einem Priester noch einer Nonne oder sonst irgendjemandem in der Gemeinde, weshalb die Seelenqualen meines Herzens immer schlimmer wurden. Dementsprechend verzögerte sich auch der Heilungsprozess der Lungentuberkulose. Nun bin ich sowohl seelisch als auch körperlich am Ende angelangt und will meinem Mann kein weiteres Opfer mehr zumuten. Aber heute, wo ich ihnen begegnet bin, habe ich das sichere Gefühl, dass ich geheilt werde.“

Nach unserem inbrünstigen Gebet für sie war sie endlich in der Lage, den Menschen, die ihr weh getan hatten, zu vergeben, insbesondere der ganzen Schwiegerfamilie. Und schließlich gelang es ihr, die Keime des Hasses in ihrem Herzen radikal zu ersticken und diese in Liebe umzuwandeln.


57. In der Zeit des Nüchternheitsgebotes sollte man sein Gewissen prüfen (22. September 1982)

Beim Kommunionempfang während der hl. Messe fiel mir eine Bekannte, eine Helferin unseres Kreises, auf, die nicht zur hl. Kommunion ging. Ich hatte den Eindruck, dass sie auf den Empfang die hl. Kommunion nicht wegen ihrer Sünden verzichtete, sondern weil sie das Nüchternheitsgebot nicht eingehalten hatte. Dies zu beobachten tat mir richtig in der Seele weh. Selbst wenn sie gesündigt hätte, hätte sie jetzt zur Beichte gehen können, weil ein Priester im Beichtstuhl saß.

Der Herr Jesus Christus liebt uns so sehr, dass Er sich selbst beim letzten Abendmahl durch das Paschageheimnis für uns zur Speise hingab und persönlich zu uns kommt. Wenn sich jemand im Stand der Sünde befindet, ist es klar, dass er nicht zur hl. Kommunion gehen kann. Doch wenn es aus falsch interpretiertem Verständnis nur den Regeln nach geschieht, wie z. B. dem Nüchternheitsgebot, ist es sehr bedauerlich. Darum stellte ich ihr die folgende Frage:

„Schwester im Herrn, warum haben Sie die hl. Kommunion nicht empfangen? Ist es wegen des Nüchternheitsgebots, da Sie womöglich zu spät gefrühstückt haben?“

Wie ich vermutet hatte, bejahte sie meine Frage.

„Sie wissen doch, warum man eine Stunde vor dem Empfang der hl. Kommunion das Nüchternheitsgebot halten sollte?“

Mit einem Lächeln antwortete sie mir: „Wenn ich die hl. Kommunion empfangen will, muss ich meinen Magen leer haben, nicht wahr?“ Diese Antwort machte mich traurig.

„Lieber Heiland, wie soll man in solch einer Situation vorgehen. Darf ich Dir meine Gedanken anvertrauen?“

Der Herr sprach zu mir:

„Denke daran, dass Ich stets bei dir bin, und sage aufrichtig deine Meinung. Ich werde immer mit dir sein.“

Nach diesen Worten fand ich den Mut und sagte zu ihr:

„Schwester im Herrn, das Nüchternheitsgebot ist nicht dazu da, um gegessene Speisen zu verdauen. Diese Stunde ist in erster Linie dafür vorgesehen, dass wir unser Gewissen erforschen, um den Herrn würdig zu empfangen. Wir empfangen die hl. Kommunion nicht nur für unseren Leib, sondern auch für unsere Seele. Das Nüchternheitsgebot dient dazu, sein Gewissen zu erforschen. Früher waren es drei Stunden und zurzeit ist es ja auf eine Stunde reduziert. Am wichtigsten ist es, dass man vor der hl. Messe sein Gewissen durchleuchtet, ob man würdig ist zum Empfang des Herrn. Findet man doch noch Sünde in sich, so sollte man sofort beichten und ggf. die Betroffenen um Vergebung bitten und erst danach die hl. Kommunion empfangen. Der Herr Jesus wünscht sich allzeit, dass wir uns mit Ihm vereinigen und wir dadurch in der Heiligsten Dreifaltigkeit ‚Eins’ werden.“

In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich in Anwesenheit vieler älterer Helfer einfach drauf losgeredet hatte; aber für mich als eine der Jüngsten wäre Zurückhaltung angebracht gewesen. Dies war mir sehr peinlich, weshalb ich richtig verlegen wurde. Darum sagte ich:

„Oh, bitte vergeben Sie mir, ich habe als Neuling und als Unerfahrene zuviel daher geredet. Wenn ich Sie dadurch gekränkt haben sollte, bitte ich um Entschuldigung.“

Darauf erwiderte Frau Lee aus Gwangju:

„Ja, aber es stimmt doch. Es ist doch tatsächlich so, dass es bei dem Nüchternheitsgebot nicht nur um die Zeit der Verdauung geht. Es gibt ein Sprichwort, welches besagt, dass sogar ein 80-jähriger Opa von seinem 3-jährigen Enkel lernen kann. Ich wirke schon lange in der Charismatischen Bewegung mit, doch so etwas Gutes habe ich selten zu hören bekommen. Danke, Julia, das war wirklich prima. Danke noch einmal, dass du uns zu dieser Erkenntnis geführt hast.“

Alle waren sich einig, dass alles, was ich ausgesprochen hatte, der Wahrheit entsprach. In diesem Moment hörte ich die flüsternde, liebevolle Stimme des Herrn:

„Meine kleine Seele!

Ich gab Meinen ganzen Körper hin, um euch mit Meinem Fleisch und Blut zu ernähren und Mich mit euch zu vereinigen. Wenn jemand jedoch die Tür seines Herzens verriegelt, nur Desinteresse zeigt und nach Fleischlichem sucht, wie kann Ich da in sein Herz hineingehen und in ihm leben? Aber wer sich bemüht, seinen Nächsten zu achten, und begehrt, sich mit wahrhaftig liebendem Herzen mit Mir zu vereinigen, sowie sehnlichst nach Mir sucht, den werde Ich niemals ablehnen und auch nicht Mein Antlitz von ihm abwenden. Ich werde diesen Menschen in Meiner Liebe verweilen lassen.“


58. Der schreckliche nächtliche Husten mit Blutauswurf (21. Oktober 1982)

Wegen des enormen Zustroms von Kundinnen, welche unbedingt von mir frisiert werden wollten – seitdem ich den ersten Preis bei der Friseurweltmeisterschaft gewonnen hatte -, konnte ich mir gar keine Pause mehr gönnen. Obwohl ich fleißig ununterbrochen arbeitete, warteten die Kundinnen im Normalfall zwei bis drei Stunden. Manche gaben entnervt wegen der langen Wartezeit auf, aber die meisten Kundinnen warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.

Ab dem Zeitpunkt, als ich für Frau B., die an Lungentuberkulose erkrankt war, zu beten angefangen hatte, litt ich an einem schlimmen Husten - und das bei der vielen Arbeit. Trotz des schlimmen Hustens konnte ich mir keinen Krankenhausbesuch erlauben, da ich hierfür absolut keine Zeit mehr hatte. Es war nun aber nicht so, dass ich unbedingt Geld sparen wollte. Der wahre Grund dafür war, dass ich meine Kundinnen nicht einfach nach Hause schicken konnte; denn sie alle wollten unbedingt nur von mir bedient werden. Ich stand wirklich vor einem Dilemma: Wenn ich sie zurückschickte, würde ich sie sicher enttäuschen bzw. ihnen wehtun; und das bedeutete, ich würde gegen das Gebot der Nächstenliebe verstoßen!

Inzwischen nahte das „Mondscheinfest“ (eine Art Erntedankfest) und meine Hustenanfälle wurden immer schlimmer. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass diese nun von blutigem Auswurf begleitet waren. Ich dachte dabei ganz leichtsinnig bei mir, dass die Schleimhäute meiner Bronchien vielleicht durch das ständige Husten verletzt worden wären, und suchte trotz allem immer noch keine Klinik auf.

Wenn ich während des Föhnens einen Hustenanfall bekam, überließ ich kurzer Hand der Kundin den Föhn. Danach ging ich schnell nach draußen, beugte mich nach vorne, weil es mir sehr weh tat, hielt meine Brust zusammen und hustete lange, wobei ich dann wieder den blutigen Auswurf hatte. Trotz der schlimmen Hustenanfälle mit blutigem Auswurf verbunden mit heftigen Schmerzen, welche ich für meine Kundinnen beim Frisieren aufopferte, praktizierte ich konsequent das „Lebendige Gebet“, d.h., jede Situation des Alltags in Gebet zu verwandeln; und dies machte mir sehr viel Freude. Gut zwei Wochen lang plagte ich mich mit diesem schrecklichen Husten herum, und Nacht für Nacht wachte ich mit weit geöffneten Augen auf. Mein Zustand verschlechterte sich so sehr, dass ich schon Angst bekam, wenn es nur dunkel wurde. Und langsam bekam ich auch Gewissensbisse: Ich dachte, ich könne diesen Zustand meinen Kundinnen nicht weiter zumuten und entschloss mich daher doch zum Besuch einer Privatklinik.

Der Chefarzt, der mich untersucht hatte, sagte mir und meinem Mann, dass er bei meinem akuten Zustand nicht einmal mehr „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ anwenden könne. Ich solle so schnell wie möglich das evangelische Krankenhaus in Gwangju aufsuchen. Dieses Krankenhaus war zur damaligen Zeit die beste Klinik in der Jeon-Nam Provinz für die Behandlung von Lungentuberkulose. Mein Mann Julio war so erschrocken, dass er mit mir sofort in das besagte Krankenhaus fahren wollte - aber ich wollte unbedingt nach Hause. Dort angekommen, sagte ich zu Julio: „Bitte, bete jetzt für mich!“

„Wie bitte? Was kann ich dadurch erreichen? Ich habe doch nicht die Gabe der Heilung.“, entgegnete er mir.

Ich erwiderte: „Wer hat das Charisma der Heilung? Wer mit Liebe betet, der kann auch Heilung erzielen, also bete mit mir!“

Wir hielten unsere Hände zusammen und beteten etwa eine Stunde lang, als ich plötzlich die liebevolle Stimme Jesus Christus hörte:

„Ja, genau das ist es!

Gibt es etwas Stärkeres als die Liebe? Bemüht euch deshalb umso mehr, konsequent in Liebe zu leben, und werdet wie Ich.“

Ab diesem Zeitpunkt hörte der schlimme Husten schlagartig auf.


59. Schauen Sie her, hier sehen Sie doch ein riesiges Loch! (20. März 1983)

Fünf Monate waren seitdem vergangen. Im vergangenen Februar musste ich mich einer Routineuntersuchung beim zuständigen Gesundheitsamt unterziehen. Das Ergebnis war ernüchternd, und deshalb sollte ich mich in einer großen Fachklinik für innere Medizin noch einmal gründlich untersuchen lassen. So begab ich mich unverzüglich in die Fachklinik in Gwangju. Nach der Röntgenuntersuchung fragte mich der behandelnde Arzt: „Frau Kim, gibt es in Ihrer Familie jemanden, der an Lungentuberkulose erkrankt ist?“

Ich antwortete mit einem sicheren „Nein“.

Daraufhin fragte er mich nochmals: „Ja, aber Sie waren doch bestimmt schon einmal an Lungentuberkulose erkrankt?“

Ich antwortete wieder laut und sicher: „Nein, nie.“ Der Arzt bewegte seinen Kopf unverständlich hin und her und stellte mir nochmals die Frage, ob ich nicht doch schon diese Krankheit gehabt habe. Ich gab ihm absolut selbstsicher immer die gleiche Antwort, dass ich zu keiner Zeit an Lungentuberkulose erkrankt gewesen sei. Schließlich wurde er zornig, zeigte mir das Röntgenbild und sagte mit entnervter Stimme:

„Hören Sie, Sie sind jetzt von der Lungentuberkulose geheilt. Warum, um Himmelswillen, müssen Sie die Krankheit abstreiten und mich auch noch belügen. Schauen Sie her, hier sehen Sie doch ein riesiges Loch. Wollen Sie mir immer noch die Unwahrheit sagen?“

Ich verstand die Welt nicht mehr. Woher konnte das Loch stammen? Ich wurde nachdenklich, überlegte sehr genau und erinnerte mich an jenes Ereignis im vergangenen September in Hae-Nam: ´Oh ja, vor gut sechs Monaten, während eines Heiliggeist-Exerzitiums, da hatte ich doch Frau B. kennengelernt. Nachdem ich für Frau B. um die Heilung ihrer Lungentuberkulose gebetet hatte, hatte ich schrecklichen Husten mit blutigem Auswurf bekommen und vier Wochen lang darunter gelitten.´

„Oh, oh mein Herr, vielen, vielen herzlichen Dank!

Du hast sie geheilt. Ich betete damals: ´Herr, gib mir ihre Leiden und heile sie bitte im Gegenzug.´ Du hast das Gebet einer Sünderin erhört. Dir sei Lob, Dank, Ehre und ewige Anbetung.“

Die schlimmen Leiden meiner Nächsten taten mir von tiefstem Herzen weh, und so hatte ich inbrünstig für die Heilung der Krankheit von Frau B gebetet. Nun hatte Gottvater dafür gesorgt, dass ich an ihren Leiden teilhaben durfte. Mich überkam ein unbeschreibliches, überwältigendes Glücksgefühl. So ein freudiges, dankenswertes Ereignis! Als ich für eine Weile inmitten dieses Glücksgefühls versunken war, hörte ich die Stimme des Herrn:

„Meine kleine Seele, die du deine Nächsten wie dich selbst liebst! Ich werde immer in dir weilen und mit dir leben; daher fürchte nichts.“

„Oh, oh mein Heiland! Ich fürchte mich vor nichts, da Du in mir bist und ich in Dir lebe.“

„Aber ja, Meine gutherzige Seele!

Deine Seele werde geläutert durch das Liebesfeuer meiner Gegenwart, wodurch du in Meinem Barmherzigen Herzen mit unverhofften Gnaden leben wirst.“


60. Auch heute erhielt ich große Liebesbeweise (8. Februar 1983)

Ich war mit meinem Mann Julio auf dem Weg nach Gwangju, um uns mit unserer ältesten Tochter zu treffen. Aus einer Telefonzelle beim Busterminal „Mokpo“ wollte ich sie anrufen und versuchte, möglichst schnell eine Verbindung zu meiner Tochter herzustellen; aber es gelang mir nicht. Deshalb war ich ziemlich aufgeregt. In dieser Situation kam mein Mann Julio herein und drängte mich ungeduldig: „Beeil dich, der Bus nach Gwangju wird gleich abfahren. Du musst unverzüglich die Telefonzelle verlassen und mitkommen.“ Als ich schnell den Hörer einhängen wollte, glitt im selben Moment das Münzgeld aus meinen Händen. Eigentlich hätte ich in dieser Eile auf den Groschen verzichten können. Doch in der Meinung, dass, indem ich den Groschen aufhob, Seelen, die sonst verloren gegangen wären, ihre Rettung finden würden, hob ich eilig die Münze auf. Als ich mich hastig aufrichtete, stieß mein Kopf erbarmungslos gegen den schweren Telefonapparat und sogleich fiel ich zu Boden. Ich sah Sternchen, konnte nicht klar denken und doch schoss mir blitzschnell das Kreuzesleiden Jesu Christi durch den Kopf. Ich opferte eilig diese Schmerzen dem Heiland für die Bekehrung der Sünder auf:

„Oh, oh mein Herr, Du hast uns durch Deine unbeschreiblichen, grausamen Kreuzesleiden und unzähligen Geißelungen erlöst. Ich schenke Dir meine Schmerzen, verfüge bitte über sie, wie es Dir beliebt.“

Ich richtete mich mit großer Anstrengung auf, tastete vorsichtig auf meinem Kopf herum und stellte fest, dass dort eine riesige Beule entstanden war. Zudem plagten mich so schreckliche Kopfschmerzen, als ob mein Kopf zerspringen würde.

Während der ganzen Fahrt bekam ich bei der kleinsten Erschütterung des Busses noch schlimmere Kopfschmerzen. So hielt ich mit meinen Händen den Kopf fest, um ihn möglichst ruhig zu stellen. Da ich Julio keine Sorgen bereiten wollte, erzählte ich ihm kein Wort von dem, was soeben in der Telefonzelle passiert war. Er aber sah mein schmerzverzerrtes, bleiches Gesicht und erschrak.

„Ist etwas geschehen?“

„Ja, auch heute wurde mir die große Liebe des Herrn zuteil. Der Herr wird diese Schmerzen der Liebe, welche ich Ihm aufopfere, für Seine Zwecke nutzen.“

Julio nahm fest meine Hand und sagte mit mitleidsvollen Augen:

„Ich habe den Eindruck, du erhältst ein bisschen zuviel Liebe. Ich wünschte, es wäre ein bisschen weniger…“

„Nein, mein Lieber, ich versprach dem Herrn, nun im Verborgenen zu wirken. Von nun an lebe ich nicht mehr mein eigenes Leben, sondern der Herr Jesus Christus ist es, der in mir lebt. Daher überlasse ich Ihm alles.

Bitte hilf auch du mir jederzeit dabei, da ich mich gänzlich dem Herrn aufgeopfert habe.“

„Sicher, freilich.“, antwortete Julio.

„Oh mein Herr! Kümmere Dich bitte um meine Familie, da ich mich Dir als Dein Werkzeug ganz zur Verfügung gestellt habe. Alles geschehe nach Deinem Willen.“

„Meine geliebte kleine Seele!

Da du Mir alles anvertraut hast, sollst du dich um nichts sorgen. Lernt aus Meiner Lehre und Meinen Gesetzen und wirkt in der Einheit, damit ihr die euch aufgetragenen Aufgaben erfüllt.“


61. Das Gleichnis mit dem Esel, auf dem Jesus ritt (9. Februar 1983)

Ich hatte meine Schwiegerfamilie besucht und war auf dem Heimweg, als ich im Busterminal von Gwangju Frau A. traf. Sie hatte schweres Gepäck bei sich - auf dem Kopf und an den Händen. Als sie mich sah, sprach sie mich an und prahlte: „Julia, ich komme gerade aus Busan. Dort betete ich für viele Patienten, und viele von ihnen sind durch mein Gebet geheilt worden. Das hier sind alles Geschenke von den Leuten, welche durch mich geheilt worden sind.“

Von dieser Aussage wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen. So tief war ich erschrocken. Wie konnte das sein, da sie doch keine Ärztin ist? Also konnte sie doch nicht behaupten, dass sie jemanden geheilt hätte. Zwar hatte ich ab und an solche oder ähnliche Aussagen auch von Mitarbeitern unserer Charismatischen Bewegung gehört, aber ihre Aussage heute tat mir besonders weh. Wer die Gabe der Heilung oder Teufelsaustreibung besitzt, der kann dies nicht aus eigener Kraft tun, sondern nur durch die Allmacht des Herrn, weil Er uns je nach Bedarf als Werkzeug benutzt. Während der ganzen Fahrt nach Naju bemühte ich mich in Betrachtung beim Heiland zu sein. Aber in meinem Kopf kreisten ununterbrochen die Gesichter der vielen Helfer der Charismatischen Bewegung sowie der Mitglieder der Legio Mariä. Diese verhinderten meinen seelischen Frieden.

Wenn wir, nur der Gottesmutter folgend, demütig für Gott wirkten und alle Ehre Gott zuteilwerden ließen, erhielten wir umso mehr Gnaden und umso mehr könnten wir segensreich wirken. Warum müssen nur so oft so viele Menschen die alleinige Ehre, welche ja nur Gott zusteht, für sich beanspruchen?

Ich denke dann immer an den Esel, auf dem der Herr Jesus Christus in Jerusalem saß: Als Jesus nach Jerusalem einritt, empfing Ihn die Menge mit „Hosanna“-Jubelrufen. Die Menschen breiteten ihre Kleidung aus und legten Palmenblätter auf den Weg, auf dem der Herr vorbeireiten sollte. Wenn der Esel die Situation richtig erkennt und denkt, ‚Oh, diese Menge bejubelt meinen Herrn. Ich muss also meine Pflicht richtig versehen, damit mein Herr ja nicht von meinem Rücken herunterfällt.’, und er vorsichtig voranschreitet, so würde dem Herrn Jesus auch nichts geschehen. Wenn er jedoch falsch dächte und stolz meinte, ‚Die Menge bejubelt mich.’, würde er vor Freude hüpfend daher stolzieren. Dann könnte es passieren, dass unser Heiland nicht mehr bequem sitzen bleiben könnte, vielleicht sogar vom Esel herunter fiele und sich somit schwerer Gefahr aussetzte. Der Herr könnte auch von der Menge wegen der Einbildung des Esels ausgelacht werden.

Ich wünschte, dass alle berufenen Kinder Gottes mit den ihnen verliehenen Gaben für Gott allzeit demütig in Liebe ihre Aufgaben verrichteten. Dadurch könnten sie das zerrissene Heiligste Herz Jesu heilen sowie die in ihm befindlichen Dornen und Nägel entfernen.

„Herr, mein Geliebter!

Ich bin eine unwürdige Sünderin. Du aber liebtest mich trotzdem und beriefst mich in Deinen Weinberg. Ich bitte Dich, hilf mir, dass ich in keiner Situation hochmütig werde. Bekleide mich mit der Ritterrüstung der Demut, damit ich nicht stolz werde. Bewache, beschütze mich, diese unwürdige Sünderin, damit ich nicht den Fehler begehe, den Balken im eigenen Auge zu übersehen, während ich den Stachel aus den Augen der Anderen entfernen will. Ich will mich nur für Deine Ehre ganz hingeben. Bitte lass mich in Dir atmen und wohnen.“

„Oh, Meine geliebte kleine Seele!

Es gibt auch Seelen, welche sich mit dem Vorwand, Mich zu verkünden, in falscher Spiritualität hinter versteckter Heuchelei und Gier in den Mittelpunkt  stellen. Deshalb erleidet Mein Herz sehr starke Schmerzen. Aber da es eine kleine Seele wie dich gibt, die mit liebevoller Zärtlichkeit nur nach Meinem Namen ruft und Mir die alleinige Ehre reicht, werde Ich getröstet.“


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